Ohne ihn wäre Motorsport undenkbar: Zum 190. Geburtstag von Gottlieb Daimler

Pionier Erfinder des Kraftfahrzeugs hatte arbeitsreiches Leben

Stuttgart. 

Das erste motorisierte und daher Kraftfahrzeug wurde von Gottlieb Daimler auf die Räder gestellt. Ergo haben auch wir Motorsportler ihm einiges zu verdanken. Der erste Pionier wurde am heutigen 17. März vor 190 Jahren geboren.

Fakten zu Daimler

Gottlieb Daimler wurde also1834 geboren, und zwar im schwäbischen Schorndorf. Schon in ganz jungen Jahren war beinahe krankhaft an der sich entwickelnden Technik interessiert und ließ schließlich als junger Mann keine Gelegenheit aus, sich aus- und fortzubilden. Dazu nahm er, meist nur für kurze Zeit, überall Anstellungen an. Wenn nötig auch in Frankreich und England, Hauptsache die auserwählte Firma zählte zu den Besten und Fortschrittlichsten. Hatte er seinen vorerst Wissensdurst gestillt, wechselte er.

Gefragter Techniker beim Erfinder des Verbrennungsmotors

1872 kam er zu Nikolaus Otto's Motorengeburtsstätte "Gasmotorenfabrik Deutz AG". Hier hielt Daimler es, inzwischen 38-jährig, länger aus. Als einer der gefragtesten Techniker hatte er sich vertraglich sämtliche Kompetenzen zusichern lassen, so dass letztendlich die Gründer der Deutzer Motorenschmiede Otto und Langen selbst nach Daimlers Anweisungen zu handeln hatten.

So zeichnete zum Beispiel Otto, der Erfinder des Verbrennungsmotors, lediglich für den kaufmännischen Bereich des Unternehmens verantwortlich. Das Konstruktionsbüro leitete Daimlers ständiger Weggefährte Wilhelm Maybach.

Nach zehn Jahren und ständigen Querelen mit Nikolaus Otto verließ Daimler das Unternehmen. Wegen seines Herzleidens zog es ihn zurück ins "Ländle", genauer gesagt nach Bad Cannstadt. Der damalige Nachbarort Stuttgarts war für Daimler ob seiner Mineralquellen erste Wahl. Auch in der neuen, alten Heimat blieb der geniale Konstrukteur Maybach an seiner Seite. Im Gartenhaus des neuen Domizils nahmen beide die Arbeit wieder auf.

Der (erste) Daimler Reitwagen

In vielen Unternehmen hatten Benzinmotoren Dampfmaschinen und Gaskraftmaschinen entweder ganz oder zumindest teilweise abgelöst. Doch die Anwendungsmöglichkeiten sollten damit noch nicht erschöpft sein. Die Vision von Daimler und Maybach war ein "Selbstfahrer".

Unter strengster Geheimhaltung entstand im Gartenhaus des Anwesens schließlich der Daimler Reitwagen, ein (Benzin-)Motor-betriebenes Veloziped. Die Jungfernfahrt fand am 10. November 1885 statt und führte Daimlers Sohn Paul von Cannstadt nach Untertürkheim und wieder zurück. Reiter, Kutschenfahrer und Passanten beschimpften den jungen Mann und seine Teufelsmaschine. Die Familien Daimler und Maybach dagegen standen vollständig versammelt und mit Stolz-geschwellter Brust auf dem Hof des Anwesens und lauschten dem Knattern des Reitwagens. Das war die Geburtsstunde des Motorfahrzeuges. Der Daimler-Reitwagen hat zwar die Gestalt eines motorisierten Zweirades, ist allerdings nicht mit dem ersten Motorrad gleichzusetzen. Er diente lediglich als Versuchsträger für den schnelllaufenden Motor.

Dem Gegenwind zum Trotz

Nachdem nun alle Komponenten, die ein motorisiertes Fahrzeug benötigte, zusammen waren, machte man sich in Cannstadt schnell wieder an die Arbeit. Auf dem Weg zum Automobil sollte eine handelsübliche Kutsche motorisiert werden und auch diese sollte Lenkung, Getriebe etc. besitzen. Maybach entwickelte für diese eine Rutschkupplung, wenn man so will, ein prähistorisches Differential, um die unterschiedlichen Radumdrehungen des kurveninneren und kurvenäußeren Antriebsrades zu ermöglichen. Dieses Projekt konnte bereits ein knappes Jahr später realisiert werden, wenngleich Karl Benz seinen Patent-Motorwagen ein wenig eher im 130 Kilometer entfernten Mannheim vorgestellt hatte.

Den neuen Fortbewegungsmöglichkeiten stand die Öffentlichkeit aber nach wie vor mit vielen Vorbehalten gegenüber. Als Daimler dann aber begann Ruderboote motorisch anzutreiben und bei einer Vorführung auch Kaiser Wilhelm II. zugegen und begeistert war, ließ sich auch Kapital aus den Erfindungen schöpfen. Auch ein Luftschiff und eine Firmen-Straßenbahn versah Daimler mit Verbrennungsmotoren.

Turbulenzen im Geschäftsleben

In der Folgezeit verkauften sich Daimler-Aggregate recht gut. Um nun mit der Herstellung von Automobilen zu beginnen, konnte und musste ein Fabrikgelände in Cannstadt bezogen werden. Volle Auftragsbücher machten weitere Investitionen erforderlich. Diese konnten dann allerdings ohne fremde Geldgeber nicht mehr so einfach getätigt werden. 1890 wurde somit die Daimler-Motoren-Gesellschaft ins Leben gerufen. Nun holte allerdings Gottlieb Daimler die Geschichte ein. Hatte er früher in Nikolaus Ottos Fabrik diesen quasi entmündigt, so wiederfuhr im nun das Gleiche mit den neuen Gesellschaftern in seiner Firma, worauf er drei Jahre später aus dem Unternehmen ausschied.

Weitere zwei Jahre später bot die Daimler-Motoren-Gesellschaft die gesamten Patentrechte zum Verkauf an. Ein britisches Unternehmen zeigte Interesse, machte aber die Beteiligung Gottlieb Daimlers an der Unternehmensführung zur Bedingung. Nun war es wieder Gottlieb Daimler der die Konditionen bestimmte. Mit dem Unternehmen ging es in der Folge stetig aufwärts. Es wuchs und wuchs, nicht zuletzt weil Daimlers Maxime von Qualität bis in die kleinste Firmeninstanz durchexerziert wurden.

Der Aufstieg von "Mercedes"

Für die eigentliche Automobilisierung war Deutschland allerdings kein guter Nährboden, gab es doch zahlreiche Anfeindungen dem Neuen gegenüber. So kam es, dass, obwohl die entscheidenden Erfinder Otto, Daimler und Benz deutscher Nationalität waren, Frankreich eine tragende Rolle zukam. Hier fuhren die meisten Automobile und fand das erste Rennen, die Fernfahrt Paris-Rouen, statt. Auch der Name Mercedes ist französischen Ursprunges. Emil Jellinek, seines Zeichens Konsul zu Nizza, vertrieb Daimler Automobile. Er verkaufte diese ab 1900 unter Zuhilfenahme des Vornamens seiner Tochter, eben Mercedes. Den unaufhaltsamen Aufschwung der Marke mit dem Stern erlebte Gottlieb Daimler nur noch in Ansätzen mit. Er verstarb am 6. März 1900.

 

  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion