Blick in die Zukunft: 5 Highlights der Japan Mobility Show

Studien und Showcars aus Tokio Ja, wir müssen uns ums Klima sorgen und um die Verkehrsdichte. Doch einige Studien auf der Japan Mobility Show lassen erwarten, dass Fahren auch vergnüglich geht. Fünf Hoffnungsträger.

In Japan ticken die Uhren anders. Nicht nur am Handgelenk, sondern auch auf der Straße - und in den Vorstandsetagen der Automobilhersteller. Denn der Fuhrpark in Tokio, Osaka oder Sapporo ist bunter als bei uns. Und die Strategien von Toyota & Co sind deutlich vielfältiger. Während im Rest der Welt das SUV regiert, lieben die Japaner die Großraumlimousine vom Luxusvan bis zu den Kei-Cars genannten Schuhschachteln auf Rädern.

Sie schwärmen vom Stufenheck und zwängen sich in kuschelige Kleinwagen. Und wo die PS-Manager bei VW, Mercedes, Ford, Tesla oder BYD augenscheinlich nur noch das Elektroauto im Kopf haben, sind sie bei Toyota, Honda oder Nissan lange nicht so eindimensional unterwegs: Die Japaner haben mit dem reinen Elektroauto zum Teil lange gefremdelt und sich vom Hybrid über die Batterie bis zur Brennstoffzelle breiter aufgestellt.

Nippons Autoindustrie bekennt Verantwortung fürs Klima, für die Rohstoffkreisläufe und den Erhalt der Mobilität seiner alternden Gesellschaft. Trotzdem: Der Spaß beleibt genauso wenig auf der Strecke wie der Sport. Diese fünf Studien können das eindrucksvoll untermauern.

Und das Beste an diesen Showstars: Die meisten haben das Zeug zur Serie - und könnten es dann sogar zu uns schaffen.

1. Lexus LF-ZC - Luxus ohne schlechtes Gewissen

Lexus ist eine der wenigen Marken, die für den Verbrenner ein konkretes Ausstiegsdatum nennt und ab 2035 voll elektrisch fahren will. Und mit der Studie LF-ZC zeigt die Toyota-Tochter, wie das aussehen könnte.

Dafür haben die Designer eine viertürige Fließheck-Limousine von 4,75 Metern gezeichnet, die auf einer neuen, um den E-Antrieb herum entwickelten Skateboard-Plattform steht.

Die Ingenieure arbeiten dazu an einer neuen Batterie mit besonders flachem Aufbau und einer Kapazität, die etwa die doppelte Reichweite aktueller Konkurrenten wie dem Mercedes EQE ermöglichen soll. Aber Lexus lindert das schlechte Klimagewissen nicht nur mit dem lokal emissionsfreien Antrieb, sondern auch mit der Materialauswahl.

Die Studie setzt im Interieur vielfach auf Bambus statt Kunststoff und auf Merino-Wolle statt Leder. Die Serienfertigung ist für 2026 bereits beschlossen und wie mittlerweile fast alle Lexus-Modelle kommt der LF-ZC dann auch nach Europa.

2. Mazda Iconic SP: Der elektrische Reiter

Wenn Mazda Fahrfreude definiert, zitieren sie gern den japanischen Begriff "Jinba Ittai", der die Einheit von Ross und Reiter beschreibt und vor allem dem Roadster MX5 gilt.

Der wurde zwar gerade noch einmal überarbeitet und steht in Tokio mit aufgefrischtem Design und modernisiertem Cockpit, hat aber als Verbrenner wohl kein langes Leben mehr. Macht nichts, so lautet die Botschaft hinter der Studie Iconic SP. Und: Viele feiern diese als das schönste Auto der Messe.

