"Die Farbe Lila" als Musical: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Neustarts "All of Us Strangers", "Geliebte Köchin" und "Die Farbe Lila", eine Musical-Neuverfilmung des preisgekrönten Romanklassikers von Alice Walker: Das sind die Kino-Neustarts am 8. Februar.

Der Pulitzer-Preis für die Romanvorlage von Alice Walker (1982). Elf Oscarnominierungen für Steven Spielbergs Kino-Adaption aus dem Jahr 1985. Elf Tony-Award-Nominierungen für das Broadway-Musical von 2005 und noch einmal vier für die Neuinszenierung von 2015. "Die Farbe Lila", das ist nicht irgendein Stoff, sondern insbesondere in den USA schon lange ein bedeutendes Stück Populärkultur. Über 40 Jahre nach der Veröffentlichung von Walkers Roman sorgt nun eine ambitionierte neue Leinwandproduktion für Aufsehen, die auch den zuletzt so erfolgreichen Musical-Ansatz aufgreift.

Außerdem neu im Kino: In "All of Us Strangers" erzählt Andrew Haigh eine queere Liebesgeschichte mit Zeitschleifen-Twist, und in der historischen Romanze "Geliebte Köchin" versucht ein Gastronom, das Herz seiner langjährigen Geschäftspartnerin zu erobern.

Die Farbe Lila

Es ist eine Geschichte, die bewegt, verstört, erschüttert und immer wieder aufs Neue einen Nerv trifft. Die tief verwurzelt ist in der amerikanischen Historie und den Blick auf diejenigen richtet, die in der US-Gesellschaft so lange am äußersten Rand standen (und in vielerlei Hinsicht heute noch dort stehen): afro-amerikanische Frauen.

Georgia im frühen 20. Jahrhundert. Die Sklaverei ist seit mehreren Jahrzehnten offiziell abgeschafft, die systematische Ausbeutung der afro-amerikanischen Bevölkerung dauert aber weiter an. Keine Gleichberechtigung, keine Anerkennung, kaum Aufstiegschancen. Unzählige Mitglieder der "Black Community" arbeiten weiterhin auf den Feldern, um Geld für die Weißen zu machen.

"Land of the Free"? Die junge Celie (Phylicia Pearl Mpasi, in der älteren Version Fantasia Barrino) und ihre Schwester Nettie (Halle Bailey) haben keine Vorstellung davon, was das sein soll. Aber zwischen harter Feld- und Hausarbeit erlauben sie sich ab und zu, ein wenig zu träumen. Die Lehrerin in der Schule habe "von einem Land namens Afrika" erzählt, berichtet Nettie. "Sie sagt, unsere Mamas stammen von Königinnen da."

Königlich? Da ist ein kleines Leuchten in Celies Augen, als sie davon hört. Ein kleiner heiterer Moment, der im krassen Gegensatz zu dem Leben steht, dass sie führt. Celies Vater (Deon Cole) misshandelt das Mädchen. Irgendwann verschachert er sie an einen herrschsüchtigen Witwer (Colman Domingo), der sie ebenfalls quält. "Mister", so nennt die verschüchterte Celie ihren Gatten. Der Kontakt zu Schwester Nettie, eine von Celies wichtigsten Bezugspersonen, reißt ab.

"Die Farbe Lila" erzählt von Inzest, patriarchaler Gewalt, Erniedrigung, Missgunst und Frustration. Aber auch von Stolz, dem Traum von Unabhängigkeit und dem Streben nach Glück. Diese in vielen Punkten so bittere Geschichte in Musical-Form zu verarbeiten, ist jedenfalls nicht so abwegig, wie es zunächst erscheint. Und das Ergebnis, inszeniert von dem ghanaischen Rapper und Plattenproduzenten Blitz Bazawule, überzeugt: In den USA lagen die Kino-Einnahmen nach dem Start im Dezember deutlich über den Erwartungen, darüber hinaus wurde auch diese neueste Fassung von "Die Farbe Lila" wieder für zahlreiche Filmpreise nominiert.

