Waldbrandhölle in Sachsen: Wie sich ein Kreisbrandmeister während der Arbeit fühlt

Waldbrand Gohrischheide brennt seit 2018 immer wieder

Die Gohrischheide ist ein Naturschutzgebiet zwischen Riesa und Elsterwerda. Bereits 2022 brannte es auf über 900 Hektar - schon damals vermutete man Brandstiftung. Am vergangenen Montag wurden die umliegenden Feuerwehren wieder in das 28 Quadratkilometer große Waldgebiet gerufen. An drei Stellen in der Nähe des Ortes Neudorf brannte es. Die Brandbekämpfer konnten das Feuer schnell unter Kontrolle bringen und meldeten schnell "Feuer aus!" doch starker Wind fachte es am Dienstagnachmittag wieder an. Der Brand erreichte eine in kurzer Zeit eine Ausdehnung von 140 Hektar.

 

Bundesstraße 169 vollgesperrt

Die zentrale Einsatzleitung hat der Landkreis Meißen im beschaulichen Ort Lichtensee am Rande der Gohrischheide eingerichtet. Die durch das Dorf führende Bundestraße 169 ist voll gesperrt. Nur Einwohner und Einsatzkräfte kommen hinein. Eine Rauchwolke, wie sie am Dienstag noch bis nach Mutzschen zu sehen war, ist nicht da. Wie besorgniserregend die Lage offenbar war, berichtet uns eine Anwohnerin. "Der Rauch wirkte so nah, da haben wir schon gedacht, dass wir evakuiert werden müssen. Die Polizisten vorm Haus haben auch immer wieder davon gesprochen, aber glücklicherweise ist nochmal alles gut gegangen."

 

Gelände ist abseits der Wege voll mit Munition

Vor dem Gerätehaus der Feuerwehr haben sich viele Kameraden von Feuerwehren und THW aus ganz Sachsen versammelt. Von dort aus wird ihnen ihr Einsatzort mitgeteilt. Am Einsatzleitstand treffen wir den Kreisbrandmeister Ingo Nestler. Mit ihm fahren wir in das Einsatzgebiet. Die Besonderheit in der Gohrischheide: Die Feuerwehrleute dürfen die Wege nicht verlassen. Das Gelände ist stark belastet mit Munition. Deshalb ist seit Mittwochmorgen eine Airbus H225 Super-Puma der Bundespolizei als Löschhubschrauber im Einsatz. Am Dienstag konnten die Einsatzkräfte sogenannte Riegelstellungen errichten um das Ausbreiten einzudämmen. Dies war erfolgreich und am Mittwochmorgen gab es keine sichtbaren Flammen mehr. "In der Nacht ist das ein oder andere Mal Munition explodiert. Das zeigt einmal mehr wie gefährlich es abseits der Wege ist."

 

Landwirte packen mit an

Auf der Fahrt zeigt uns Nestler die angrenzenden Felder, bei denen zur Sicherheit am Rand einige Meter abgeerntet worden sind um ein Übergreifen auf das Getreide zu vermeiden. Einen Kilometer weiter sind wir mitten im Wald. Der Forstweg ist holprig. Auf einer Schneise hat die Feuerwehr im Abstand von 20 - 30 Metern Kreisregner - ähnlich eines handelsüblichen Rasensprenger aufgebaut. Diese sprühen das Wasser mehrere Meter in den Wald um eine Schutzbarriere zu bilden. Das hierfür benötigte Wasser wird von Tankwagen der Feuerwehren und von Bauern aus dem Umkreis herangeschafft. "Die Bereitschaft der Landwirte uns zu helfen ist eine große Entlastung. Da gibt's keine Fragen was etwas kostet. Da wird angepackt und gefragt "Wo können wir das Wasser hinbringen?" Da kann man einfach nur Danke sagen. Das ist immens wichtig." Das erzählt Ingo Nestler neben einem großen Wasserbassin, dass für die Kreisregner als Depot fungiert. Im Hintergrund stehen die Tankwagen Schlange um ihre Ladung abzuliefern. Der Hubschrauber der Bundespolizei wirft unterdessen stoisch seine Wasserladung über dem Brandgebiet ab.

 

Stelle ist schon seit 2018 für Waldbrand bekannt

Ingo Nestler ist sichtlich angespannt. "Das geht jetzt seit 2018. Man hat das Gefühl, dass es jedes Jahr mehr wird." Ob Waldbrände jetzt zur neuen Normalität werden? "Ich hoffe nicht." Die Einsatzkräfte seien voll motiviert die Lage in den Griff zu bekommen. 2022 war man an dieser Stelle zwei Wochen beschäftigt. "Wir können die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren gut einbringen. Der Freistaat unterstützt uns bei der Entwicklung neuer Brandschutzkonzepte. Das wird schon. " Unterdessen hat man groben Kies herangeschafft um die sandigen Wege, die vom Wasser schlammig werden, zu befestigen. Die Löschfahrzeuge würden sich ohne diese Maßnahme festfahren.

 

Brandstiftung ist häufige Ursache

Die Lage vor Ort ermutigt den Kreisbrandmeister. Jedoch ist er auch realistisch. "Die übergroße Mehrzahl dieser Brände entsteht durch Brandstiftung. Das muss man so ehrlich sagen." Die Besorgnis vor weiteren Brandereignissen ist groß. Nach einer Stunde geht es zurück nach Lichtensee in die Einsatzleitung. "Wir haben gleich noch eine Lagebesprechung. "Wenn alles gut aussieht, dann können wir das alles schnell hinter uns bringen." Nach aktuellen Informationen ist Brand weitgehend unter Kontrolle und ist nicht wieder aufgeflammt.

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