5 Punkte, die Sie über Hochwasser wissen müssen

Definitionen, Gefahren, Hilfe Unwetter mit Starkregen richten immer wieder enorme Schäden an. Wie kann es dazu kommen? Warum ist eine rechtzeitige Vorhersage so schwierig? Und wie kann ich mich im Ernstfall informieren?

Ein heftiges Gewitter kann ausreichen. Schon pressen sich Wassermassen durch die Straßen. Keller von Häusern laufen voll, Autos werden mitgeschwemmt. Außerdem kann Starkregen Flüsse über die Ufer treten lassen.

Überflutungen sind eine Gefahr für unser Hab und Gut - und im schlimmsten Fall für Leib und Leben. Wie sie entstehen und was besonders heftiger Regen damit zu tun hat, lesen Sie hier.

1. Was ist Starkregen?

Bei Starkregen fallen sehr große Niederschlagsmengen in kürzester Zeit. Auf dem europäischen Kontinent halten solche Schauer zwischen fünf Minuten und drei Stunden an. Sie sind örtlich stark begrenzt, so der Deutsche Wetterdienst (DWD). Somit können manchmal nur einzelne Ortschaften oder Stadtteile betroffen sein.

Das Problem: Starkregen ist nur schwer vorherzusagen. Zwar kann man grob die Region eingrenzen. Wo genau es wann regnet, ist aber kaum abzusehen. Genauso wenig die genaue Niederschlagsmenge.

Zwar arbeitet unter anderem die Bundesoberbehörde an großen Projekten zu besseren Prognosen, berichtet Thomas Deutschländer, Experte für Niederschlagsprognosen beim DWD. Perfekte Vorhersagen in diesem Bereich machen zu können, werde aber noch sehr lange dauern - wenn es überhaupt jemals möglich sein wird.

Deutschländer veranschaulicht das Problem anhand eines Beispiels: Bei einem Kochtopf auf einer Herdplatte weiß man zwar, dass etwas passieren wird. Doch wann und wo genau die ersten Blasen des kochenden Wassers hochsteigen, lässt sich nicht vorhersagen.

Bezogen auf das Wetter kann es zum Beispiel eine Störung im Luftdruck oder eine Front in einem Tiefdruckgebiet geben. Beides lässt die Wahrscheinlichkeit für starke Niederschläge so stark ansteigen, dass die Meteorologen zwar sagen können, dass es zu einem Ereignis kommen wird. "Aber der genaue Ort und der genaue Zeitpunkt sind unheimlich schwer vorherzusagen", sagt Deutschländer.

Eine Regenrisikogefahr für einen konkreten Ort vorherzusagen, mag kaum möglich sein. Für größere Gebiete - etwa Landkreise oder Regionen - geht das häufiger. Dann verschicken der DWD, aber auch viele andere Wetterdienste Warnungen auf verschiedenen Kanälen.

2. Warum ist Starkregen so gefährlich?

Der DWD verschickt Warnungen vor Starkregen-Ereignissen. Möglich sind drei Warnstufen.

  • Auf der niedrigsten Stufe fallen laut DWD-Prognosen voraussichtlich mindestens 15 Liter Regen auf einen Quadratmeter Boden in einer Stunde - oder über einen Zeitraum von sechs Stunden 20 Liter.
  • Die höchste Warnstufe ist erreicht, wenn es mehr als 40 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde oder mindestens 60 Liter in sechs Stunden regnet.

Die Folgen: Das Wasser muss sich neue Wege suchen. Urplötzlich pressen sich große Mengen teils mit hoher Geschwindigkeit durch Straßen, die noch nie zuvor geflutet wurden. Autos können hier zur tödlichen Falle werden.

Selbst Keller von Häusern am Hang laufen voll. Ihre Besitzer haben kaum eine Chance, noch etwas oder gar sich selbst zu retten, wenn sie sich in den Räumen aufhalten. An eine Flucht zum Beispiel durch Fenster ist nicht zu denken. Durch den Wasserdruck lassen sich diese nicht mehr öffnen. Gleiches kann für Türen gelten.

3. Wann spricht man von Hochwasser?

Hochwasser tritt an Bächen und Flüssen auf. Diese führen dann eine Zeit lang mehr Wasser mit sich, als in ihrem Lauf Platz findet, etwa durch Dauerregen, Starkregen oder Schneeschmelze. Irgendwann treten die Gewässer über ihre Ufer.

Oft gibt es Ausgleichsflächen, also Bereiche, in denen die Gewässer in ihrem natürlichen oder geplanten Verlauf ihr Hochwasser ableiten. Gibt es diese nicht oder führt der Fluss viel zu viel Wasser, kommt es zu Überschwemmungen.

Hochwasser sind natürliche Ereignisse, die eine wichtige ökologische Funktion haben. Sie lassen bestimmte Lebensräume wie zum Beispiel Auen erst entstehen.

Gut zu wissen: Häufig wird auch von Flut gesprochen, das ist so aber nicht ganz korrekt. Flut zeigt eine Bewegungsrichtung des Wassers an und beschreibt an Meeresküsten auflaufendes, also steigendes Wasser. Hochwasser hingegen zeigt den höchsten Stand des Wassers an.

