Zschopauer Sonntagsakademie: Corona aus drei Blickwinkeln

Vortrag Ärzte, Pfleger und Patienten schildern am Klinikum ihre Erfahrungen

Zschopau. 

Zschopau. Zum ersten Mal seit langer Pause hat es am Erzgebirgsklinikum in Zschopau wieder eine Sonntagsakademie gegeben. Die Veranstaltungsreihe, bei der Ärzte interessierte Bürger regelmäßig über medizinische Themen informieren, hatte zuletzt wegen der Corona-Pandemie zuletzt mehrfach ausfallen müssen. Und genau die war nun das Thema. Unter dem Titel "Covid 19 - Alles andere als eine Grippe" hielten mehrere Experten Vorträge. Allen voran Chefarzt Dr. Matthias Weiß, der die Erfahrungen der letzten Monate zunächst aus Ärzte-Sicht schilderte. Genauso wichtig waren ihm aber die anderen Blickwinkel aus Sicht des Pflegepersonals und der Patienten.

Information als Entscheidungsgrundlage

Äußerungen zur Politik oder Impfpflicht wurden an diesem Tag ganz bewusst vermieden. Dies sei eine Entscheidung jedes einzelnen Bürgers, betonte Weiß, fügte aber hinzu: "Wer individuell entscheiden will, muss informiert sein." Und genau deshalb wollten er und die anderen Referenten "informieren und aufklären". Dabei ging Weiß unter anderem auf die Statistiken ein, die für sein Klinikum knapp 2.000 Corona-Patienten aufwies. 13 Prozent davon mussten auf die Intensivstation, 57 der 146 Patienten überlebten die Erkrankung nicht.

"Es ist nicht zu verstehen"

Vor allem die Schilderungen des leitenden Pflegers Falk Enderlein bewegten die 30 Besucher der Sonntagsakademie. Da mitunter wegen Krankheit und Quarantäne mitunter weniger als die Hälfte des Personals zur Verfügung stand, wusste er oft nicht, wen er für die nächste Schicht noch einteilen sollte. Und die Pflegenden, die da waren, standen - schweißgebadet in ihren Schutzanzügen - dann nicht nur vor extremen körperlichen Herausforderungen, als sie beispielsweise die Patienten in die Bauchlage bringen mussten. Vor allem in psychischer Hinsicht war die Belastung enorm. "Zu wissen, dass ich etwas tun muss, was ich eigentlich nicht tun möchte, ist schrecklich", sagte Enderlein in Anspielung auf die Triage, die zum Glück "nicht wirklich nötig" war.

Schwester mit Tränen in den Augen

Doch auch das Leid der Betroffenen war schwer zu ertragen. So berichtete in der Sonntagsakademie ein ehemaliger Patient, wie er das künstliche Koma erlebte. "Ich habe das verrückteste Zeug geträumt", so der 71-Jährige, der überlebte. Ein anderer Mann, 61 Jahre alt, starb. Er hatte entschieden, sich nicht impfen zu lassen. "Es ist nicht zu verstehen", sagte dessen Schwester mit Tränen in den Augen.

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