7 Fakten, die Sie zum Bierexperten machen

Ursprung, Sorten, Rekorde Die Deutschen trinken nicht das meiste Bier. Wer dann? Das Bier wurde nicht in Europa erfunden. Wo dann? Das teuerste Bier verdankt seinen Preis einem Absturz. Wie bitte? Sieben verblüffende Tatsachen.

Freising/Aufseß. 

Rund ums Bier kursieren schöne Geschichten. So werden in Großbritannien pro Jahr angeblich etwa 93 000 Liter Bier beim Trinken verschüttet. Sie sollen in den Bärten von Männern hängen bleiben.

Und im US-Bundesstaat Oregon brachte eine Brauerei ein Bier auf den Markt, das mit wilden Hefen aus dem Bart des Braumeisters kreiert wurde.

In einer Münchener Eisdiele können Sie Biereis bestellen, wahlweise mit Weißbier oder Hellem gefertigt.

Noch eine kuriose Tatsache vorab: Wenn ein Bier nach Marihuana riecht, irrt man nicht - Hopfen zählt wie "Gras" zu den Hanfgewächsen.

Doch es gibt noch mehr Fakten rund ums Bier, die Sie kennen sollten, um mitreden - und vielleicht etwas angeben - zu können.

1. Die älteste Brauerei der Welt liegt in Bayern

Sie verstehen sich als traditionsbewusster Biertrinker? Dann sollten Sie sich einmal im Bräustüberl Weihenstephan niederlassen.

Im Kloster Weihenstephan auf dem Nährberg in Freising bei München befindet sich die älteste noch bestehende Brauerei der Welt. Das Bräustüberl ist das zugehörige Stammhaus.

Die kurze Geschichte: Im Jahr 1040 erhielten die Benediktinermönche des Klosters unter Abt Arnold von der Stadt Freising das Brau- und Schankrecht. Es war die Geburtsstunde der Klosterbrauerei.

Dass die Benediktiner schon früher mit dem Brauen begonnen hatten, legen nach Angaben der Brauerei historische Quellen nahe. Demnach wurde schon im Jahr 768 im Klostergarten Hopfen angebaut, den mutmaßlich die Mönche zu Bier verarbeiteten.

Heute ist der Weihenstephaner Berg ein Zentrum moderner Brautechnologie. Hier sitzt neben der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan auch die Studienfakultät für Brau- und Lebensmitteltechnologie der Technischen Universität München.

Die Region mit der höchsten Brauereidichte ist übrigens die Fränkische Schweiz. Dort gibt es laut örtlichem Tourismusverband knapp 70 familiengeführte Brauereibetriebe, die das Brauhandwerk pflegen.

Das oberfränkische Aufseß rühmt sich mit einem besonderen Superlativ: Mit vier Brauereien habe man gemessen an den etwa 1400 Einwohnern der Gemeinde die höchste Brauereidichte weltweit vorzuweisen.

2. Wer das Bier wirklich erfunden hat

Die älteste Brauerei, in der noch Bier hergestellt wird, mag in Deutschland ihrem Geschäft nachgehen. Doch erfunden wurde das Bier einige 1000 Kilometer entfernt von Weihenstephan. Zu einer Zeit, als das bayerische Kloster noch lange nicht existierte.

Schriftliche Hinweise auf Bier wurden bereits im alten Mesopotamien gefunden, heißt es im Guinness-Buch der Rekorde. Dort soll das Getränk bereits um 5000 v. Chr. als Teil des Lohns an Arbeiter im Tempel von Uruk im heutigen Irak ausgezahlt worden sein.

Konkret datierte historische Beweise für die tatsächliche Entdeckung des Bieres gebe es jedoch nicht, teilt der Deutsche Brauer-Bund mit.

Die Fachleute gehen aber auch davon aus, dass schon die Sumerer im Zweistromland ein "bierähnliches Getränk" konsumierten. Rezeptur und Herstellungsprozess hielten sie auf Tontafeln fest.

Das Bier war damals wohl ein Alltagsgetränk. Doch es wurde auch getrunken, um sich "in einen ästhetischen Zustand zu versetzen", zeigen historische Quellen.

Dieses Ziel strebten demnach die Propheten des einstigen mesopotamischen Stadtstaates Mari an, dessen Geschichte ins dritte vorchristliche Jahrtausend zurückreicht.

"Viele Tempel hatten sogar ihre eigenen Brauer", schrieb der US-amerikanische Theologe Michael Homan in einem Beitrag für die Fachzeitschrift "Near Eastern Archaeology".

Hammurapi war ein bedeutender babylonischer König, der Mari im Jahr 1759 v. Chr. zerstörte. Er erließ eine der ältesten Gesetzessammlungen der Welt, den Codex Hammurapi. Darin erwähnte er auch Bier.

"Hammurapi legte in seinem Gesetzbuch den Preis und die Stärke von Bier fest", schreibt Michael Homan.

