Wie der erste selbstfahrende Mähdrescher in Grüna konzipiert wurde

Jubiläum DKW-Rennfahrer-Legende Hans Sprung war an der Konzeption von Dieselmotoren beteiligt

Chemnitz/Zschopau. 

Chemnitz/Zschopau. In der Dorfstraße 52 im Chemnitzer Ortsteil Grüna entstand in den Nachkriegsjahren im Konstruktionsbüro und Fahrzeugbau Oberingenieur August Prüßing der erste selbstfahrende Mähdrescher Ostdeutschlands.

 

Werkseigene Rennabteilung in Zschopau

Der gebürtige Berliner stand seit 1925 in Diensten von DKW am Zschopauer Standort, im Entstehen befand sich zu dem Zeitpunkt die werkseigene Rennabteilung unter der Leitung von Oberingenieur Hermann Weber. Zwei Jahre später übertrug man die leitende Funktion August Prüßing, der die DKW-Rennfahrer bis 1941 von Sieg zu Sieg führte, darunter auch Rennfahrer Hans Sprung. Der Zschopauer Schlosser stand seit Ende 1918 in Diensten von DKW, als Meister durchlief er dort die Abteilungen Werkzeugbau, Motoren, Fahrzeugmontage, Einfahrabteilung und Versuch. Auch an der Entwicklung des Dampf-Kraft-Wagens hatte Hans Sprung, dessen Gesellenprüfung in Chemnitz mit dem Prädikat "vorzüglich" ausgezeichnet wurde, Anteil.

 

Entstehung des ersten Mähdreschers

Mit dem Untergang der Auto Union eröffnete August Prüßing gegen Ende 1946 eine Fahrzeugbaufirma und holte sich Tausendsassa Hans Sprung ins Boot. In den drei Jahren bis zur Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 entstand an dieser Adresse auf dem Reißbrett der erste Mähdrescher der damaligen Ostzone. Es gab zwar bereits in der Zeit vor Kriegsausbruch Varianten. Jedoch mussten Zugtiere oder Traktoren vorgespannt werden. In Sachsen war der von Prüßing entworfene Mähdrescher der erste kommerzielle Selbstfahrer auf dem Markt.

 

Enkel Michael erinnert sich

Obermeister Hans Sprung war auf dem Gebiet der 2-Takt-Antriebe und bei Dieselmotoren gleichermaßen ein Mann vom Fach. 55-Jährige Enkel Michael Sprung erinnerte sich: "Mein Großvater hat in Chemnitz bei der Entwicklung des ersten Mähdreschers mitgewirkt. Er schwärmte immer davon, dass er neben Motorrädern auch beim Bau von Motoren für Erntemaschinen involviert war. Doch ins Detail ging er nicht. Dank seiner innovativen Arbeit wurde er Mitglied der Kammer der Technik, was ihm im Ruhestand zusätzlich zur Altersrente eine Intelligenzrente eröffnete." Fakt ist, dass wenige Tage nach Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 Prüßings Büro geschlossen wurde.

 

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