Kleine Kultureinrichtung mit großer Botschaft

Jubiläum 25 Jahre Schnitzausstellung in der Galerie "Die Hütte" in Pobershau

Pobershau. 

Pobershau. Nun ist es schon ein Vierteljahrhundert her, dass das geschnitzte Lebenswerk von Gottfried Reichel im Marienberger Ortsteil Pobershau eine Heimat gefunden hat. Dieses Jubiläum war am 1. Dezember Anlass zu einem gemütlichen Abend mit Vorträgen, Filmen und Musik in der Galerie "Die Hütte" in der Rathausstraße 10. Mit zahlreichen Gästen, den Initiatoren der Ausstellung, Familienangehörigen, Freunden und Unterstützern wurde sich liebevoll an den 2015 im Alter von 90 Jahren verstorbenen Meister des Fachs erinnert. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von seinem Enkel und der Urenkelin Martin und Lisa Reichel.

"Die Hütte" wurde Ausstellungsort für einzigartige Werke

Gottfried Reichel war ein Kind des Erzgebirges, wurde in Pobershau geboren und wuchs dort auf. Von seinen Vorfahren - Bergleuten und Handwerkern - bekam er die Liebe zur Heimat in die Wiege gelegt und erlernte schon im Kindesalter das Schnitzen. Später machte er Abitur und meldete sich mit 19 Jahren 1944 freiwillig an die Front. In englischer Kriegsgefangenschaft lernte er christliche Familien, die dortige Mentalität, und Demokratie schätzen. 1948 kehrte er in sein Heimatdorf zurück. Motiviert startete er als Neulehrer in die Zukunft. Doch schon nach vier Monaten wurde er fristlos entlassen ohne Angabe von Gründen. Betrübt stürzte er sich in die Schnitzerei. So entstanden nach und nach seine einzigartigen Werke. Inspirieren ließ er sich von Käthe Kollwitz und Ernst Barlach und fand so zu einem unvergleichlichen Stil. Biblische Geschichten, Nationalsozialismus, Holocaust u.v.m. verarbeitete er in seinen Figuren. Um seine Werke der Öffentlichkeit in würdigem Rahmen zu präsentieren wurde im Jahre 1996 mit der Galerie "Die Hütte" ein entsprechender Ausstellungsort geschaffen. Unter dem Titel "Wider das Vergessen" ist im Obergeschoss dauerhaft das Lebenswerk Reichels zu sehen. Gleichzeitig bietet das Haus wechselnde Ausstellungen im Erdgeschoss.

Familiengeschichten erzählt von Sohn Wolfram

Im Rahmen der Veranstaltung am 1. Dezember gab auch Sohn Wolfram verschiedene Episoden aus dem Familienleben mit der Mutter und den weiteren beiden Geschwistern preis, stellte Figuren vor, die nicht in der Dauerausstellung zu bestaunen sind und erzählte vom Wirken seines Vaters auch als Buchhalter, Jugendleiter in der ev. Kirchgemeinde, Laienschauspieler, Hobbyfotograf und Plakatgestalter. Es wurde gestaunt und geschmunzelt. Besonders als Herr Reichel, jun. erwähnte, dass sein Vater aufgrund seiner Zuneigung zur Gartengestaltung in der Stasi-Akte der Deckname "Gärtner" auferlegt wurde.

Für immer in Erinnerung

Gottfried Reichel starb mit sich im Reinen - so hieß. Alles was er wollte, hatte er geschafft, inklusive einer exakt dokumentierten Bibliothek mit 6.000 Exemplaren. In Erinnerung bleibt er als ein von Bescheidenheit geprägtes Ausnahmetalent.

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