"Vor-Ort-Versorgung darf nicht riskiert werden"

Versorgung Schneeberger Apotheker sieht Protesttag als gelungen

Schneeberg. 

Schneeberg. Im Deutschland klagen Apotheker seit Monaten über gekürzte Finanzmittel und niedrigere Honorare. Dabei steigt der Arbeitsumfang auch aufgrund von Lieferengpässen. Mit einem deutschlandweiten Protesttag, den es jetzt gegeben hat, wollte man die Aufmerksamkeit auf die Probleme lenken. Dr. Andreas Schädlich ist Inhaber der Merkur Apotheke in Schneeberg und der Löwen Apotheke in Neustädtel. Der Apotheker sagt: "Die Lage wird immer ernster. Arzneimittel sind nicht verfügbar, die Bürokratie steigt, wir haben vor Ort kaum noch Ärzte und die Vergütung wird über Jahre nicht angehoben. Wir sehen, dass das System so nicht mehr lange funktionieren wird. Letztlich profitieren Großunternehmen auch im Ausland. Das riskiert die Vor-Ort-Versorgung."

Bereitstellung der Medikamente funktioniert nicht

Das Gesundheitssystem ist sehr komplex. Die Hintergründe, warum die Medikamenten-Bereitstellung nicht so funktioniert, wie sie sollte, sei vielschichtig, so Schädlich: "Es liegt vor allem an den Sparzwängen und an der Gewinnmaximierung von Unternehmen. Und es gibt rechtliche Hürden, die man hat bezüglich Zulassungen, Beschaffungen und Bereitstellung." Apotheker sind in der Lage Medikamente selbst herzustellen. Man sei auch vorbereitet, so Schädlich, im Notfall Fiebersäfte, Antibiotikasäfte und Ähnliches herzustellen: "Aber das Herstellen von Medikamenten kann man nicht im großen Stil betreiben. Zum Beispiel Blutdrucksenker oder auch Insuline kann man vor Ort nicht herstellen."

200 Medikamente nicht verfügbar

Wie Schädlich erklärt, sind aktuell 200 Medikamente nicht verfügbar. Was Apotheken bleibt, in Abstimmung mit den Arztpraxen, Ausgleichmedikamente zu suchen, damit Patienten geholfen wird. Andreas Schädlich weiß genau: "Im ärztlichen Bereich haben wir stellenweise eine Unterversorgung beziehungsweise eine drohende Unterversorgung. Wenn wir ländlich keine ärztliche Versorgung haben und keine Pflegedienste, dann wird es auch für die Apotheken kritisch. Da hängt viel an der Bürokratie - die Großen sind begünstigt, weil die Kleinen es nicht mehr stemmen können vom Verwaltungsumfang her." Den Protesttag sieht Schädlich positiv: "Es war denke ich ein erfolgreicher Tag, weil sich deutschlandweit viele Apotheken beteiligt und einfach einmal ein Zeichen gesetzt haben, für die ambulante Versorgung. Wir brauchen vor Ort eine gute Versorgung, um die Leute auch in den nächsten Jahren in den ländlichen Regionen zu halten."

Apotheken-Protest hat dem ganzen Thema Versorgung Priorität gegeben

Aus politischer Sicht sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Eric Dietrich: "Der Apotheken-Protest hat dem ganzen Thema Versorgung Priorität gegeben. Wir werden das an Berlin adressieren. Es soll, von den Ländern aus gestartet, eine Bundesratsinitiative geben, um Druck auf den Bund auszuüben, was Rabattverträge und Vergütungen angeht." Ein Problem sind auch Fachkräfte. Wie Andreas Schädlich sagt, habe sich bei ihm eine ukrainische Apothekerin beworben, die vor Ort wohnt und die gerne in den Arbeitsmarkt kommen würde: "Neben dem Sprachtest muss sie erst einmal die Prüfungen in Deutschland ablegen. Vorher darf sie als Apothekerin nicht arbeiten, weil sie außerhalb der EU ihren Abschluss gemacht hat. Für Menschen, die arbeiten wollen, müssen wir denke ich, die Hürden abbauen." Eric Dietrich ergänzt: "Wir müssen mit allem, was wir zur Verfügung haben, die medizinische Versorgung, gerade auch im ländlichen Raum, wo diese immer dünner wird, sicherstellen. Es fehlen die Fachärzte und die Apotheken haben immer größere Probleme. Doch es gibt gerade im medizinischen Bereich schon Gründe, warum die Hürden für ausländische Fachkräfte relativ hoch sind. Sprache ist da ein großes Hemmnis."

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