4. Wie oft kommen Hochwasser vor?

Viele Niederschläge und hohe Niederschlagsmengen, aber auch die Schneeschmelze lassen die Pegel ansteigen. Entscheidend sind aber auch lokale Gegebenheiten, etwa wenn viele Nebenflüsse dazukommen oder das Flussbett durch eine Engstelle oder Schleife muss.

Ein gängiger Begriff ist das Jahrhundert-Hochwasser, im Fachjargon auch als HQ100 abgekürzt. Das ist ein Hochwasser mit so hohen Pegelständen, wie sie statistisch betrachtet nur einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten werden. HQ50 ist die 50-jährige Hochwasserwahrscheinlichkeit. Sogenanntes häufiges Hochwasser - HQhäufig - kommt alle fünf bis 20 Jahre vor.

Gut zu wissen: Das alles sind Mittelwerte. Die Pegelstände können also auch häufiger vorkommen oder jahrhundertelang ausbleiben.

Im Rahmen des Hochwasserrisikomanagements erstellen die Landesbehörden für ihre Flüsse Karten, in denen von Überschwemmungsszenarien betroffene Flächen erkennbar sind. In solchen Gebieten kann es zum Beispiel Bauauflagen durch die Bundesländer geben. Diese Karten können im Internet eingesehen oder die Einsicht bei lokalen Behörden erbeten werden.

5. Wo bekomme ich Informationen zu einem akuten Hochwasser?

Wo Flüsse Hochwasser führen oder Sturmfluten an den Küsten drohen, zeigt zwar auch das bundesländerübergreifende Hochwasserportal mit einer interaktiven Deutschlandkarte. Dort sind auch die regionalen Behörden und ihre jeweiligen Infoseiten verlinkt.

In Friedenszeiten sind aber grundsätzlich die Bundesländer für den Bevölkerungsschutz im Katastrophenfall zuständig. Hochwasser und Starkregen-Ereignisse gehören dazu. Um Hochwassermeldungen und Risikoabschätzungen kümmern sich die Landeshochwasserzentralen.

Gemeinsam mit anderen Behörden und Institutionen warnen sie die Öffentlichkeit. Das sind die wichtigsten Kommunikationswege:

Push-Nachrichten von Warn-Apps

Die Warn-App Nina des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und die vom Fraunhofer Fokus entwickelte Katwarn-App halten Nutzer standortgenau auf dem Laufenden und haben Notfalltipps parat.

Kommt es beispielsweise zu einem Unwetter oder Großbrand, sendet die App Push-Benachrichtigung aufs Smartphone. Als Quelle nutzt Nina das Modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS).

Die App Katwarn funktioniert nicht nur auf Smartphones. Nutzer älterer Handys können sich die Warnungen als SMS schicken lassen. Zur Anmeldung muss man lediglich eine SMS mit dem Inhalt "KATWARN" und der Postleitzahl, für die man Warnungen erhalten möchte, an die Nummer 0163 7558842 senden. Die Warnhinweise stammen von autorisierten Behörden und werden von Katwarn weitergeleitet.

Die vom DWD angebotene WarnWetter-App bezieht ihre Informationen aus der DWD-Datenbank. Neben Warnungen vor Unwettern sowie Schnee und Glätte liefert die App Details zum aktuellen Wetter.

Textnachrichten

Nicht jeder Mensch in Deutschland hat ein internetfähiges Handy. Und längst nicht alle Smartphone-Nutzer haben eine Warn-App installiert.

Deshalb wurde am 8. Dezember 2022 zum ersten Mal ein neues Warnsystem ausprobiert, das über die Mobilfunknetze läuft: Cell Broadcast. Um 11.00 Uhr lief auf den meisten Handys automatisch eine Warnung als Textmeldung ein, begleitet von einem Alarmton.

Seit dem 23. Februar 2023 ist das System offiziell aktiv. Es funktioniert komplett anonym. Sie müssen sich nirgendwo anmelden und auch keine persönlichen Daten angeben. Im Ernstfall erreicht die Warnung in Textform alle Handynutzer mit einem aktuellen Betriebssystem. Das Gerät muss dafür eingeschaltet sein.

Laut den Verbraucherzahlen werden allerdings längst nicht alle Mobilfunkgeräte unterstützt, die in Deutschland noch täglich im Einsatz sind. Betroffen seien vor allem klassische alte Handys, auf denen überhaupt keine Apps installiert werden können.

Sirenen

Seit Ende des Kalten Krieges gibt es in vielen Kommunen nur noch wenige oder gar keine öffentlichen Sirenen mehr. Vorgeschrieben sind sie nur in der Nähe von Atomkraftwerken und großen Chemiebetrieben.

Gemeinden, die noch funktionstüchtige Sirenen und Lautsprecher-Anlagen haben, sind vor allem dann im Vorteil, wenn die Gefahr nachts droht und die Menschen schlafen. Ein Heulton weckt deutlich besser als eine SMS oder die Benachrichtigung einer App.

Radio und Fernsehen

Eine Vielzahl der deutschen Fernseh- und Radiosender sind an das Warnsystem MoWaS angeschlossen. Doch vor allem nachts sind Radio und Fernseher oft ausgeschaltet, eine Weckfunktion gibt es nicht.

Auch bei Stromausfällen sind die Durchsagen und Einblendungen nutzlos, da in den wenigsten Haushalten batteriebetriebene Empfangsgeräte vorhanden sind.

  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion