Zwei Jahre Quality Time: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Neustarts "Argylle", "A Great Place to Call Home" und "Eine Million Minuten", die Verfilmung eines autobiografischen Bestsellers mit Karoline Herfurth und Tom Schilling: Das sind die Kino-Neustarts am 1. Februar.

Wer kennt es nicht? Im Berufsalltag gefangen, können Familie und Freunde schnell einmal in den Hintergrund geraten. Ausgerechnet die Menschen, die einem am nächsten stehen, denen man sich am stärksten verbunden fühlt. Wie wichtig es ist, gerade ihnen Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken, beschreibt Wolf Küper in seinem autobiografischen Buch "Eine Million Minuten: Wie ich meiner Tochter einen Wunsch erfüllte und wir das Glück fanden". Filmproduzent Christopher Doll wählte eben diesen Bestseller für sein Regiedebüt aus und besetzte eine der Hauptrollen mit seiner Ehefrau Karoline Herfurth.

Außerdem neu im Kino: Matthew Vaughns jüngster Agentenstreich "Argylle", über den schon vor seiner Veröffentlichung wild spekuliert wurde, und die Science-Fiction-Komödie "A Great Place to Call Home" mit Oscar-Preisträger Ben Kingsley.

Eine Million Minuten

Einfach so auf die Bremse treten, das bisherige Leben komplett umkrempeln - nicht wenige dürften davon träumen, aber längst nicht alle wären auch in der Lage, einen echten Kurswechsel vorzunehmen. Wolf Küper (Tom Schilling) hat anfangs keine Ambitionen, sich dramatisch zu verändern. Zu sehr denkt der für die UN tätige, ständig umherreisende Umweltexperte bereits an die beruflichen Herausforderungen der nächsten beiden Jahre. Ehefrau Vera (Karoline Herfurth), die halbtags arbeitet und zudem den Haushalt mit zwei Kindern schmeißt, hadert derweil mit ihrer Situation. Sorgen bereitet ihr vor allem die verlangsamte Entwicklung ihrer Tochter Nina (Pola Friedrichs), für die es bislang keine handfeste Diagnose gibt.

Beim abendlichen Vorlesen äußert das Mädchen ihrem Vater gegenüber dann aber einen besonderen Wunsch: Gerne hätte sie mit ihrer Familie einmal eine Million Minuten Zeit nur für die schönen Dinge. Eine Idee, die Wolf nicht mehr loslässt und schließlich zu einer 694-tägigen (was einer Million Minuten entspricht!) Weltreise führt. Nina darf wählen, wohin es zuerst gehen soll, und entscheidet sich für Thailand. Der Beginn eines Abenteuers, das die Küpers nachhaltig prägen wird.

Menschen, die sich auf den Weg machen, um neuen Sinn zu finden und andere Perspektiven aufs Leben zu gewinnen, erobern immer wieder die große Leinwand. Warum? Ganz einfach: Hübsch fotografierte Schauplätze, Emotionen und Augenblicke des Nachdenkens gehen darin oft Hand in Hand - ein Ansatz, mit dem auch "Eine Million Minuten" viele Zuschauerinnen und Zuschauer in die Kinos locken könnte.

Darüber hinaus punktet der Film mit einer erstklassigen Besetzung. Karoline Herfurth und Tom Schilling gehören zu den versiertesten deutschen Gegenwartsdarstellern und haben bereits früher, etwa in Marc Rothemunds Komödie "Pornorama" (2007), gemeinsam vor der Kamera gestanden. Sicherlich kein Nachteil, wenn die beiden nun ein Paar spielen, das seinen Kompass neu ausrichten will.

Argylle

Frischen Wind in das Genre des Agentenfilms brachte der Brite Matthew Vaughn 2014 mit der Comic-Adaption "Kingsman: The Secret Service", die lustvoll über die Stränge schlägt, Klischees durch den Kakao zieht und in ihrer Gewaltdarstellung nicht gerade zimperlich ist. 2017 und 2021 folgten eine Fortsetzung und ein Prequel mit ähnlich ironischer Haltung, aber etwas weniger Unterhaltungswert.