Bier war in Mesopotamien und Ägypten ein Nationalgetränk, das in allen Gesellschaftsschichten getrunken wurde. Es wurde als Lohn ausgehändigt, mit ihm wurden Brautpreise bezahlt. "Es diente als Katalysator, um soziale Schranken zu überwinden", so Homan.

Gut zu wissen: Mit dem heutigen Bier hatte das damalige Gebräu wenig zu tun: Es enthielt zwischen zwei und drei Prozent Alkohol, war ungefiltert und trüb, wurde mit Emmer und Gerste produziert. Um keine Braurückstände zu konsumieren, trank man es aus Strohhalmen.

"Die Beliebtheit des Bieres in diesen Regionen war zum Teil auf die klimatischen und landwirtschaftlichen Bedingungen zurückzuführen, da Weintrauben schwieriger zu produzieren waren als Getreide", so Homan.

Erste physische Beweise fürs Bierbrauen gehen laut Guinness-Buch auf die Zeit um 3500 v. Chr. zurück. So alt sind die Überreste eines Kruges, der 1973 bei einer Expedition im iranischen Zagros-Gebirge gefunden wurde.

In den Rillen des Kruges fand man Kalziumoxalat. Die chemische Verbindung bildet sich beim Brauvorgang auch heute noch.

3. So viel Bier trinken die Deutschen im Jahr

Das Münchener Oktoberfest 2011 war das größte Bierfestival der Welt, gemessen am Konsum: Es wurden 7,5 Millionen Liter ausgeschenkt.

Mittlerweile werden Bierzelte auf der Wiesn mit Pipelines versorgt, damit der Gerstensaft schneller zu den Gaumen findet.

Trotzdem liegt Deutschland beim durchschnittlichen Bierkonsum pro Kopf nicht ganz vorne.

Rekordhalter ist eine andere Biernation, zeigt die Rangliste des Verbands Brewers of Europe von 2023:

1. Tschechien: 128 Liter

2. Österreich: 99 Liter

4. Deutschland: 88 Liter

3. Polen: 87 Liter

Der Bierkonsum in Deutschland ist seit Jahren tendenziell rückläufig. Ein Jahr zuvor lag der Pro-Kopf-Verbrauch nur noch bei 92 Litern.

Fazit: Die Zahlen variieren. Doch sie zeigen, dass Deutschland nicht die Nummer eins ist, wenn es um die konsumierte Biermenge geht.

4. So viel Prozent Alkohol stecken in Deutschlands stärkstem Bier

Das bisher stärkste Bier, das in Deutschland gebraut wurde, kam auf 57,8 Prozent. Das Gemisch aus Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen und Hefe erhielt den zutreffenden Namen "Strength in Numbers". Doch wie das Bier, hatte es auch sein Preis ganz schön in sich. Eine Flasche mit 0,04 Litern kostete 29,90 Euro.

Gebraut wurde es klassisch nach dem deutschen Reinheitsgebot von Georg "Schorsch" Tscheuschner, Diplom-Braumeister aus dem fränkischen Gunzenhausen. Es handelte sich um eine Kooperation von Tscheuschners Firma Schorschbräu und der schottischen Brauerei Brewdog. Zwei Unternehmen, die sich zuvor eine Art Wettbewerb um das stärkste Bier geliefert haben.

Die Schotten bewarben ihr aus Brennnesseln und Wacholderbeeren gebrautes "End of History" mit einem Alkoholgehalt von 55 Prozent. Schorschbock kam zu diesem Zeitpunkt auf 57,7 Prozent.

Zur Herstellung: Das "Strength in Numbers" war ein im Eisbockverfahren destilliertes Belgian Golden Ale von Brewdog. Dabei werden die Biere heruntergekühlt, das entstehende Eis wird abfiltriert."

Das aktuell stärkste Bier von Schorschbräu ist mit 57 Prozent das Schorschbock 57, das ebenfalls im Eisbockverfahren gebraut wird. Verkostet werden sollte es wie eine Spirituose.

Genusstipp: "Geöffnete Flaschen können über mehrere Wochen hinweg genossen werden", sagt der Extrembrauer. Und noch etwas sollten Sie beherzigen: "Kleine Schlucke sind empfehlenswert."

Im Wettbewerb um das stärkste Bier der Welt beansprucht die Keith Brewery in Schottland den Siegerplatz: Das Gebräu "Snake Venom" (Schlangengift) kommt laut Etikett auf 67,5 Volumenprozent Alkohol. Den Flaschenhals ziert ein Warnhinweis: "Dieses Bier ist stark. Verbrauchen Sie nicht mehr als 35 ml in einer Sitzung."

5. Wie viele Biersorten gibt es?

  • In Deutschland gibt es laut Deutschem Brauer-Bund knapp 1500 Braustätten, die etwa 7000 verschiedene Biere erzeugen.
  • In ganz Europa liegt die Zahl der Brauereien bei rund 12 800. Mikrobrauereien, deren Jahresausstoß bei oft nicht mehr als 60 Hektoliter liegt, nicht eingerechnet.

