Umstrittene Lesung in Dresden: Uwe Steimle liest aus Victor Klemperers "LTI"

Veranstaltung Große Aufregung im Voraus, Verbot drohte

Dresden. 

Dresden. Am Donnerstagabend fand eine Lesung von Kabarettist Uwe Steimle, Arnold Vaatz und Antje Hermenau zu Victor Klemperers "LTI" in Stadtmuseum Dresden statt.

 

Im Voraus große Kritik an Veranstaltung

Der Saal im Dresdner Stadtmuseum war bis auf den letzten Platz gefüllt - einige Interessierte mussten draußen bleiben. In "LTI" analysiert der Holocaust-Überlebende Victor Klemperer die Sprache der Nazis. Zunächst kam an der Veranstaltung Kritik auf, weil unter anderem Steimle selbst in letzter Zeit mit verquerten Ansichten von sich Reden machte. Auch Buchhändlerin Susanne Dagen von den "Freien Wählern" stand für ihre Kontakte zu Rechtsextremen immer wieder negativ im Rampenlicht. Die Fraktion hatte die Veranstaltung organisiert. Weil zunächst die Rechte für die Veranstaltung nicht geklärt schienen und der Reclam-Verlag auch zunächst nicht vor hatte, diese zu erteilen, drohte die Absage. Nach dem Umdenken des Rechteinhabers verweigerte der Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (LINKE) die angedachten Räume: sie befürchtete eine Verunglimpfung der Holocaust-Opfer. Auch hier folgte nach Uneinigkeit mit Bürgermeisterkollege Jan Donhauser (CDU) schließlich das Umdenken.

 

Großes Interesse, aber auch Gegenwind

Der Wirbel im Voraus in jede Fall Werbung für die Organisatoren, die sich auch über ein großes Medieninteresse freuen dürften. Vor dem Stadtmuseum fanden sich etwa 30 Kritiker der Veranstaltung zu einer Demonstration gegen die Lesung zusammen. Insbesondere die Ansichten von Steimle und einigen Organisatoren empfinden sie als Provokation an einem geschichtsträchtigen Tag, die Lesung sei eine "Selbstverharmlosung" rechter Kräfte. Im Publikum der Lesung fanden sich dann tatsächlich auch der ein oder andere bekannte Kopf aus der rechten Protest-Szene wieder. Bevor die Lesung richtig losging, forderte Susanne Dagen die Besucher zu einer Schweigeminute auf.

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