Mit 80 ist nun endlich Feierabend

Rente Hartmuth Walther geht nach 66 Berufsjahren in den Ruhestand

Seiffen. 

Seiffen. Sage und schreibe 66 Berufsjahre liegen inklusive Lehrausbildung hinter Hartmuth Walther. Er nimmt seinen 80. Geburtstag zum Anlass endgültig in den Ruhestand zu treten. Diesen "runden" wird er in diesen Tagen feiern. "Die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht und ich fühle mich zum Unternehmen zugehörig", so der Zöblitzer. Hartmuth Walther ist als Designer bei der Christian Ulbricht GmbH tätig. Mit dem Eintritt ins Rentenalter ging er seiner Tätigkeit zwei Tage pro Woche nach. Zum Unternehmen gehört er seit Christian Ulbricht nach der Wende den Seiffener VERO-Standort aufgekauft hatte. Sein Vater Otto Ulbricht war nach dem Krieg in Seiffen enteignet worden. Die Familie ging nach Lauingen an der Donau, um das Unternehmen fortzuführen. Die Gründung der VERO im Jahre 1965 hat Hartmuth Walther nur um zwei Jahre verpasst. Dort fing er 1967 an. An die Jahre mit Helmut Flade, Bernd Scheithauer und Hans Reichelt erinnert er sich auch heute noch sehr gerne. Sie haben ihn sehr geprägt. Gelernt hat Hartmuth Walther den Beruf des Möbeltischlers. Nach dem Wehrdienst qualifizierte er sich zum Ingenieur für Holztechnik in Dresden. Anfang der 1970er Jahre folgte ein Studium, nachdem er sich Diplom-Ingenieur für Holztechnik nennen durfte. Bei der VERO arbeitete er anfangs im Betriebsteil Seiffen. Dort war er als Technologe hauptsächlich für die Holztrocknung und für weitere technologische Abläufe zuständig. 1969 wechselte er in die Entwicklungsabteilung. Hier war er unter anderem maßgeblich an der Schöpfung der VERO Construc Bausätze 500, 600, 210 und 220 beteiligt. Das gilt auch für die beiden VERO-Static-Baukästen, mehrere Puppenhäuser und die VERO-Scola Werkbänke. Jeder Mitarbeiter des Kollektivs durfte und sollte einmal erbrachte Entwicklungsleistungen seiner Kollegen mitnutzen. Das ist ein fester Grundsatz des VERO-Entwicklung-Chefs Helmut Flade gewesen. 1981 hatte er mit seinem Kollektiv den Designpreis der DDR erhalten. Die Entwicklung von Spielzeug war damals sein Hauptwirkungsfeld. Das änderte sich 1987, als der Formgestalter Hans Reichelt in Rente ging. Fortan entwickelte er auch Räuchermännchen. Das Drechseln hatte er damals selber gelernt. "Allerdings hat mir Hans Reichelt sehr viel beigebracht", so der fast 80-Jährige. Er beschreibt ihn als Musterbeispiel und Vorbild für kollektives Handeln. Wie viele andere Mitarbeiter verfügte er über eine Drechselbank zu Hause.

Hunderte Räuchermännchen und Nussknacker stellte er her

Nach der Wende entwickelte Hartmuth Walther in erster Linie Räuchermännchen und Nussknacker. Wie viele es in den vergangenen Jahren gewesen sind, weiß er nicht genau. Hunderte sind es aber mit Sicherheit. Das einzige, was er dazu braucht, ist eine Idee, einen Bleistift und ein Stück Papier. Einen PC hat er dafür Zeit seines Berufslebens nur in Ausnahmesituationen benötigt. Die Ideen selbst kommen ihm entweder spontan oder auf Anregung aus der Chefetage. Dreimal hat er das Unternehmen und das gesamte erzgebirgische Kunsthandwerk in den Vereinigten Staaten vertreten. Auch das sind beeindruckende Erlebnisse für ihn gewesen. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist ihm allerdings die internationale Auszeichnung zum "Preis der Welt der Gegenstände" 1982 in Brün (Brno). Die hohe Anerkennung gab es für seine VERO-Werkbänke. Mit den Carl-Zeiss-Werken aus Jena ist damals nur noch ein einziger Betrieb der DDR ausgezeichnet worden. 2006 wurden die drei Könige der "Borzel"-Serie beim Wettbewerb Tradition und Form geehrt. Mit Blick auf die vergangenen sechs Jahrzehnte stellt Hartmuth Walther vor allem eines fest. "Heute geht alles viel rasanter", bringt er das auf den Punkt. Ein Entwurf ist rasch in einem Prototyp umgesetzt. Kommt dieser bei der Kundschaft auf Messen an, wird er sofort produziert. Früher sei das ganz anders gewesen. "Bis ein Entwurf damals durch alle Instanzen gegangen war, verging mindestens ein Jahr", so der Designer. Das sei mit der heutigen Zeit überhaupt nicht mehr vergleichbar. Ganz den Kontakt zu seinem Arbeitgeber verlieren wird er nicht. Schließlich ist sein Sohn Steffen Walther hier als Drechslermeister beschäftigt. Ganz dem Holz entsagen muss er auch nicht. "Ich drechsle zwar schon lange nicht mehr, aber Feuerholz mache ich immer noch gern", betont der immer positiv denkende Erzgebirger.

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