Zünfte mit Trachten sind deutsches Kulturgut

Nicht selten ist die Lederhose für andere Länder die Sache, die sie mit Deutschland direkt in Verbindung bringen.

Das ist nicht verwunderlich, denn diese ausschließlich bayerische Tracht hat ein echtes Alleinstellungsmerkmal und ist sonst nirgends auf der Welt so vorzufinden. Trotzdem wissen viele nicht, dass Trachten in Deutschland fast überall Tradition haben und eben nicht nur in Bayern. Noch immer legen vor allem unsere älteren Einwohner großen Wert auf ihre Tracht, um die Historie ihrer Heimat aufrechtzuerhalten, was ein Segen für uns alle ist, so stirbt die deutsche Trachtentradition nicht aus, auch wenn diese im Alltag heute weniger eine Rolle spielt, als dies noch vor 100 Jahren der Fall war.

Sächsische Trachten und das Erzgebirge

Auch in Sachsen spielten Trachten schon vor Jahrhunderten eine große Rolle, um die Hingabe zur Heimat und die heimische christliche Volkssitte Ausdruck zu verleihen. Rund um Dresden wurde dafür sogar ein großes Volkstrachtenfest veranstaltet. Im Erzgebirge sind vor allem die Bergmannstrachten weit verbreitet und werden noch heute auf Paraden getragen. Die Erzgebirgischen Trachten der Frauen weisen mit der weißen Bluse, der Weste und dem Rock, von einer Schürze bedeckt, eine starke Ähnlichkeit zum bayrischen Dirndl auf.

Der Schwarzwald und die Sorben

Zwei Trachten, die auch heute noch einen recht hohen Bekanntheitsgrad besitzen, sind die der Sorben und der Bewohner des Schwarzwaldes. Im Schwarzwald ziehen vor allem die Hüte mit den großen, aus roter, verfilzter Wolle hergestellten Bollen (Bommeln) die Aufmerksamkeit auf sich. Diese wirken dadurch so riesig, dass sie das Hauptmerkmal der Schwarzwälder Tracht darstellen. Ähnlich ist das bei den Sorben mit der auffälligen Verzierung der Ränder der Trachten. Noch heute gibt es kleine Gemeinden, die das bunte, von Hand genähte Gewand tragen, um diese besondere Tradition am Leben zu erhalten.

Allgäuer Viehscheid. Bildquelle: Michael via pixabay

Augsburger Trachten

Obwohl Augsburg in Bayern liegt, unterscheiden sich die ursprünglichen Trachten der Stadt von den typischen traditionellen Bayerischen, bestehend aus Dirndl und Lederhose - kein Wunder, liegt Augsburg doch im schwäbischen Teil Bayerns. Die sogenannten Kniebundhosen reichen weiter über die Knie der Männer und zeichneten sich vor allem durch ein besonders großes Volumen aus, wodurch ein Kontrast zur schmalen Weste geschaffen wurde. Auffallend an der Augsburger Tracht ist außerdem der kostspielige Schmuck, der wahrscheinlich auf die damaligen wirtschaftsdominierenden Fugger zurückgeführt wird und den Reichtum an Kultur darstellen soll.


Bayrischer Trachtenhut. Bildquelle: Coleur via pixabay

Kopfbedeckungen als Wiedererkennungsmerkmal

Nicht nur bei der Tracht im Schwarzwald zieht die außergewöhnliche Kopfbedeckung alle Blicke auf sich. Auch in Niedersachsen und im Spreewald haben die Hüte eine große Bedeutung. Während die weißen Kopftücher im Spreewald zur traditionellen Tracht gehören und sich durch zarte, von Hand hergestellte, bunte Bestickung auszeichnen, wird die rote Haube der Niedersachsen als Teil der Hochzeitstracht verwendet. Diese wird per Hand mit Perlen verziert und stellt somit ein individuelles Einzelstück dar. Diese Tradition wird heutzutage nur noch von wenigen Gemeinden fortgeführt, was vor allem daran liegt, dass das leuchtende Rot der Haube nicht mit dem Weiß des Brautkleides harmoniert.

Immer noch aktuell, die Deutsche Zimmermannstracht. Bildquelle: J.P. Raak via pixabay

Zünfte mit Trachten

Schon sehr früh entwickelten sich für den Arbeitsalltag Zünfte in Deutschland. Noch heute trifft man diese in einer sehr ähnlichen Form in bestimmten Berufszweigen an. Der Zimmermann ist dafür ein gutes Beispiel, denn von dieser Tracht haben viele Menschen ein Bild vor den Augen. Während spezielle Berufsbekleidungen dieser Art heutzutage als praktisch gelten, weil sie den Ansprüchen der Arbeit zugutekommen, dienten sie früher als Gemeinschaftszeichen, das die Zugehörigkeit und Gemeinschaft einer Arbeitsgruppe darstellte. Die Trachten verliehen der Berufsgruppe Aufmerksamkeit und auch eine  gewisse Macht, denn so konnte signalisiert werden, wer der professionellen Riege angehörte.

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