Flucht aus Abschiebehaft: Gefangenenausbruch in Dresden

Blaulicht Nach zwei Männern wird nun deutschlandweit gefahndet

Dresden. 

Dresden. Zwei Männern ist am Sonntagmorgen die Flucht aus der Abschiebehaft in Dresden gelungen. Die beiden dringend ausreisepflichtigen Gefangenen sind aus der Vollzugseinrichtung in der Hamburger Straße in Dresden entkommen, so die Landesdirektion. Ein Sprecher erwähnte, dass es sich dabei um zwei Männer algerischer Nationalität im Alter von 30 und 31 Jahren handelt. Die Polizei fahndet nun deutschlandweit nach den Geflohenen.

 

Pressekonferenz angekündigt

Bislang allerdings ohne Erfolg. Für den heutigen Montag ist eine Pressekonferenz der Landesdirektion angekündigt. Den Vorfall nutzen bereits nach wenigen Stunden bekannte Rechtsextreme für ihre Zwecke: Auf dem Telegram-Kanal der "Freien Sachsen" wird dazu aufgerufen, die Flüchtigen zu finden. Man habe sich bereits auf die Suche gegeben, um die Männer der Polizei auszuliefern.

 

Update der Polizei um 14 Uhr

Ersten Erkenntnissen zufolge seilten sich die Männer aus einem Fenster der Einrichtung in den Außenbereich der Einrichtung ab. Danach kletterten sie über einen Zaun und entfernten sich in unbekannte Richtung. Die Polizei fahndet nach den beiden algerischen Staatsbürgern. Zudem ermittelt die Kriminalpolizei wegen des Verdachts der Gefangenenbefreiung gegen unbekannt. Mit Blick auf das laufende Ermittlungsverfahren sind derzeit keine weiteren Angaben möglich.

 

Update der Pressekonferenz um 17 Uhr

Nach der Flucht zweier abgelehnter Asylbewerber aus der Abschiebehaft in Dresden hat die zuständige Landesdirektion Sachsen (LDS) Konsequenzen angekündigt. Allerdings wolle man erst das Ergebnis der Ermittlungen abwarten und keine Schnellschüsse machen, sagte LDS-Präsidentin Regina Kraushaar am Montag. Für konkrete Entscheidungen sei es zu früh. "Zunächst muss in Ruhe ausermittelt werden." Die Einrichtung für Ausreisegewahrsam und Abschiebehaft sei kein Gefängnis und habe niedrigere Standards. Die betroffenen Personen seien keine Strafgefangenen, stellte sie klar. Kraushaar zufolge ist zu prüfen, ob die Insassen - wie früher praktiziert - nachts wieder eingeschlossen werden. Im Rahmen eines Pilotprojektes habe man im September 2022 die Unterbringung gelockert, seither hätten die Betroffenen auch nachts Flure, Duschen und Gemeinschaftsräume betreten können. Die Absenkung des Sicherheitsniveaus werde nun auf den Prüfstand gestellt. Die LDS nehme diesen Vorfall zum Anlass, alle sicherheitstechnischen Anlagen und Prozesse zu überprüfen. 

Kraushaar zufolge wird das Objekt von einem Wachschutz gesichert. Der hatte aber trotz Rundgang die Bettlaken und die Flucht erst etwa drei Stunden später bemerkt. Ein ausgelöster Alarm wurde ignoriert, weil die Alarmanlage angeblich immer wieder Fehlalarm ausgelöst hatte - etwa wenn Spinnen über die Videokamera liefen. Der Alarm sei daher "manuell weggedrückt" worden und habe "nicht zu Verhalten geführt", wie es Kraushaar ausdrückte. Sie sprach von erheblichen Fehlern bei der Überwachung und menschlichem Versagen. Unklar ist bisher, wie die Geflohenen das Fenster öffnen konnten. Dazu seien Spezialschlüssel erforderlich, hieß es. Aufbruchspuren habe man nicht gefunden. Die Kriminalpolizei ermittelt auch wegen des Verdachts der Gefangenenbefreiung.

Von einer Gefahr für die Bevölkerung sei nicht auszugehen, sagte die Präsidentin. "Es gibt keinen Anhaltspunkt, die Leute verrückt zu machen. Die Bevölkerung muss nicht gewarnt werden." Beiden Männer seien als nicht gefährlich eingestuft. Nur einer von ihnen sei bislang wegen Straftaten wie Sachbeschädigungen, Diebstählen und einer Körperverletzung auffällig gewesen.

Im Januar 2020 waren schon einmal drei abgelehnte Asylbewerber aus der Einrichtung geflohen - am helllichten Tag. Einer von ihnen ist bis heute untergetaucht, einer ist unterdessen abgeschoben, der Dritte besitzt eine Duldung, teilte die LDS mit.

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