Sachsen-Tourismus: 3,5 Milliarden Euro Verlust

Wirtschaft Auswirkungen erstrecken sich laut Experten auf die kommenden drei Jahre

Normalerweise erwirtschaftet Sachsens Tourismus einen Jahresumsatz von rund 8 Milliarden Euro und sichert damit 194.000 Menschen die Beschäftigung. Doch Auch im zweiten Coronajahr leidet die Branche unter den Auswirkungen der Pandemie. Der Landestourismusverbandes (LTV) Sachsen geht von einem volkswirtschaftlichen Verlust von rund 3,5 Milliarden Euro aus. Damit gehen der sächsischen Tourismusbranche rund 40 Prozent der Umsätze verloren.

Fast 50 Prozent weniger Gäste

Nach einem schweren ersten Coronajahr 2020, einem langen Lockdown im Winter und Frühjahr, konnte der Tourismus in Sachsen 2021 erst wieder im Mai langsam starten. Bis zum Oktober konnten in Sachsen rund 3,8 Millionen Gäste begrüßt werden, das sind rund 47 Prozent weniger als im Vor-Coronajahr 2019. Bei den Übernachtungen wurden rund 11 Millionen Übernachtungen registriert und damit 37 Prozent weniger als im Jahr 2019.

"Der Tourismus hat eine große Bedeutung für die Standort- und Lebensqualität in Sachsen, für wichtige Werte unserer Gesellschaft. Nach den hohen Verlusten der letzten beiden Jahre wird Unterstützung mehr denn je gebraucht, damit auch in Zukunft gesunde Unternehmen und Tourismusorte zu wirtschaftlichen Perspektiven unserer Städte und Regionen beitragen können", erklärt Jörg Markert, Präsident des Landestourismusverbandes Sachsen.

Auswirkungen besonders im Städtetourismus

Rückblickend bleibe festzustellen, dass die Übernachtungsnachfrage in den Sommermonaten erwartungsgemäß gestiegen ist. Das Reiseland Sachsen hat es in den Monaten Juni bis August 2021 gegenüber dem Jahr 2019 bereits wieder auf 80 Prozent des Übernachtungsvolumens gebracht - trotz eines schwer anlaufenden Geschäfts- und Städtetourismus. Dies zeige, dass das Reise- und Kulturland Sachsen eine hohe Attraktivität hat und eine schnelle Erholung möglich ist.

Nachfrage aus dem Ausland verhalten

Die Nachfrage von ausländischen Gästen entwickelt sich im Gegensatz zur Inlandsnachfrage jedoch zurückhaltend. Im Vergleich zum Jahr 2019 wurden 44 Prozent weniger Übernachtungen von ausländischen Gästen bis zum Oktober gebucht. Die Auswirkungen seien laut LTV Sachsen besonders im Städtetourismus spürbar.

Mit Blick auf das Jahresende bleibt auch dieses Jahr das wertvolle und wichtige Geschäft zur Weihnachtszeit und dem Jahreswechsel fast verloren. Daneben ist auch der Tagestourismus betroffen, der für eine kontinuierliche Auslastung vieler Tourismus- und Freizeitbetriebe über das gesamte Jahr hinweg sorgt. Allein dieser Sektor verliert rund 1,62 Milliarden Euro Umsatz.

Finanzielle Sorgen und Fachkräfteabwanderung

Aktuelle Wirtschaftsstudien zeigen, dass insbesondere Kleinstunternehmen besonders unter der derzeitigen Situation leiden und auch die Perspektive eher skeptisch bewerten. Neben einer kleiner werdenden Eigenkapitaldecke kämpfen die Unternehmen mit der anhaltenden Arbeits- und Fachkräfteabwanderung. Markert: "Derzeit scheint das Rettungsnetz staatlicher Hilfen bei den Beherbergungsbetrieben zu wirken, bisher ist im Freistaat ein kleiner Rückgang an Bettenangeboten von Minus 1,1 Prozent zu verzeichnen.

In Vergleich dazu wurden bundesweit Minus 3,6 Prozent registriert." Ein weiterer Lichtblick sei die Gästezufriedenheit, die sich in Sachsen stabil zeigt. Bundesweit sei eher ein rückläufiger Trend erkennbar. Das Fazit des Landestourismusverbandes ist deutlich: Tourismus ist eine der hauptbetroffenen Wirtschaftsbranchen und wird langfristig mit den Auswirkungen zu kämpfen haben. Experten rechnen mit mindestens drei weiteren Jahren.

Vor diesem Hintergrund fordert der LTV Sachsen im Rahmen der Diskussion zum nächsten Doppelhaushalt des Freistaates ein klares Bekenntnis zum Tourismus und eine Verstetigung der Haushaltsmittel auf dem Niveau von 2021/2022 zur Unterstützung der Branche.

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