Sollten sich auch Geimpfte testen lassen?

Corona Fallzahlen steigen - welche Rolle spielen Geimpfte ?

Für vollständig geimpfte und genesene Personen gelten Ausnahmen von derzeit geltenden Einschränkungen. Sie können sich im privaten Rahmen ohne Einschränkungen treffen. Laut der 3G-Regel benötigen vollständig Geimpfte und Genesene auch keinen negativen Test, wenn sie zum Beispiel in der Innengastronomie zu Gast sind, zum Friseur wollen oder Sport im Innenbereich treiben möchten. Doch wie lange geht das angesichts der aktuell steigenden Fallzahlen noch gut? Sind Tests womöglich auch für Geimpfte sinnvoll?

 

"Pandemie der Ungeimpften": nur die halbe Wahrheit

Sachsens Gesundheitsministerin spricht in einer aktuellen Meldung zwar von einer "Pandemie der Ungeimpften", doch vermehrt auch Menschen mit einem vollständigen Impfschutz landen auf den Intensivstationen. Aktuell werden in Sachsen (Stand: 28. Oktober ) 602 Corona-Patienten auf Normalstationen und 172 Patienten auf Intensivstationen behandelt. Von den intensivpflichtigen Personen hatten 11 einen vollständigen Impfschutz - das sind 6 Prozent aller Patienten. Das heißt, Impfungen schützen nicht zu hundert Prozent vor einer Infektion, im Gegenteil. Geimpfte Menschen können sich durchaus mit dem Virus anstecken, haben in der Regel aber einen milden Krankheitsverlauf.

 

Geimpfte sind Teil der Infektionskette

Für den weiteren Verlauf der Pandemie stellt sich dabei die Frage: Sind Geimpfte, die sich mit Corona infizieren, auch ansteckend? Laut einer Studie der Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) wird deutlich, dass bei der aktuell vorherrschenden Delta-Variante Menschen bei einer Durchbruchinfektion zumindest in den ersten Tagen hoch ansteckend sind. Auch nach Angaben des Robert-Koch-Instituts müsse davon ausgegangen werden, dass "einige Menschen nach Kontakt mit Sars-CoV-2 trotz Impfung PCR-positiv werden und infektiöse Viren ausscheiden". Das heißt, infizierte Geimpfte unterbrechen die Infektionsketten nicht, sondern können - durch die geltenden Ausnahmen - das Virus sogar an mehr Menschen weitergeben als Ungeimpfte, die sich durch einen Positivbefund in Quarantäne befinden. Denn das Tückische dabei: Wenn erst gar keine Symptome auftreten, steigt die Gefahr, dass Infektionen unentdeckt bleiben, Viren aber uneingeschränkt weitergegeben werden.

 

"Verlieren den Überblick über das Infektionsgeschehen"

Deutschlands Amtsärzte hatten bereits im Mai die geplanten Ausnahmeregelungen für gegen Corona geimpfte Menschen kritisiert. "Geimpfte müssen unbedingt weiterhin getestet werden. Es wäre fatal, wenn Geimpfte und Genesene künftig von allen Testpflichten etwa bei der Einreise ausgenommen würden", sagte damals die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Grund: "Ohne umfassende Tests verlieren wir den Überblick über das Infektionsgeschehen - gerade auch mit Blick auf Virusvarianten."

 

Auch Geimpfte müssten für Tests zahlen

Laut Test-Verordnung des Bundes wären Corona-Tests (seit 11. Oktober in der Regel kostenpflichtig) auch für Geimpfte nicht mehr kostenfrei. Das Bundesgesundheitsministerium schreibt hierzu: "Asymptomatische Personen, die keinen Anspruch aus einem der [...] genannten Gründen haben, müssen die Testkosten damit grundsätzlich selber tragen." Alle Bürger und Bürgerinnen" umfasst in dieser Definition auch die Geimpften und Genesenen. Die Politik müsste ihre Test-Verordnung also erneut überdenken, falls auch Geimpfte künftig wieder negative Corona-Tests vorzeigen sollen.

 

Weiterhin empfohlen: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, Lüften

Das Robert Koch-Institut informiert: "Insbesondere bei jetzt deutlich steigenden Fallzahlen sollte unabhängig vom Impf-, Genesenen- oder Teststatus das grundsätzliche Infektionsrisiko reduziert werden. Deshalb sollten alle Menschen weiterhin die AHA+L-Regeln einhalten, möglichst die Corona-Warn-App nutzen, unnötige enge Kontakte reduzieren und Situationen insbesondere in Innenräumen, bei denen sogenannte Super-Spreading-Events auftreten können, möglichst meiden." Wichtig sei außerdem, dass man selbst bei leichten Symptomen der Erkrankung - unabhängig vom Impfstatus - zuhause bleibt, die Hausarztpraxis kontaktiert und sich testen lässt.

 

 
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