Diskriminierung allgegenwärtig: Trotz Gender-Sprache und Woke-Bewegung

Studie Jede zweite Person in Sachsen erfährt Ausgrenzung oder Benachteiligung

Wir gendern beim Sprechen und Schreiben, schützen mit Trigger-Warnungen Menschen vor sensiblen Themen und rücken dank der Woke-Bewegung Ungerechtigkeiten und Unterdrückung von Minderheiten ins öffentliche Bewusstsein. Das alles dient heute dazu, Ausgrenzung jeglicher Art zu verhindern. Doch die Realität in Sachsen sieht anders aus. Denn eine Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) zeigt, dass mehr als jede zweite Person in Sachsen im Zeitraum zwischen Frühjahr 2019 und Frühjahr 2021 eine Form von Ausgrenzung oder Benachteiligung erfahren hat. Sachsen ist allerdings kein Sonderfall.

 

Respektlosigkeit in allen Lebensbereichen

Für den Erhebungszeitraum der Jahre 2019 bis 2021 gaben beispielsweise 16 Prozent der Befragten an, mindestens einmal sexuelle Belästigungen erlebt zu haben. Sieben Prozent gaben an, sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. Andere Formen der Diskriminierung sind zwar weniger gravierend, dafür häufiger. Fast ein Drittel aller Befragten haben es schon mindestens einmal erlebt, dass ihnen Intelligenz oder eigene Fähigkeiten abgesprochen (29 Prozent), ihre Leistungen abgewertet wurden (28 Prozent) oder dass sie in Behörden respektlos behandelt wurden (27 Prozent).

 

Diskriminierung auch bei Alleinerziehenden

"Besonders groß ist das Risiko, diskriminiert zu werden, für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten, für Menschen mit Behinderungen sowie Menschen, die von rassistischen Zuschreibungen betroffen sind", sagt Sabrina Zajak, Leiterin der Abteilung "Konsens & Konflikt" am DeZIM-Institut. "Während der Pandemie haben zudem besonders Alleinerziehende und Menschen, die zu einer Risikogruppe in Bezug auf Gesundheit gehören, verstärkt Diskriminierung erfahren. Viele Betroffene berichteten zudem einen Anstieg von antiasiatischem Rassismus."

 

Nachholbedarf in Medien, Ämtern und Behörden

Medien und Politik wurden besonders häufig für stereotype Darstellungen und für die mangelnde Repräsentation von Minderheiten kritisiert. Auch der Kontakt mit öffentlichen Stellen und Behörden wird nicht immer als diskriminierungsfrei wahrgenommen, wie die genannten Diskriminierungserfahrungen in den Bereichen Bildung, Justiz, Behörden und Polizei anzeigen. Ebenfalls wurden von jedem fünften bis zu jedem vierten Befragten Situationen mit einer subjektiv unrechten Schlechterstellung im Rahmen des Privat- und Geschäftsverkehrs erlebt.

 

Folge: Depressionen und Belastungsstörungen

Diskriminierungserfahrungen haben für Betroffene gravierende emotionale und gesundheitliche Folgen. Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) nannte Depressionen oder andere Belastungsstörungen als Folge. 27 Prozent der Befragten gaben körperliche Beschwerden an. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten in der Betroffenenbefragung gab an, infolge von Diskriminierungserfahrungen öfter traurig oder gestresst zu sein.

 

Couragiertes Handeln aller gefragt

Die Ergebnisse der Studie in Sachsen unterscheiden sich allerdings kaum von den Ergebnissen einer bundesweiten Befragung, die zum Vergleich durchgeführt wurde, noch von vergleichbaren Studien. Die sächsische Untersuchung belege aber, dass Diskriminierung in allen Lebensbereichen eine Rolle spielt, sagt Andrea Blumtritt, Landesbeauftragte für Antidiskriminierung. "Ob beim Einkaufen oder am Arbeitsplatz: Es braucht vielfältige Ansätze, um Diskriminierungsschutz wirksam umzusetzen. Hierfür brauchen wir ein konstruktives Zusammenwirken der Ressorts, der Vereine und Verbände sowie das couragierte Handeln aller Sächsinnen und Sachsen."

 

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