75 Jahre Motorrad-WM rund um den Sachsenring: Teil 3

MOTORSPORT Meilensteine zur Jubiläumssaison

Sachsenring. 

Sachsenring. Im dritten Teil unseres Blicks in die Historie der nun 75 Jahre alten Motorrad-Weltmeisterschaft wollen wir die Meilensteine der einzelnen Klassen etwas näher beleuchten. Dabei rücken einerseits alte Fahrernamen in den Mittelpunkt, andererseits aber auch so manche Marke, der bzw. die heutzutage ziemlich in Vergessenheit geraten sind bzw. ist.

 

Die 350-ccm-Klasse eröffnete die Motorrad-Weltmeisterschaft

 

Als 1949 die erste Motorsport-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde, war es am 13. Juni 1949 auf der zu Großbritannien gehörenden Isle of Man in der Irischen See dem Briten Freddie Frith auf einer Velocette vorbehalten, in der Klasse bis 350 ccm das erste zur neuen Weltmeisterschaft zählende Rennen zu gewinnen. Frith und Velocette wurden in jenem Jahr auch die ersten Weltmeister der Ende 1982 beerdigten 350er-Kategorie. Die Deutschen Anton "Toni" Mang auf Kawasaki und Manfred Herweh auf Yamaha gingen am 26. September jenes Jahres in Hockenheim als letzter 350er-Weltmeister bzw. 350er-GP-Sieger in die Geschichte ein.

 

Die Königsklasse mit wechselnden Gesichtern

 

Den ersten 500-ccm-GP gewann 1949 auf der Isle of Man Harold Daniell auf einer Norton, beide ebenfalls aus Großbritannien, doch den ersten 500er-Weltmeister stellte am Saisonende AJS mit Les Graham (allesamt aus dem Vereinigten Königreich).

Die damaligen Königsklasse waren anfangs und für viele Jahre überwiegend mit Viertakt-Motoren bestückt. Eine der wenigen Ausnahmen war zum Beispiel DKW, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Zschopau nach Ingolstadt umgezogen waren. Nach ihnen revolutionierte MZ und deren Gedankengut die Motorrad-WM geradezu. Ab Mitte der 1970er-Jahre wurden auch die 500er-Viertakter wegen der Beschränkung der erlaubten Phon-Zahlen (heute Dezibel) sukzessive durch Zweitakter ersetzt und 2002 wurde die Klasse generell geopfert. Sie wurde durch die von Herstellern gewünschte "MotoGP" mit nun wieder Viertakt-Motoren ersetzt. Diese hatten bzw. haben, abgesehen von einem 800er-Intermezzo, 1.000 ccm Hubraum.

Letzter 500er-GP-Sieger und -Weltmeister wurde 2001 der Italiener Valentino Rossi auf Honda, der im darauffolgenden Jahr auf der gleichen Marke auch erster MotoGP-Gewinner und -Weltmeister wurde.

Waren es in der Gründerzeit in den beiden großen Hubraum-Klassen sowie bei den Seitenwagen (erste GP-Sieger wurden beim zweiten WM-Lauf 1949 im schweizerischen Bern und Eric Oliver/Denis Jenkinson auf Norton, die auch Weltmeister wurden) die Briten, die den Ton angaben, dominierten in den beiden kleinen Hubraum-Kategorien italienische Fabrikate. So gewann auf der Isle of Man der Ire Manliff Barrington das erste 250er-Rennen auf einer Moto Guzzi und beim ersten Rennen der 125-ccm-Klasse in Bern siegte der Italiener Nello Pagani auf einer Mondial. Die ersten WM-Titel dieser Klassen sicherten sich ebenfalls Mondial mit Nello Pagani und Moto Guzzi mit Bruno Ruffo, also einem Fahrer ihrer Nation.

 

Das vergleichsweise kurze Intermezzo der "Schnapsglasklasse"

 

Als fünfte Solo-Klasse stieß 1962 die sogenannten "Schnapsglasklasse" mit Motörchen mit lediglich 50 ccm Hubraum zum WM-Programm hinzu. Erster GP-Sieger wurde der Westdeutsche Hans-Georg Anscheidt auf einer Kreidler. Als erster Weltmeister sicherte sich der 1961 aus der DDR und von MZ in die BRD geflüchtete Ernst Degner auf einer Suzuki den Geschichtsbuch-Eintrag.

