Hilfstransporte von Hainichen in die Ukraine unter erschwerten Bedingungen

Gesellschaft Verein Communitas sucht zwei Jahre nach Kriegsausbruch nach Lösungen

Hainichen. 

Hainichen. Es scheint still geworden zu sein um die Hilfstransporte, von denen der Hainichener Verein Communitas seit April 2022 insgesamt 24 auf die Reise in die Ukraine geschickt hat. Und das hat einen Grund.

 

Polnische LKW-Fahrer und Bauern blockierten Ukraine-Grenze

Am 27. November war von der Gellertstadt aus der letzte Sattelzug in die Ukraine gestartet. Diese letzte Fahrt des ukrainischen Fahrers Liubomyr glich einer Odyssee. Denn damals wie heute blockierten polnische LKW-Fahrer und Bauern die Grenze zur Ukraine und selbst Hilfslieferungen durften nicht passieren. Erst durch Medienberichte - für die der Hainichener Vereinschef Thomas Kretschmann sogar ein Interview im ukrainischen Fernsehen gab - und das Eingreifen des ukrainischen Konsulats konnten der letzte Hilfstransport nach tagelangem Bangen die Grenze passieren und die Hilfsgüter noch vor Weihnachten verteilt werden.

 

Helfende in der Ukraine sind ausgebrannt

Seither hat sich das Spendenlager schon wieder gefüllt, während die Geldspenden für den Transport immer weniger werden. Doch wann die nun im Hainichener Spendenlager bereitstehenden Kartons mit Kleidung sowie Federbetten und Steppdecken, Pflegebetten, Rollstühlen und vieles mehr verladen werden können, steht derzeit in den Sternen. "Die ehrenamtlichen Helfer vor Ort in der Ukraine sind einfach ausgelaugt. Niemand hatte mit einem solch langen Krieg gerechnet", so Kretschmann.

 

Neue Dokumentationspflicht erschwert humanitäre Arbeit

Erschwerend käme für die Helfenden in der Ukraine hinzu, dass seit Jahresbeginn die Verteilung der Hilfsgüter akribisch dokumentiert werden muss. Offenbar hat der ukrainischen Staat diese Auflagen erteilt, um Trittbrettfahrerinnen und -fahrern das Handwerk zu legen, die normale Warenlieferungen als Hilfstransporte deklarieren. "Dafür haben wir einerseits volles Verständnis. Andererseits wird die Belastung für all jene, die wirklich helfen wollen und dies in der Regel ehrenamtlich tun, immer größer", so Thomas Kretschmann.

 

Mangel an spezifischen Hilfsgütern

Aktuell sehe es ganz danach aus, dass im Wesentlichen nur noch Kleidung und medizinische Ausrüstung in die Ukraine geschickt werden können. Während Kleidung ständig im Spendenlager abgegeben wird, ist der Verein bei Krankenbetten, Rollstühlen, Inkontinenz-Einlagen und OP-Bekleidung überwiegend auf Kliniken, Pflegeeinrichtungen und den Großhandel angewiesen. "Im Moment sieht es da eher mau aus. Aber das kann sich von heute auf morgen ändern", verweist Kretschmann unter anderem auf das Klinikum Döbeln, das zwei Jahre in Folge im Sommer kurzfristig mehrere Dutzend ausrangierter Krankenhausbetten zur Verfügung stellte.

 

Unterstützung von Hilfstransporten nach Tansania

Während die Hilfstransporte in die Ukraine vor einer ungewissen Zukunft stehen, tut sich für die Ehrenamtlichen in Hainichen ein neues Wirkungsfeld auf. So soll schon im Frühjahr eine Lieferung des Chemnitzer Tansania-Vereins "WeltBeweger" unterstützt werden. Dieser wird nach Ostern einen Überseecontainer mit Hilfsgütern bestücken. "Wir wollen dort gern Schranknähmaschinen mitgeben, die schon längere Zeit bei uns stehen und in der Ukraine nicht benötigt werden. In Tansania können sie aber für Frauen und ganze Familien eine Zukunft bedeuten", schildert Thomas Kretschmann.

 

Langfristige Kooperation zwischen WeltBeweger und Communitas geplant

So würde der Verein WeltBeweger jährlich Dutzenden Frauen eine Ausbildung zur Näherin ermöglichen und diesen am Ende der Ausbildung eine Nähmaschine schenken. Mit diesen könnten sich die Frauen dann ein kleines Gewerbe aufbauen und so sich und ihre Angehörigen ernähren. Auch im medizinischen Bereich wolle der Verein Communitas mit den WeltBewegern in Zukunft enger zusammenarbeiten. "Diese Kooperation ermöglicht es beiden Organisationen, angebotene aber für den eigenen Zweck nicht passende Dinge dem anderen anzubieten", so der Wunsch.

 

Spendenannahme weiterhin möglich

Schrank- und Tischnähmaschinen können noch bis Mitte April im Spendenlager bei der Firma Naturbrennstoffe in Hainichen, Friedrich-Gottlob-Keller-Siedlung 27a, abgegeben werden. Zudem werden weiterhin wochentags von 9 bis 17 Uhr und samstags von 9 bis 11 Uhr Kleidung und medizinischer Bedarf wie Rollstühle, Gehhilfen, Pflegebetten, Inkontinenz-Einlagen und Ähnliches angenommen. Möbel werden vorerst nicht mehr gesammelt. Geldspenden können auf das Konto Communitas, IBAN DE54 8705 2000 3330 0100 01, bei der Sparkasse Mittelsachsen überwiesen werden. Nähere Informationen zu den Transporten gibt es auch am 13. April zum "Großen Angrillen", der Firma Naturbrennstoffe, in deren Halle das Spendenlager untergebracht ist.

 

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