Posttraumatische Belastungsstörung in Zeiten von Corona: Interview mit einer Betroffenen

Corona Wie die Pandemie Betroffene verändert

Triggerwarnung. 

Triggerwarnung : Wenn es deiner Psyche nicht gut geht, lies diesen Beitrag bitte nicht. In den weiteren Ausführungen kommen Traumata und Selbstverletzung zur Sprache.

Nachdem ich ein Interview mit Lilly führte, welche an einer Persönlichkeitsstörung leidet, kam ich in Kontakt mit Laura, einer 20-Jährigen Erzieherin. Ich möchte herausfinden, wie es ihr mit den aktuellen Umständen geht und wie sich der neue Alltag auf die Arbeit auswirkt.

Wie es ihr ginge, sei nur schwer in Worte zu fassen : "Die momentane Situation und die alltäglichen Probleme die jeder so hat, machen mir sehr zu schaffen. Die Lage in der Kita bringt durchaus gute Seiten mit sich, da die Kinder wieder in sozialer Interaktion stehen und die Eltern entlastet werden. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass wir zu wenig Personal haben und wir unter stetigem Druck stehen. Wir müssen uns mit den Eltern auseinandersetzen, mit unseren Chefs und natürlich auch mit dem Senat, was für alle eine sehr schwierige und nervenaufreibende Situation ist. Das zehrt natürlich auch an den Nerven und lässt das Privatleben nicht unberührt, welches ja schon ziemlich eingeschränkt ist."

Diagnose und Krankheitsbild

Im Zuge unserer Unterhaltung erzählte sie mir, dass sie vor 5 Jahren die Diagnose "Depressionen und posttraumatisches Belastungssyndrom" erhalten habe. Letzteres wirden meist von schweren Traumata ausgelöst. "Ich hatte diese alltäglichen Niedergeschlagenheit, gekoppelt mit dem ständigen Gefühl von Leere und Hass auf mich selbst und alles um mich herum."

Dazu kam ein selbstverletzendes Verhalten, welches sich bis heute immer wieder zeigt, wie sie sagt. Hierbei wenden Betroffene Schmerzreize als Ventil und Mittel zur Krisenbewältigung an, was sich destruktiv auf das Selbst auswirkt. Jenes Verhalten war in ihrer frühen Jugend noch recht ausgeprägt und führte hin zu versuchten suizidalen Handlungen, welche in mehreren Klinikaufenthalten mündeten. Durch die therapeutische Betreuung, ist sie heute in der Lage anders mit ihren Gefühlen umzugehen.

"Manchmal ist es einfach nur Musik hören und um den Block laufen. An anderen Tagen hilft es mir sehr, eine enge Freundin anzurufen und meinen Gedanken mit ihr zu teilen. Mit den Jahren habe ich angefangen meine Gedanken aufzuschreiben und es ist zu einer Art Tagebuch geworden.

Vor Corona war es einfacher für mich, mich aus diesen Situationen zu retten, in denen ich mich verletzen wollte oder es mir einfach wahnsinnig schlecht ging,ich nur weinte. Ich konnte mich mit Freunden treffen, etwas unternehmen und einfach mal alles vergessen. Heute ist das eher schwierig und es macht mir sehr zu schaffen, denn oft ist es so, das ein Anruf nicht immer ausreicht."

Abhilfe schaffen und auf neue Perspektiven setzen

Zum zweiten Lockdown hin beschaffte sie sich zwei Katzenkinder , welche ihr nun Kraft geben: "Durch sie geht es mir besser, wenn auch nicht so richtig gut. Es gibt immer noch einen Teil an mir, der alles sehr pessimistisch sieht und den Sinn des Lebens nicht so richtig versteht und nicht versteht. Der sich einfach nicht zu dieser Welt zugehörig fühlt. Corona hat mich besonders getroffen, als ich mich nicht mehr mit meiner Familie treffen konnte. Als man so eingeschränkt war, dass alles irgendwie verboten war. Ich saß nur zuhause, konnte nicht arbeiten, nicht zur Fortbildung und war für mich alleine. In dieser Zeit war es sehr schwer, nicht wieder rückfällig zu werden und aufzugeben. Mittlerweile ist das etwas besser geworden, aber noch nicht so, wie in der Zeit vor Corona. Damals war ich oft in Clubs unterwegs, was jetzt nicht mehr so leicht geht. Die größte Einschränkung ist für mich die Tatsache, dass alles was man tut, immer beäugt wird und man verurteilt wird. Mein Privatleben hat sich so weit eingeschränkt, dass ich mehr darauf achte, was ich tue, weil ich mit Kindern und anderen Menschen zusammenarbeite und das eine riesen Verantwortung ist. Ich fühle mich einfach eingeengt."

Für die Zukunft wünscht sich Laura, wie auch Lilly, einen aussagekräftigen Plan. Sie möchte Hoffnung in realistische Ziele setzen können und sich nicht von einem Versprechen zum nächsten hangeln.

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