Denn das Ideal vom kurvengierigen Zweisitzer könnte mit diesem Schaustück weiterleben. Und weil er ein Coupé ist und zum E-Antrieb auch noch einen Wankelmotor als Range Extender hat, würde er neben dem MX-5 gleich auch noch den traditionell mit Kreiskolben-Motor ausgestatteten RX-7 und RX-8 beerben.

Noch ist das zwar Zukunftsmusik, doch haben die Mazda-Manager auf der Messe versprochen, dass sie mit allem Einsatz für eine Serienfertigung kämpfen werden.

3. Honda Sustaina-C Concept: Im Kreis gedacht

Nachdem Honda mit dem elektrischen Kleinwagen E bereits eine moderne Interpretation des ersten VW Golf ins Rennen geschickt hat, fühlen sich viele Messegäste angesichts des neuen Sustaina-C an den Renault R5 erinnert. Doch der Charme des handlichen Stromers ist nicht allein sein gelungenes Design. Sondern von sich reden macht der Zweitürer vor allem mit seinem Materialkonzept.

Denn um die Kreislaufwirtschaft in Schwung zu bringen und die Wiederverwertung zu erleichtern, wird der kleine Bruder des E nicht aus konventionellen Kunststoffen, Stahl und Harzen hergestellt, sondern aus wiederverwertetem Acrylharz. Das soll nach der letzten Fahrt wieder dem Materialkreislauf zugeführt werden können.

4. Daihatsu Copen: Kleiner Sonnenschein

Keine Fahrzeuggattung ist so bunt wie die japanischen Kei-Cars im Westentaschenformat. Denn neben all den kleinen Vans und Groß-, äh, Kleinraumlimousinen haben sich in dieser unter anderem steuerbegünstigzen Liga Sportwagen wie der Daihatsu Copen etabliert.

Als einer der kleinsten Roadster der Welt zwischenzeitlich auch mal bei uns angeboten, wagt er auf der Messe den Sprung in die Zukunft und erobert alle Herzen im Sturm. Schließlich fährt er nicht nur weiterhin offen. Sondern er sieht auch wieder aus wie eine jener Schmusekatzen in den Tokioter Katzencafés, die man gern streicheln will.

Und dass er dabei mit einem 1,3 Liter großen Benziner fährt, ist ein kluger Schachzug, weil die Japaner so noch ein paar Petrolheads erreichen können, bevor auch der Roadster zum E-Auto wird. Nicht umsonst steht nebendran eine ganz ähnliche, etwas kantigere Sportwagenstudie mit leichtem Offroad-Einschlag, bei der Batterien den Benzintank bereits ersetzt haben.

Uns Europäern kann die Frage des Antriebs allerdings egal sein: Denn selbst wenn es grünes Licht für den Bonsai-Roadster gäbe, sollten wir keine Hoffnungen hegen: 2013 hat sich Daihatsu aus Europa zurückgezogen und seitdem auch keine Pläne, wieder zurückzukommen.

5. Nissan Hyper Force: Godzilla geht unter die E-Fahrer

Über Jahrzehnte ist der Nissan GT-R zum Kult gereift und in der letzten Generation sogar zum Underdog unter den Supersportwagen aufgestiegen. Doch hat der in Japan als Godzilla verehrte Donnerkeil mittlerweile biblische 16 Jahre auf dem Buckel und ist deshalb mehr als reif für einen Nachfolger.

Wie der aussehen könnte, zeigt Nissan mit der Studie Hyper Force. Dieses mattgraues Coupé mit Rasiermesser-Schürze, Flügeltüren und XXL-Spoiler taugte auch als neues Batmobil. Erst recht mit seinen 1000 kW/1360 PS, die über einen nicht näher spezifizierten E-Antrieb an alle vier Räder übertragen werden und Beschleunigungswerte unter drei Sekunden auf Tempo 100 ermöglichen sollen.

Spaß macht der Hyper-Force nach Angaben des Herstellers aber schon im Stand: Als Simulator für Rennspiele, die auf dem bordeigenen Infotainment-System laufen.

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