Günter Bartusch würde heute 80

MOTORSPORT MZ-Werksfahrer verunglückte auf dem Sachsenring tödlich

Sachsenring. 

Sachsenring. Wäre der 9. Juli 1971 am Sachsenring nicht so unglücklich verlaufen, würde Günter Bartusch heute seinen 80. Geburtstag feiern.

Es war der Trainingsfreitag des Großen Preis der DDR 1971, des Weltmeisterschaftslaufes für Motorräder auf dem Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal.

Der 28-jährige Günter Bartusch war der designierte Nachfolger von Heinz Rosner als Nummer 1 bei MZ, doch sollte dieser Tag sein letzter in seinem Leben werden.

Das erste Training der Klasse bis 350 ccm hatte soeben erst begonnen, doch Günter Bartusch kehrte aus seiner ersten Trainingsrunde nicht zurück. In der schnellen Linkskurve nach dem "Guthrie-Stein" hatte bei Tempo 200 offenbar sein Motor blockiert, sodass er stürzte und noch im Krankenwagen an seinen schweren Kopfverletzungen verstarb.

 

Vom MZ-Privat- zum -Werksfahrer

 

Günter Bartusch wurde am 18. April 1943 in Dittmannsdorf im Erzgebirge geboren. Wie üblich bestritt er zunächst Serienrennen und etablierte sich bald unter den DDR-Rennfahrern.

Beim WM-Lauf 1963 auf dem Sachenring bestritt er sein erstes WM-Rennen und wurde dabei mit seiner privaten MZ-RE 13. Im darauffolgenden Jahr wurde er Zehnter.

1968 wurde er, auch auf Empfehlung von Heinz Rosner, dessen Nachfolger im MZ-Werksteam und bedankte sich beim MZ-Heimspiel auf dem Sachsenring im Rennen der Achtelliterklasse mit einem dritten Platz hinter den beiden britischen Yamaha-Piloten Phil Read und Bill Ivy. Damit wurde er am Jahresende WM-Neunter und zugleich DDR-Meister.

1969 schaffte er in der 125er-WM nur ein zählbares Ergebnis, doch das hatte es mit Platz zwei im finnischen Imatra in sich. Mit diesen 12 WM-Punkten wird er auf WM-Endrang 16 geführt. Bei den 250ern wurde er mit 18 Zählern WM-Elfter. Den Löwenanteil derer holte er ebenfalls mit Platz zwei in Imatra. Hinzu kamen ein sechster Platz im damals jugoslawischen Opatija sowie ein zehnter Rang auf dem Sachsenring.

Im darauffolgenden Jahr wurde er bei den 125ern WM-Zwölfter, wobei er im französischen Le Mans und auf der britischen Isle of Man als jeweils Dritter zwei weitere Podestplätze feierte. Das gleiche Kunststück gelang ihm auf der Insel im Rennen der 250-ccm-Klasse, welches er auf WM-Rang 15 beendete. Sogar WM-Achter wurde er in der Klasse bis 350 ccm. Hierzu verhalfen ihm sein zweiter Platz beim Ulster-Grand-Prix im nordirischen Belfast sowie ein vierter Platz im italienischen Monza.

1971 ließ sich mit einem zweiten Platz im 250er-Rennen auf dem Salzburgring sehr gut an, doch danach folgte eine kleine Flaute. Lediglich auf der Isle of Man kam er mit der aufgebohrten 350er-MZ als Neunter sowie im belgischen Spa-Francorchamps mit der 250er als Zehnter in die WM-Punkte.

Der darauffolgende WM-Lauf war jener auf dem Sachsenring, bei dem, wie eingangs beschrieben, Günter Bartuschs Leben auf tragische Weise endete.

 

Auch Schock-Nachricht folgte motorsportliche Jubelorgie

 

Aber das Rennwochenende vom 9. bis 11. Juli 1971 war aus einem weiteren Grund ein sehr denkwürdiges und besonders geschichtsträchtiges des alten Sachsenrings. Was noch niemand ahnte, es sollte das vorletzte WM-Rennen auf der Berg-und Talbahn bei Hohenstein-Ernstthal werden, denn am Rennsonntag gewann der Westdeutsche Dieter Braun unter dem tosenden Jubel seiner ostdeutschen Fans und gewissermaßen auch Landsleute das Rennen der Klasse bis 250 ccm. Die Sache wurde zum Politikum und sicherlich ein Sargnagel für die erste von 1961 bis 1972 dauernde WM-Ära am Sachsenring. Die DDR-Führung und auch die (nichtolympische) Sporthoheit begaben sich nach 1972 in die motorsportliche Selbstisolation und ließen ihre Motorsportler hierzulande nur noch gegen Rennfahrer aus dem befreundeten sozialistischen Ausland antreten. Dankenswerter Weise wurde das in der Tschechoslowakei und in Ungarn weiterhin anders gehandhabt.

 

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