1983 wurde diese zum letzten Mal ausgetragen und 1984 durch eine 80-ccm-Klasse ersetzt. Den letzten 50er-WM-Lauf gewann der Spanier Ricardo Tormo und der in Nagold im Schwarzwald geborene Schweizer Stefan Dörflinger wurde auf einer deutschen Krauser letzter Weltmeister. Im darauffolgenden Jahr war Stefan Dörflinger gleich wieder top, und zwar auf einer ebenfalls deutschen Zündapp als erster 80er-Champion. Den ersten GP-Sieg der Ersatz-Klasse verpasste er allerdings. Diesen sicherte sich der Italiener Pierpaolo Bianchi auf einer Huvo-Casal.

Das letzte 80er-WM-Rennen gewann 1989 im damals noch tschechoslowakischen Brno der Spanier Herri Torrontegui. Bei diesem hatte der Bayer Peter Öttl die große Chance, es Toni Mang gleichzutun und als letzter Weltmeister der scheidenden Klasse in die Geschichte einzugehen, doch drei Kurven vor dem Ziel begrub er seine ausgezeichneten Titelchancen im Kies des Masaryk-Rings. Nutznießer war der Spanier Manuel Herreros auf Derbi.

 

Auch die altehrwürdige 250-ccm-Klasse wurde ausgetauscht

 

Wie die Halbliterklasse wurden auch die beiden Traditionsklassen bis 125 und 250 ccm später nach langer uneingeschränkter Zweitakt-Vorherrschaft von Viertakt-Klassen ersetzt. Nach der Reduzierung auf nur noch drei Solo-Klassen im Jahr 1990 hielt sich die Viertelliter-Kategorie noch bis 2009 und wurde dann von der sogenannten Moto2 mit Einheitsmotoren (anfangs von Honda mit 600 ccm und seit 2019 von Triumph mit 765 ccm) ersetzt. Letzter GP-Sieger wurde in Valencia der Spanier Hector Barbera auf einer Aprilia und letzter Weltmeister der Japaner Hiroshi Aoyama auf Honda. Nach Nationalitäten genau umgekehrt verlief der Start der bis heute währenden und weiter andauernden Moto2-Ära. Hier gewann der Japaner Shoya Tomizawa auf einem Gerät mit Suter-Chassis und Honda-Einheits-Motor den ersten Grand Prix in Katar und der Spanier Toni Elias den ersten WM-Titel

 

Die kleinste, dann zweitkleinste und bis heute wieder die kleinste Klasse

 

Nach zwei Jahren Gnadenfrist wurde Ende 2011 auch die Viertelliter-Kategorie eingestellt. An ihre Stelle trat die Moto3, in der mit freigestellten 250-ccm-Einzylinder-Viertakt-Motoren gefahren wird. Hier setzte der heutzutage in der MotoGP aktive Spanier Maverick Vinales ebenfalls gleich zwei Meilensteine. Nachdem er Ende 2011 auf einer Aprilia den letzten 125er-WM-Lauf gewonnen hatte, entschied er auch beim Saisonauftakt 2012 im Wüstenstaat Katar das erste Moto3-Rennen für sich, nun allerdings auf einer FTR-Honda.

Der letzte 125er-Weltmeister war mit Nicolas Terrol auf Aprilia ebenfalls ein Spanier und der Süddeutsche mit italienischen Wurzeln, Sandro Cortese, sicherte sich am Jahresende auf KTM den ersten Moto3-WM-Titel.

Was die Saison 2024 in den Klassen MotoGP, Moto2 und Moto3 bringt, wird man an diesem Wochenende beim ersten Motorrad Grand Prix des Jahres auf dem Lusail International Circuit in Katar sehen. Wenngleich hierbei keine derartigen Meilensteine, wie die zuvor beschriebenen, zu erwarten sind, erwartet uns eine spannende Saison. Zum zehnten von 21 Grand Prix des Jahres kommen die besten Motorradrennfahrer der Welt vom 5. bis 7. Juli an den Sachsenring. (

 

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