Test: Tierfreundlich Rasen mähen mit Mährobotern?

Schutz für Igel & Co. Drahtlos Länge loswerden, das geht mit etlichen neuen Mährobotern. Distanz-Sensoren sollen dafür sorgen, dass wirklich nur Rasen gemäht wird - und blutigen Kollisionen mit Kleintieren vermieden werden.

Sie mähen fast von allein, während Gartenbesitzer auf der Terrasse sitzen oder bei der Arbeit sind. Manche sogar nachts. Mähroboter sind eine bequeme Alternative zum klassischen Rasenmähen. Sie sparen Zeit und Mühe, neuerdings kann man sich sogar das Anlegen eines Begrenzungsdrahts sparen.

Das Magazin "c't" (Ausgabe 21/23) hat sieben Mähroboter ohne Begrenzungsdraht getestet - auf Einrichtungs-Komfort, Mähqualität, aber auch darauf, ob sie eine tierfreundliche Option bieten, insbesondere für Kleintiere wie Igel.

Sensoren sollen schützen

Sechs dieser modernen Mähroboter verwenden eine Vielzahl zusätzlicher Sensoren, darunter teilweise KI-trainierte Kameras, Radar, Ultraschall und Lidar, um sich im Garten zu orientieren. Diese Sensoren dienen dazu, Hindernisse zu erkennen und den Mähroboter vor Kollisionen zu schützen. Zusätzlich helfen sie dabei, den Mähbereich zu definieren, ohne dass ein störender Begrenzungsdraht aufwendig verlegt werden muss. Und schließlich soll nur der Rasen, nicht aber Gartenpflanzen oder -geräte beschnitten werden.

Die sieben getesteten Modelle - Einhell Freelexo CAM, Worx Landroid Vision M 600, Ecovacs Goat G1, EcoFlow Blade, Segway Navimow H500E, Husqvarna Automower 430X Nera und Stiga A 3000 - haben sich insgesamt als zuverlässig erwiesen. Sie mähen den Rasen gleichmäßig und können Hindernisse erkennen. Dennoch gibt es einige Unterschiede, etwa in Bezug auf Einrichtung, Navigation und Sensorik. Als einziges Modell im Feld hat der Stiga A 3000 nur mechanische, aber keine extra Distanz-Sensoren.

Der Tierschutz-Test

Mit der erweiterten Sensorik wollen viele Hersteller auch den Schutz von Kleintieren wie Igeln gewährleisten. Die Tester überprüften dies mit Igel-Attrappen, die sie auf dem Test-Mähgelände platzierten. Würden die Mähroboter sie erkennen und ausweichen? Und falls nicht, stoppen sie wenigstens bei Kontakt mit ihnen?

Ergebnis: Von den sechs Geräten mit zusätzlicher Sensorik erkannten lediglich zwei, der Worx Landroid Vision und der EcoFlow Blade, auf 100 Prozent der Prüffahrten die Igelattrappen schon von fern und drehten ab. Bei den Modellen von Husqvarna und Segway schlugen die Fernsensoren gar nicht an, es kam immer zu einer Kollision. Dann aber sorgten Stoß- und Kippsensoren umgehend dafür, dass der Mähroboter stoppte und abdrehte: Für lebende Igel wäre das Verletzungsrisiko minimal, so die Tester.

Anders beim Ecovacs Goat G1 und dem Einhell-Modell. Die optischen Sensoren schlugen hier nur in der Hälfte beziehungsweise 17 Prozent der Durchläufe an. Der mechanische Schutz reichte oft nicht mehr aus, um die Igel unversehrt zu lassen. Heil blieben die Attrappen in drei Viertel der Fälle beim Freelexo CAM, der Goat G1 schaffte zwei Drittel. ​Und der Stiga A 3000, das Modell im Testfeld, das ohne zusätzliche Distanzsensoren arbeitet? Seiner Stoß- und Hebensensoren sorgten dafür, dass er in 85 Prozent der Fälle nach kurzem Körperkontakt mit dem Präparat abdrehte.

Fazit: Keine Garantie, aber...

Einen klaren Testsieger gebe es weder generell noch in Bezug auf die Tierfreundlichkeit, so "c't"-Autor Sven Hansen. Und sichergehen oder besser -fahren, dass die "drahtlosen" Mähroboter kleine Tiere im Garten mithilfe ihrer Sensoren unverletzt lassen, kann man einstweilen nicht. Die können bewährte Schutzmechanismen ergänzen, jedoch nicht vollständig ersetzen.

Aber: "In der neuen Generation autonomer Mähroboter haben Distanzsensoren für die Hinderniserkennung das Potenzial, das Verletzungsrisiko kleiner Wildtiere drastisch zu reduzieren", so das Fazit der Tester. Daher sei es unter anderem sehr wichtig, regelmäßig die Geräte konsequent mit Updates zu versorgen, die oft auch relevant für den Tierschutz sind. Nutzer sollten aber auch weitere Maßnahmen treffen, um außer der Gartenflora auch die Fauna zu schützen.

Tipps für mehr Tierschutz beim Mähen

Worauf muss man generell achten, wenn man tierfreundlich mähen möchte? Welche Tiere sind in meinem Garten velleicht unterwegs? Und woran erkenne ich das? Zwei Expertinnen geben Tipps.

"Der Igel ist unterwegs, aber auch Schnecken liegen noch im hohen Gras oder an kühlen und feuchten Stellen in den Beeten", so Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. "Auch Amphibien wie Kröten, Frösche oder Unken sind jetzt auf der Suche nach einem Platz für den Winter und verbringen die Zeit tagsüber unter Strauch-, Gebüsch- und Heckenrändern. Zauneidechsen suchen sich ebenfalls ein Winterquartier und sind noch aktiv." Man ahnt es: Nicht bei allen Tieren kann man sehen, dass sie da sind.

Zumal Kröten und Igel etwa meist nachtaktiv sind, wie NABU-Gartenexpertin Melanie Konrad erklärt. Sie rät daher dazu, nur tagsüber zu mähen. Und auch den Mähroboter nur unter Aufsicht zu verwenden, damit man eingreifen kann.

Frühere Tests (mit Modellen ohne Zusatzsensorik, Anm. d. Red.) hätten gezeigt: "Viele Kleintiere werden von den Sensoren der Geräte nicht erkannt und zerhäckselt." Besonders gefährdet: Igel, die sich bei Gefahr zusammenrollen und nicht flüchten.

Anderen hilft es, wenn man beim Mähen Randbereiche ausspart, in die sie fliehen können. "Am wildtierfreundlichsten ist es, auf manchen Flächen ganz auf das Mähen zu verzichten und den Tieren so einen Rückzugsraum zu gewähren", so Jenifer Calvi.

Übrigens: Solche Flächen lassen sich mithilfe der Software bei vielen, auch "drahtlosen" Mährobotern definieren.

Preis und Installation

Die Preisspanne der getesteten Modelle liegt zwischen 1000 und 4000 Euro. Die Installation der Mähroboter ohne Begrenzungsdraht gestaltet sich in der Regel einfacher als bei herkömmlichen Modellen mit Draht. Einige Modelle müssen lediglich mit der Ladestation verbunden werden und erschließen sich den Rasen direkt selbst, während andere, oft App-gesteuert, einmal um den Garten fahren müssen, um die Grenzen zu definieren.

Einen Testsieger benennen die Tester nicht. In der Gesamtbewertung der drei Testdimensionen Einrichtung, Bedienung App/Gerät und Funktionsumfang erhielten drei Geräte jeweils einmal "sehr gut" und zweimal "gut": Blade, Goat und Automower.

  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion