Mega-Stromtrasse wird im Vogtland gebaut

Neubau Für die Errichtung der Gleichstromtrasse gab es viele Kritiker. Jetzt geht der Bau los. Zum Info-Markt in Leubnitz gab es auch Befürworter. Welche Gründe sie haben.

Leubnitz. 

Leubnitz. Der Bau der Stromtrasse SüdOstLink, die das Vogtland streift, startet nahe Drachaus und Oberpirk.

Zwei Infomärkte in Leubnitz und Weida

Das ist der Anlass für zwei Infomärkte des Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz mit Sitz in Berlin. Einer fand in Leubnitz statt, einer den Tag zuvor in Weida. "Parallel zum Planfeststellungsbeschluss werden jetzt die ersten genehmigten Baumaßnahmen realisiert", erklärte Axel Happe von der 50Hertz Transmission GmbH. Es handelt sich dabei um Unterquerungen wie etwa unter Gewässer oder Straßen.

Informationen bei Café und Kuchen

Bei Schnittchen, Kuchen, Obst und Getränken konnten sich in Leubnitz interessierte Bürger über den Trassenverlauf und das Bauverfahren, der seit 2014 erstmals ein Thema war, informieren. Insgesamt 14 große Schautafeln, Monitore, Modelle der Baustelle - daneben Bonbons - waren aufgebaut. Modelle eines Kabels mit 14 Zentimeter Umfang und der Schutzvorrichtung mit dem Durchmesser von 30 Zentimeter, durch welche die Kabel gezogen werden, waren zu sehen. 13 Mitarbeiter wollten den Leuten Antworten geben. Doch meist hatten nur einige von ihnen gleichzeitig zu tun. Die Besucherzahl hielt sich in Grenzen.

Meinungen zum Bau der Stromtrasse

"Ich sehe den Bau nicht kritisch, sondern als Fortschritt", sagte Florian Wunderlich aus Adorf. "Jeder braucht Strom." Sein Interesse rühret auch daher, weil er als Maschinen- und Anlagenführer in einer Adorfer Firma tätig ist, die unter anderem sogenannte Geogitter herstellt. "Für eine temporäre Straße, die wieder zurückgebaut wird", zeigte Christoph Scheibert von einem Jenaer Ingenieurbüro, welches für 50 Hertz tätig ist. "Wir begleiten den Bau der Trasse hinsichtlich des Bodenschutzes." Die Straße für den Bau, für welche besagte Geogitter verwendet werden, würde wieder zurückgebaut werden. Aus technischem Interesse, wie die Trasse gebaut wird, war Jens Wolfram aus Tobertitz zu der Veranstaltung gekommen. Und: "Wenn wir die Energiewende wollen, muss etwas getan werden." Und eine Erdtrasse sei besser als eine Freileitung.

Bürgermeister Prager hält Bau für in Ordnung

"Für mich ist der Bau in Ordnung. Bei einer Freileitung wäre ich auf die Palme gegangen", meinte auch Eberhard Prager, ehemaliger Bürgermeister von Leubnitz und selbst vom Bau betroffener Grundstückseigentümer. "Eine Belastung während der Bauphase wird es geben. Bei der elektromagnetischen Verträglichkeit sehe ich keine Probleme." Eine Anwohnerin aus einem Nachbarort, die nicht mit Namen genannt werden wollte, sprach eine Wertminderung der betroffenen Grundstücke an. Denn die Dienstbarkeit wird ins Grundbuch eingetragen. "Es gibt eine Entschädigung", argumentierte Axel Happe. Dass Gemeinwohl vor privates Interesse gehe, sagte Angelika Naumann aus Arnsgrün. "Ich bin nicht unbedingt begeistert, dass die Trasse gebaut wird. Aber ich bin froh, wenn ich informiert werden." Kritisch sehe sie es trotzdem.

Nähe zur Trasse gestaltet sich schwierig

Sehr enttäuscht zeigten sich Corina Peipp und Siegfried Rauh. Ihr Grundstück in Drochaus reicht bis zu 44 Meter an die Trasse heran. "Ab 100 Meter habe ich kein Problem", so Corina Peipp. "Wir sind auch nicht gegen die Trasse." Nur die Nähe wolle man nicht. Zumal in den ersten Planungen der Abstand größer war. Darauf angesprochen, meinte Axel Happe: "Wir halten alle Grenzwerte ein." Aus bautechnischen Gründen habe man den Trassenverlauf so favorisiert, wie er jetzt sei. "Zu den Höchstwerten, den Abständen, gibt es ja bisher keine Erfahrungswerte", sagt indes Corina Peipp. Sie wartet nun auf den Termin der Anhörung bei der Bundesnetzagentur, damit sie ihre Einwände vorbringen kann. Sie hatte diese schriftlich vorgelegt. Eine letzte Chance vielleicht.

Energie durch Gleichstrom effizient und über lange Distanzen hinweg

Die Gleichstromverbindung, so informiert 50Hertz, wird 4.000 Megawatt übertragen, das entspricht der Leistung von rund 1.400 unter Volllast drehender Windkraftanlagen. Als Gleichstrom lässt sich Energie besonders effizient und gut regelbar über lange Distanzen übertragen, heißt es. Der gesamte SuedOstLink soll Wolmirstedt bei Magdeburg mit dem Kraftwerksstandort Isar bei Landshut verbinden. Dabei sollen zwei Gleichstromverbindungen realisiert werden: Eine Verbindung wird Strom von Wolmirstedt nach Isar bringen. Eine weitere Verbindung transportiert Strom vom Suchraum Klein Rogahn, westlich von Schwerin, bis nach Isar. Diese Leitung soll im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt auf den SuedOstLink stoßen. Der Bau soll übrigens 7,5 Milliarden Euro kosten. Wer das bezahlt? Axel Happe: "Ganz Deutschland, alle Stromkunden, die Kosten werden umgelegt."

 

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