Bärensteiner baut hubraumstärkstes Zweitaktmotorrad der Welt

Motorrad Ein MZ-Motorrad und ein DKW-Motor und alles aus Zschopau

Bärenstein. 

Bärenstein. Der 56-jährige Gerald Richter baute innerhalb von rund zwei Jahren das hubraumstärkste Zweitaktmotorrad der Welt. Die einzigartige MZ-DKW ZTZ 1100 ist eine Hommage an die Zschopauer Marken DKW und MZ. Dazu kam der Bärensteiner auf die geniale Idee, einen Stationärmotor von DKW, der vorwiegend in Tragkraftspritzen TS8 der Feuerwehr eingebaut wurde, in ein Fahrgestell einer ETZ 250 zu verpflanzen.

 

Kartoffelfest inspirierte den 56-Jährigen

Alles begann vor drei Jahren: Der Tüftler und Oldtimerfreund besuchte das Kartoffelfest in Mildenau mit seiner Zündapp DBL200, Baujahr 1936. "Mir wurde jedoch erst vor Ort klar, dass die Veranstaltung mehr ein Treffen von Fahrern mit Umbauten ist, vorwiegend an Simson-Fahrzeugen. Einer der Teilnehmer hat mir dann auch unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass ich mit einer Originalrestaurierung irgendwie falsch sei." Die Begebenheit ließ den 56-Jährigen nicht mehr los und animierte ihn dazu, ein Motorrad zu modifizieren.

 

Hubraumstärkstes Zweitaktmotorrad durch Zufall gebaut

Die ETZ, Baujahr 1985, die ursprünglich für eine Originalrestauration vorgesehen war, stand in Richters Werkstatt neben einer Feuerwehrspritze aus dem Feuerlöschgerätewerk Jöhstadt. Das brachte den Tüftler auf einen Gedanken: "Ich habe gemessen und dachte, der Motor müsste doch von den Grundmaßen her einigermaßen passen ins Motorrad." Gerald Richter setzte seine Idee in die Tat um: "Es war auch rein zufällig, dass ich das hubraumstärkste Zweitaktmotorrad gebaut habe. Es wurde mir erst hinterher klar", so der Bärensteiner. Richters Händchen für Zweitakter kommt nicht von ungefähr: Vor 40 Jahren begann er seine Lehre beim Kupferring Dichtungswerk in Annaberg, welches eine duale Ausbildung mit dem Motorradwerk Zschopau anbot. Dort lernte er zunächst Werkzeugmechaniker, machte später seinen Meister für Maschinen- und Anlageninstandhaltung.

 

Nach Umbauarbeiten für Straßenverkehr zugelassen

Gerald Richter furh fort: "Es war nie Grundlage der Konstruktion, das Motorrad schneller zu machen. Das Motorrad fährt man, anders als das Original, im niedrigen Drehzahlbereich. Der Motor verfügte allerdings nicht über Kupplung, Getriebe und Lichtmaschine. Und da ich nur den nackten Motor zur Verfügung hatte, musste ich mir Gedanken machen, welches Getriebe ich verwende. Ich entschied mich für ein Getriebe von Royal Enfield. Die moderne elektronische Zündanlage ist eigentlich ein Nachrüstset für die Jawa 350.

Die 500 Watt leistende Lichtmaschine ist von einer Buell, weil ich eine brauchte, die über das große Kurbelwellenlager passt. Ich habe einen japanischen Mikuni-Vergaser verbaut, weil er optisch sehr dem dafür zu kleinen Originalvergaser der ETZ250 ähnelt. Der Rahmen blieb nahezu unverändert, nur die obere Motoraufhängung wurde etwas weiter nach vorne versetzt. In die hintere Motoraufhängung würde sogar noch der originale ETZ-Motor passen. Ein Hilfsrahmen für Motor und Getriebe wurde entsprechend angefertigt. Der Bau des Motorrades wurde von Anfang bis Ende von staatlich anerkannten Kfz-Sachverständigen begleitet. Die Schweißarbeiten wurden von einem Fachbetrieb ausgeführt. Zum Schluss gab es ein Vollgutachten, in dem das Fahrzeug für den Straßenverkehr zugelassen wurde."

 

Schon über 1200 Kilometer zurückgelegt

Seit Mai letzten Jahres hat Gerald Richter mit seiner Maschine bereits über 1200 Kilometer zurückgelegt. Übrigens, die Bezeichnung ETZ steht für "Einzylinder Teleskopgabel Zentralkastenrahmen". Da es sich aber nun um keinen Einzylindermotor in Gerald Richters Zweirad handelt, steht bei ihm das erste "Z" im Namen für Zweizylinder. Wo immer denn auch Gerald Richter mit seiner ZTZ 1100 auftaucht, erntet er zunächst neugierige Blicke und wird bald von Zweiradfans umlagert: "Die erste und am meisten gestellte Frage lautet: Wie schnell fährt das Motorrad? Hundert bin ich schon gefahren, aber am besten lässt es sich mit 80 km/h fahren", so der Industriemeister für Werkzeug - und Sondermaschinenbau.

 

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