Flutkatastrophe in Ahrweiler: Hätten Tote verhindert werden können?

Überschwemmungen Alarmierende Informationen des Kreises lagen schon länger vor

Ahrweiler. 

Ahrweiler. Etwa zwei Wochen nach den verheerenden Überschwemmungen im Ahrtal hinterfragen viele Menschen, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte. Wieso wurden die Anwohner nicht früher gewarnt?

Hätten Menschen gerettet werden können?

Zumindest in Rheinland-Pfalz sind mindestens 134 Menschen ums Leben gekommen, 766 Menschen wurden verletzt und über 50 werden noch immer vermisst. "Glauben sie mir, wie oft ich darüber nachdenke", wird der Rheinland-Pfälzische Innenminister Roger Lewentz Tage nach dem Unglück mehrfach zitiert. Natürlich hätte man evakuieren können, aber das sei nicht seine Entscheidung gewesen, sondern die des Kreises."Nur der Landrat und der zuständige Brand- und Katastrophenschutzinspekteur hätten das aus der Erfahrung von 2016 wissen können", so der Innenminister gegenüber der Presse.

Eine Katastrophe mit Vorwissen?

Am 12. Juli 2021 informiert der Deutsche Wetterdienst (DWD) über 100 Kontakte in Rheinland-Pfalz, darunter Kreisverwaltungen und Feuerwehren. Am nächsten Tag folgten verstärkt Warnungen: "Die nächsten Tage haben es in sich."Am späten Nachmittag des 14. Juli gegen 17.17 Uhr misst der Pegel der Ahr 2,78 Meter.

Das Landesamt für Umwelt ruft die höchste Warnstufe aus. Um 17.40 Uhr trifft sich der Krisenstab um den Landrat in der Kreisverwaltung in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Gegen 19.30 Uhr verlässt Innenminister Lewentz den Krisenstab. Tage später wird er sagen, zu dem Zeitpunkt hatte er den Eindruck, alles sei vorbereitet. Es seien dort erfahrene Leute, die auch das Hochwasser 2016 bewältigt hatten.

Schlüsselmoment

Um 19.09 Uhr sei für ihn ein Schlüsselmoment gewesen, erzählt Landrat Jürgen Pföhler später. Zu dem Zeitpunkt habe der Wetterdienst seine Prognose für den Pegel Altenahr kurzzeitig von fünf auf gut vier Meter herunterkorrigiert. "Das muss man wissen", so der Landrat.

Aber zusätzlich korrigierte der DWD die Ansage rasch wieder. Eine Korrektur, die bei den Verantwortlichen des Krisenstabs offenbar nicht ankam. Kurz nach 20 Uhr kündigt das Mainzer Landesamt für Umwelt (LfU) für die frühen Morgenstunden am nächsten Tag eine Flutwelle von sieben Metern an.

Um 20.56 Uhr twittert der Kreis Ahrweiler, dass es Hochwasser und Starkregen an der Ahr gebe. Der aktuelle Pegelstand sei 5,09 Meter. Mit weiteren Sturzfluten sei zu rechnen.

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