"Nur Vertrauen lässt leben": Warum ein Pfarrer aus dem Vogtland nach Leipzig wechselt

Kirche Dr. Rainer Sörgel verlässt Mühltroff

Mühltroff. 

Mühltroff. In einem Gottesdienst ist der Mühltroffer Pfarrer verabschiedet worden.

Kirchliche Gemeinde dankt Pfarrer Dr. Rainer Sörgel für sein Engagement

Im Mittelpunkt stand dabei der Dank an Pfarrer Dr. Rainer Sörgel. Bläser gaben den festlichen Rahmen mit klaren Posaunenklängen. Mehrere Pfarrer und die vogtländische Superintendentin Ulrike Weyer waren in die mit Menschen voll besetzte Kirche gekommen. Kleine und große Projekte nannte Christoph Kuhl von der Kirchgemeindevertretung Mühltroff. Kirchensanierung in Mühltroff, in Langenbach sollen die Fenster im Gotteshaus bald erneuert werden. Gepflanzte Bäume im Pfarrgarten. "Du hast sogar im Pfarrhaus Spuren an den Wänden hinterlassen, mit deinen tollen Fotos." Und natürlich seien es auch die Predigten gewesen, für die er danke sagen wolle. Gert Dreyhaupt und Sandy Behr übergaben im Namen des Kirchenvorstandes Präsente.

Neuer Dienstbeginn in der Pauluskirchgemeinde Leipzig-Grünau ab Februar 2024 angekündigt

Achteinhalb Jahre Pfarrdienst in den Kirchgemeinden Mühltroff-Langenbach und Thierbach-Ranspach-Langenbuch, später auch die Pfarramtsleitung des Kirchspiels St. Martin Vogtland oblagen dem Geistlichen. "Zum 1. Februar 2024 werde ich meinen Dienst in der Pauluskirchgemeinde in Leipzig-Grünau antreten", hatte Sörgel bekanntgegeben. In seiner Predigt - der letzten in Mühltroff - sagte er: "Ohne Vertrauen können wir nicht leben, führt kein Weg in die Zukunft." Das betreffe das Leben, die Menschen, die Natur, die Kinder und auch die Bauchgefühle. "Die Menschen sind es gewohnt, alles zu wissen, und zu messen." Verzweifelt stellten sie dann fest, das das nicht funktioniert. "Nur Vertrauen lässt leben." So sei es auch hinsichtlich der Zukunft der Kirche und der Kirchgemeinden. Es könne nichts abgesichert werden.

Ulrike Weyer dankt für Einsatz und Treue im Kirchspiel Mühltroff

Für seinen Einsatz der Kräfte, Liebe und Treue dankte Ulrike Weyer. "Als ich 2015 meinen Dienst im Vogtland begann, war das Kirchspiel vakant. 2018 hatte ich die Freude, Sie in die Pfarrstelle einzuführen." Eie große Familie mit fünf Töchtern, Auslandserfahrung und Promotion nannte sie als Stichpunkte. Und auch die Leidenschaft für Theologie. "Sie waren heimisch geworden, nahmen die Herausforderungen", so Weyer. "Ich glaube, dass Mühltroff durch Sie gewonnen hat. Sie werden Spuren hinterlassen. Ich danke ausdrücklich auch Ihrer Familie."

Pfarrer Sörgel verabschiedet sich von den Kirchgemeinden mit Dankbarkeit und Wehmut

Dass ihm der Abschied von den Kirchgemeinden und den vielen wertvollen Menschen, die er hier kennenlernen durfte ungeahnt nahe gehe, hatte Pfarrer Sörgel zuvor bereits im Kirchspielblatt geäußert. Und: "Die vergangenen Jahre gaben mir die Möglichkeit, mich als Pfarrer selbst zu finden und jeden Menschen, zu dem mich mein Dienst führte, als ein von Gott so geschaffenes, gewolltes und geliebtes Gegenüber anzunehmen." Neben den Sanierungsarbeiten an den Kirchen sprach er als Höhepunkte die Konfirmandenarbeit, die vielen Stunden kollegialer und freundschaftlicher Gremienarbeit in den Kirchenvorständen und Dienstberatungen an. "Ich erinnere mich gerne an die Geburtstagsbesuche, an die freundlichen Angehörigen, die mir die Türen öffneten, und die Jubilare, die aus dem Erfahrungsschatz ihres Lebens erzählten. Nicht selten zog ich dann selbst als Beschenkter weiter. Und schließlich war es mir eine dankbare und tiefgehende Erfahrung, die Verstorbenen unserer Orte zu bestatten, und deren Angehörige im Gespräch und bei den Trauerfeiern begleiten zu dürfen." Er konnte mit kompetenten und zuverlässigen Mitarbeitern sowie engagierten Ehrenamtlichen zusammenarbeiten. Und übt selbst Kritik: "Als ein ewig Lernender weiß ich auch um jene Worte, die anders gesagt und um jene Dinge, die besser hätten erledigt werden müssen. In der Summe aber haben sich die vergangenen Jahre als eine der menschlich reichsten und auch geistlich ansprechendsten Zeiten meines Lebens verankert." Und dennoch brauche eine Kirchgemeinde wie auch Geistliche von Zeit zu Zeit frische Impulse, andere Stimmen und Gedanken, um an neuen Herausforderungen zu wachsen. Das Kirchspiel St. Martin Vogtland hat zukünftig nur noch zwei Pfarrer, Pfarrer Michael Kreßler in Rosenbach und Pfarrerin Sabine Stepper in Reuth. Die Pfarrstelle in Pausa ist seit rund zwei Jahren bereits vakant.

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