Seine Liebe für das Spionagekino und für verspielte, Konventionen unterlaufende Geschichten lebt Vaughn auch in seiner neuen Regiearbeit "Argylle" aus. Vielleicht stärker als je zuvor. Doch zunächst einmal: Worum geht es? Bryce Dallas Howard spielt die Schriftstellerin Elly Conway, eine zurückgezogen lebende Katzenfreundin, deren Romane von einem Geheimagenten namens Argylle handeln. Mit der Beschaulichkeit ist es jedoch vorbei, als die Operationen einer sehr realen Spionageorganisation ihren Erzählungen zu ähneln beginnen. Der Agent Aidan (Sam Rockwell), natürlich ein Katzenallergiker, taucht unversehens auf, um der in Bedrängnis kommenden Elly zu helfen, und begibt sich mit ihr auf eine verrückte Mission rund um den Erdball.

Das alles klingt schon sehr augenzwinkernd. Vaughn und seine kreativen Mitstreiter setzen aber noch einen drauf. Denn vorab wurde bekannt gegeben, dass "Argylle" auf dem gleichnamigen Buch der angeblich real existierenden Autorin Elly Conway basiere, das erst Anfang Januar 2024 in den Handel kam. Fragen und Zweifel ließen nicht lange auf sich warten. Immerhin hatte jene Elly Conway zuvor noch nie einen Roman veröffentlicht. Spätestens nach Erscheinen des Trailers schossen Spekulationen über eine Tarnidentität ins Kraut. Sogar Pop-Superstar Taylor Swift wurde als mögliche Schöpferin des "Argylle"-Buches genannt. Der richtigen Spur folgte möglicherweise eine Journalistin der "Washington Post", die die Britin Tammy Cohen als Autorin identifizierte. Wer weiß, vielleicht gibt es ja nach dem Kinostart des in weiteren Rollen mit Henry Cavill (als Argylle), Bryan Cranston, Dua Lipa und Samuel L. Jackson besetzten Agentenfilms bald Gewissheit ...

A Great Place to Call Home

Wer hat ihn nicht sofort ins Herz geschlossen? E. T., den knuffigen, runzeligen Alien aus Steven Spielbergs 80er-Jahre-Klassiker "E. T. - Der Außerirdische"? Ein Film, der die oft so gewaltvoll beschriebene Begegnung zwischen Mensch und extraterrestrischem Leben auf erwärmend-positive Weise darstellt. E. T. ist kein feindlich gesinnter Eroberer, der die Welt unterwerfen will, sondern ein neugierig-tollpatschiger Trostspender, der sich irgendwann nach seiner Heimat sehnt.

Erinnerungen an Spielbergs berührenden Coming-of-Age-Film drängen sich bei Marc Turtletaubs Science-Fiction-Komödie "A Great Place to Call Home" unweigerlich auf. Im Mittelpunkt steht hier allerdings kein Kind mit Ängsten und Sorgen, sondern ein fast 80-jähriger Witwer, der von niemandem wirklich ernst genommen wird. Milton Robinson (Ben Kingsley) lebt in einer Kleinstadt irgendwo in Pennsylvania und verbringt seine Zeit vorwiegend mit Gartenarbeit und Gedächtnistraining. Als eines Tages ein UFO auf seinem Grundstück bruchlandet und er davon berichtet, belächelt man ihn nur noch mehr. Den Alien (verkörpert von Stuntfrau Jade Quon), der aus dem Raumschiff kommt, nimmt der Rentner trotzdem bei sich auf - was seinen leicht kauzigen Nachbarinnen Sandy (Harriet Harris) und Joyce (Jane Curtin) nicht entgeht.

Angesichts dieser Prämisse dürfte "A Great Place to Call Home" vor allem zwei Dinge in den Mittelpunkt rücken: ein wachsendes Gemeinschaftsgefühl und die Suche nach einem Sinn im fortgeschrittenen Alter. Schon vor dem Kinostart wurde Ben Kingsley von mehreren Kritikern für seine zurückgenommene, aber unter die Haut gehende Performance gelobt. Für zusätzliche Spannung im entspannt-nachdenklichen Komödientreiben soll das irgendwann aufkeimende Interesse der Regierung für den außerirdischen Besucher sorgen.

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