Von der Vielzahl der einzelnen Gebräue sind die Biersorten zu unterscheiden, auch Bierstile oder Biergattungen genannt.

Diese Zahl ist natürlich viel niedriger, aber dennoch beeindruckend: Der Deutsche Brauer-Bund führt auf seiner Website rund 20 Stile auf - vom Weizenbier über das Bockbier bis zum Kölsch und Alt.

Die Experten verweisen auf Unterstile wie das Porter, ein dunkles, obergäriges Bier aus England.

Bier-Sommelière Mareike Hasenbeck schätzt, dass es international etwa 50 Stile gibt. "Allein vom Stout kenne ich acht Unterkategorien", sagt sie.

Es geht aber auch übersichtlicher: "Weltweit gibt es drei Bierarten." Und das sind folgende:

  • Untergärige Biere: Hier kommen bei der Gärung Hefen zum Einsatz, die den Zucker bei kälteren Temperaturen in Alkohol umwandeln.
  • Obergärige Biere: Hier kommen Hefen zum Einsatz, die den Zucker bei warmen Temperaturen in Alkohol umwandeln.
  • Spontan vergorene Biere

Zu den untergärigen Bieren zählen unter anderem:

  • das Pils
  • das Helle
  • Kellerbiere
  • Exportbiere

Bekannte obergärige Biere sind:

  • das Weißbier
  • das Kölsch
  • das Altbier

Biere, die auf Spontangärung setzen, sind zum Beispiel die traditionellen belgischen Lambics. "Hierbei finden natürliche Hefen aus der Luft, zum Beispiel im Braukeller, Verwendung statt reiner Zuchthefen", erklärt Expertin Hasenbeck.

6. Dieses Bier schmeckt den Deutschen am besten

Die populärste Biersorte in Deutschland ist und bleibt das Pils.

Es wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts vom bayerischen Braumeister Josef Groll nach Pilsen in Tschechien gebracht und dort als neue untergärige Sorte populär gemacht.

Absatzzahlen aus 2024 belegen die Beliebtheit des hopfig herben Bieres:

  • Pils erzielte einen Marktanteil von knapp 50 Prozent.
  • Mit rund 10 Prozent landet das Helle auf dem zweiten Platz.
  • Platz drei im Handel belegt alkoholfreies Bier mit 8,9 Prozent.

Das sind laut Statista-Consumer-Umfrage die bekanntesten Marken:

  • Krombacher
  • Becks
  • Bitburger

7. So viel kostet das teuerste Bier der Welt

Wahrscheinlich haben Sie es mitbekommen: Die Maß auf dem Oktoberfest wird immer teurer. Im Jahr 2024 kostete der Liter zwischen 13,60 Euro und 15,30 Euro - das waren fast acht Prozent mehr als 2023.

Doch wirklich teuer ist das im Vergleich noch nicht.

Die Preise, die vor allem für Sammlerstücke schon gezahlt wurden, übersteigen den Kurs der Festbiere und auch der oft teuren Craft-Biere noch um ein Vielfaches.

  • Als absolutes Rekordbier gilt in dieser Hinsicht eine Flasche Löwenbräu Lager, die sich an Bord des Luftschiffes "Hindenburg" befand - und dessen Absturz am 6. Mai 1937 unbeschadet überstand.

Auf einer Auktion in Großbritannien wurde die 0,5-Liter-Flasche für 11 000 Euro verkauft. Macht einen Literpreis von 22 000 Euro.

  • Die teuerste jemals verkaufte Bierdose brachte dem Guinness-Buch der Rekorde zufolge immerhin noch 6000 US-Dollar ein. Zu diesem Preis wechselten je eine Dose Rosalie Pilsner und Tiger 1981 den Besitzer.

Beide Biere wurden in den 1930er Jahren von der Manhattan Brewing Company in Chicago gebraut.

  • Unter den ultrateuren Bieren, die man regulär kaufen kann oder konnte, findet sich das "Nail Ale" der Antarctic Brewery im australischen Applecross bei Perth. Es wurde für 1850 australische Dollar verkauft, das sind 1200 Euro.

Diesen Höchstpreis erzielte eine Flasche des seltenen Bieres auf einer Auktion, so Brauereichef John Stallwood. Andere Flaschen gingen für 800 Dollar weg.

Was machte dieses Ale so teuer?

Die Auktion des auf 30 Flaschen limitierten Bieres diente dem Marketing und wohltätigen Zwecken. Verwendet wurde Wasser aus einem Stück Eisberg, den die Umweltschutzorganisation Sea Shepard von einer Anti-Walfang-Kampagne im Südpolarmeer mitgebracht hatte.

"Über 30 000 Dollar kamen für Sea Shepard zusammen", so Stallwood.

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