All of Us Strangers

Zwei schwule Londoner Männer, die in direkter Nachbarschaft zueinander wohnen, werfen sich aus der Ferne interessierte Blicke zu. Irgendwann macht einer den ersten Schritt, die beiden kommen sich näher und verlieben sich - so beginnt die Romanze zwischen Drehbuchautor Adam (Andrew Scott) und Harry (Paul Mescal). "All of Us Strangers", eine queere Liebesgeschichte? Ja und nein. Denn dahinter verbirgt sich ein origineller Twist, der über Fragen der sexuellen Orientierung weit hinausgeht.

"Ist das echt?", fragt Adam verdutzt. Es fühlt sich auf jeden Fall sehr echt an. Bei einem seiner Treffen erzählt er Harry, dass seine Eltern gestorben sind, als er noch nicht einmal zwölf Jahre alt war. Dann reist Adam durch eine Zeitschleife 30 Jahre zurück in die Vergangenheit und trifft seine Eltern. Er sitzt mit ihnen am Tisch, die drei essen und trinken gemeinsam. Und sie reden.

"Unser Junge ist zurück!", staunt Adams Vater (Jamie Bell). Und die Mutter (Claire Foy): "Sieh dich an. Du warst noch ein Kind. Und jetzt bist du's nicht mehr." Andrew Haigh inszeniert das Treffen von Adam und seinen Eltern nicht als geisterhafte Begegnung, nicht als irgendeinen surrealen Traum, sondern als sehr reales, greifbares Ereignis. Nicht leicht zu durchschauen, das alles, aber aus psychologischer Sicht doch hochinteressant. Verlust, Trauerbewältigung, alte Traumata und Selbstfindung, das sind wichtige Themen in diesem Film. So erinnert sich Adam, aufgewühlt durch den Kontakt mit seinen eigentlich längst verstorbenen Eltern, unter anderem auch: "Ich habe mich in meiner Familie immer wie ein Fremder gefühlt."

Als lose Vorlage für "All of Us Strangers" diente der japanische Roman "Ijintachi to no natsu" von Taichi Yamada, wobei das Werk von 1987 noch nicht von einer homosexuellen Beziehung erzählte. Dieses Element wurde erst durch Regisseur und Autor Andrew Haigh ergänzt, der selbst homosexuell ist - ein Schritt, der sich zumindest in kreativer Sicht auszahlt. "All of Us Strangers" erntete nach der Premiere im August 2023 hervorragende Kritiken. Hauptdarsteller Andrew Scott war zuletzt auch für einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller nominiert.

Geliebte Köchin

"Liebe geht durch den Magen", heißt es oft. Vor allem in Frankreich. Wie viele französische Filme hat es in der Vergangenheit schon gegeben, in denen aus der Liebe zum Essen auch echte, zwischenmenschliche Liebe erwuchs? Sehr viele. Und doch funktioniert diese spezielle Kino-Rezeptur immer wieder aufs Neue. So wie, ganz aktuell, in "Geliebte Köchin", einer neuen historischen Romanze von Regisseur und Drehbuchautor Tran Anh Hùng.

Geschnippelt, gekocht und dann geflirtet wird diesmal im Frankreich des Jahres 1885. Der Gastronom Godin Bouffant (Benoît Magimel) und Köchin Eugénie (Juliette Binoche) arbeiten schon lange vertrauensvoll zusammen, die beiden sind ein eingespieltes Team. Aber Dodin will mehr. Immer wieder bittet er Eugénie, ihn zu heiraten. Und immer wieder lässt sie ihn abblitzen: "Wir verbringen eh schon viel mehr Zeit zusammen als die meisten Ehepaare." Der arme Godin, er kann einem leidtun. Aber wenn nun ausnahmsweise er mal für Eugénie kocht und nicht umgekehrt - vielleicht überlegt sie es sich dann doch noch einmal mit dem Heiraten?

Dampfende Kessel, blühende Kräutergärten, feinstes Tafelservice und eine Juliette Binoche in Bestform: Angelehnt an einen Roman von Marcel Rouff erzählt Tran Anh Hùng eine sinnliche und leidenschaftliche Liebesgeschichte für echte Kino-Gourmets. In Cannes wurde Tran nach der Premiere von "Geliebte Köchin" als bester Regisseur ausgezeichnet, darüber hinaus wurde sein neuester Film zuletzt auch als französischer Kandidat für den Auslandsoscar ausgewählt.

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