Nachfrage ungebrochen: "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel"-Ausstellung öffnet zum 50. Filmjubiläum mit Specials

Jubiläum Sonderausstellung zum Leben von Libuše Šafránková

Moritzburg. 

Der Märchenfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" erfreut sich 50 Jahre nach seiner Entstehung ungebrochener Beliebtheit. "Das ist immer der meistnachgefragte Titel", bestätigt der Leiter des Nationalen Filmarchivs in Prag, Michal Bregant. Gemeinsam mit der DEFA-Stiftung hat das Archiv die Lizenzrechte an der Kooperation von Filmstudios der DDR und der Tschechoslowakei geerbt. Wie auch in Deutschland gehört der Kultfilm in Tschechien und Norwegen längst fest zum Fernsehprogramm an Weihnachten.

Nun feiert der Film sein 50. Jubiläum. Traditionell wird meist der 1. November 1973 als Datum der Premiere genannt. Doch neuere Forschungen des Nationalen Filmarchivs haben ergeben, dass der Kinderfilm erst am 16. November 1973 in die tschechischen Kinos kam, wie Bregant auf Nachfrage bestätigte.

Ausstellung in Moritzburg geht in die nächste Runde

Seit Winter 2009/10 gehört sie einfach ins Schloss Moritzburg: Die Ausstellung zum Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Auch zum Jubiläum des Films geht sie in die nächste Runde. Vom 22. November 2023 bis 25. Februar 2024 ist sie wieder zu sehen.

Sonderausstellung zum Jubiläum geplant

Die Aschenbrödel-Fans können vor Ort Geheimnisse entdecken und Wissenswertes rund um den Filmdreh, originale Kostüme, Fanobjekte, Requisiten und vieles mehr erfahren. Zum 50. Jubiläum gibt es sogar eine Sonderausstellung gleich dazu. "Libuse - Mehr als eine Prinzessin" zeigt in fünf zusätzlichen Ausstellungsräumen einen Einblick in das Leben von Aschenbrödel-Hauptdarstellerin Libuše Šafránková, die im Juni 2021 verstarb. In der Sonderschau sind zudem Originalkostüme aus anderen tschechischen Filmproduktionen ausgestellt.

Das Geheimnis des Erfolgs der Märchenverfilmung liegt nicht nur in der winterlichen Landschaft, sondern auch in der Gestaltung der Titelfigur. Sie sei kein passives Mädchen, das darauf warte, vom Prinzen gerettet zu werden. Aschenbrödel handelt mit mehr Unabhängigkeit und Energie - das ist es, was den Film bis heute so interessant macht.

Tickets und Öffnungszeiten

Die Ausstellung hat montags bis sonntags von 9.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt liegt bei 12 Euro für Vollzahlende und 10 Euro ermäßigt. Weitere Infos zu den Öffnungszeiten und Ticketpreisen gibt es auf der Webseite des Schloss Moritzburg. Es ist möglich Tickets vor Ort und auch ab 1. November vorab online zu kaufen.

Über Schloss Moritzburg

Das Barockschloss Moritzburg liegt im gleichnamigen Ort etwa eine halbe Stunde nördlich von Dresden in Sachsen. Das Schloss wurde im 18. Jahrhundert in heutiger Gestalt einem Jagdschloss nachempfunden und wurde einerseits durch August dem Starken und den Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" international bekannt. Es steht auf einer künstlich angelegten Insel in mitten eines Teichs.

Über den Film

Nicht nur in Deutschland, auch in Tschechien und in Norwegen gilt "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" als der Weihnachtsfilm überhaupt. Das Erste und die Dritten zeigten ihn voriges Jahr zwischen 1. Advent und Neujahr 15 Mal. Dabei hätte man den Film fast im Sommer gedreht.

Das Drehbuch wird für den Winter umgeschrieben

Das ursprüngliche Drehbuch sah vor, dass Aschenbrödel über "blühende Wiesen" läuft und in einem "sonnendurchfluteten Bach" seine Wäsche reinigt. Es war ein glücklicher Zufall, dass das ostdeutsche Studio DEFA, der deutsche Koproduktionspartner der Prager Barrandov-Studios, im Winter 1972/1973 freie Kapazitäten hatte. Die DEFA steuerte Schauspielgrößen wie Rolf Hoppe als König bei. In wenigen Tagen wurde das Drehbuch kurzerhand für eine andere Jahreszeit umgeschrieben.

Traditionell wird meist der 1. November 1973 als offizielles Datum für die Premiere des heutigen Kultfilms genannt. Nachforschungen des Nationalen Filmarchivs in Prag haben indes ergeben, dass der Film in Wirklichkeit erst am 16. November 1973 in den tschechoslowakischen Kinos anlief. Eine Galapremiere für den sozialistischen Jugendverband SSM hatte es demnach bereits am 26. Oktober gegeben. Unstrittig ist indes, dass die DDR-Premiere später am 8. März 1974 erfolgt ist. Hauptdarstellerin Libuse Safrankova kann man zum 50. Jubiläum leider nicht mehr befragen - sie starb im Juni 2021 im Alter von 68 Jahren.

Aschenbrödel weiß was sie will

Eine der schönsten Szenen des Films ist die erste Begegnung zwischen Aschenbrödel und dem Prinzen. Als der Thronfolger auf der Jagd mit seiner Armbrust ein Reh erlegen will, trifft ihn unvermittelt ein Schneeball. Geworfen hat ihn das kecke Aschenbrödel, das sich schnell davonmacht. "Das ist kein passives Mädchen, das darauf wartet, vom Prinzen gerettet zu werden", sagt der Leiter des Nationalen Filmarchivs in Prag, Michal Bregant im Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Aschenbrödel handelt mit mehr Unabhängigkeit und Energie - das ist es, was den Film bis heute so interessant macht."

Hinter den Kulissen war es jedoch keine Schneeballattacke der jungen Frau. In Wirklichkeit warf Regisseur Vaclav Vorlicek den Schneeball zielsicher von seiner Position neben der Kamera aus. "Vorlicek war ein Regisseur, der den Ehrgeiz hatte, erfolgreiche und populäre Filme zu drehen", sagt Bregant über den 2019 gestorbenen Künstler. "Er war kein großer Philosoph, sondern ein Pragmatiker." Unverkennbar ist Vorliceks Sinn für Humor. "Ich nehme das Leben mit einem Lächeln, selbst wenn ich verschiedene Klippen umschiffen muss, denn ich bin vom Wesen her ein Optimist", sagte er einmal in einem Radiointerview.

Drehen bei minus 17 Grad

Vor kurzem ist Prinzen-Darsteller Pavel Travnicek im Tschechischen Rundfunk gefragt worden, woran er sich als Erstes erinnert, wenn er an den Dreh zurückdenkt: "Der Winter, der Winter, es war schrecklich kalt", schoss es aus dem 72-Jährigen heraus. Man sei jung gewesen und habe es bei minus 17 Grad ausgehalten. Wenn er sich Fotos von damals ansehe, sei er nahezu gerührt: "Verdammt, was war das für eine Zeit."

Märchenfans können sich freuen, dass mit fallenden Temperaturen auf Schloss Moritzburg in Sachsen bald wieder eine Winterausstellung zu dem Kultfilm zu sehen ist. Die Schau startet am 22. November. Gezeigt werden originale Kostüme, Fanobjekte, Requisiten und mehr. Weitere Drehorte der Außenaufnahmen waren die gotische Wasserburg Svihov im Westen Tschechiens und die verschneiten Hänge des Böhmerwalds.

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