Beliebter Gast am Sachsenring: "Texas Tornado" ist 50

MOTORSPORT Colin Edwards ist Fans am Sachsenring in guter Erinnerung

Sachsenring. 

Mit Colin Edwards feiert heute eine der schillerndsten Figuren im Motorrad-Rennsport sein 50. Wiegenfest. Der US-Amerikaner gehörte zu den wenigen Ausnahmen, die nach einer erfolgreichen Superbike-Karriere auch in der MotoGP erfolgreich waren. Auf dem Sachsenring ging er genau ein Dutzend Mal an den Start. Zwar blieb ihm hier ein Podestplatz verwehrt, aber den Fans ist der offene und oft zum Scherzen aufgelegte "Texas Tornado" trotzdem in guter Erinnerung.

Vielleicht wäre es für ihn in der Königsklasse sogar noch ein Stückchen weiter nach vorn gegangen, doch dazu kam sein Wechsel im Alter von 28 Jahren wohl etwas zu spät.

Vom Motocrosser zum Straßenrennfahrer

Geboren wurde Colin Edwards (II) am 27. Februar 1974 in Conroe, einer Bezirkshauptstadt nördlich von Houston im US-Bundesstaat Texas, geboren. Daher auch sein Spitzname "Texas Tornado".

Im Alter von drei Jahren setzte ihn sein gleichnamiger Vater, ein gebürtiger Australier und Amateur-Rennfahrer, erstmals auf eine Mini-Crosser. Mit vier Jahren fuhr er seine ersten Rennen. Zehn Jahre fuhr der junge Colin Edwards Motocross und gewann in all seinen Alters- und Hubraumklassen etliche Rennen.

Als Teenager und mit ein paar Flausen im Kopf hörte er 1988 mit dem Motocross auf, doch nach einem Besuch eines Straßenrennens in Nord-Texas versuchte er sich 1991 bei lokalen Amateur-Rennen auf ebenem Geläuf.

Schnell stieg er zu nationalen Rennen auf und war dabei zeitweise unbesiegt. Mit seine Leistungen wurde ihm ein Sponsorenvertrag von South West Motorsports angeboten, womit Edwards kurz vor Saisonbeginn 1992 Profi-Rennfahrer wurde.

In der US-amerikanischen 250er-Meisterschaft gewann er fünf der neun Rennen und damit am Ende den Titel. Zweitplatzierter wurde Kenny Roberts jr.

Danach fuhr Edwards zwei Jahre für Vance & Hines auf einer Yamaha in der AMA-Superbike-Meisterschaft und belegte in diesen Jahren die Endränge 6 (1993) und 5 (1994).

Aufstieg in die Superbike-WM

1995 erhielt er die Chance, im Yamaha-Werksteam in der Superbike-WM an den Start zu gehen, doch dieser Um- bzw. Aufstieg gestaltete sich mit Gesamtrang 11 als ziemlich schwierig. Immerhin hatte er zwei Mal auf dem Podest gestanden, und zwar im ersten Lauf im italienischen Monza als Dritter und später in Brands Hatch beim zweiten Gastspiel des Jahres in Großbritannien als Zweiter des zweiten Laufs. Erschwerend kam zu seinem elften Gesamtrang hinzu, dass das Yamaha World Superbike Team nach dem tödlichen Unfall seines japanischen Teamkollegen Yasutomo Nagai im niederländischen Assen bei den letzten beiden Events nicht antrat.

In seinem zweiten SBK-Jahr lief es schon deutlich besser. Zwar gelang ihm wieder kein Laufsieg doch sieben Podestplätze und WM-Rang 5 ließen einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen. Dennoch feierte er 1996 seinen ersten internationalen Sieg, indem er zusammen mit dem Japaner Noriyuki Haga das 8-Stunden-Rennen von Suzuka in Japan gewann.

Sein Aufwärtstrende wurde 1997 allerdings jäh gestoppt, als er sich bereits bei der fünften von zwölf SBK-Stationen im Training im italienischen Monza das rechte Handgelenk kompliziert brach und seine restliche Saison beim Teufel war.

Somit wurde auch aus seinem geplanten Aufstieg in die damalige Königsklasse bis 500 ccm nichts. Glücklicherweise bekam er ein Angebot vom Castrol-Honda-Team, sodass zumindest sein Verbleib in der Superbike-WM gesichert war.

Erste SBK-Siege und zwei WM-Titel

Und das war eine Win-Win-Situation, denn beim dritten Event in Monza feierte er im ersten Lauf seinen ersten SBK-Sieg und legte nur wenige Stunden später nach, sodass er den Königlichen Park als Doppelsieger verlassen konnte.

Danach gelang ihm zwar nur noch ein weiterer Lauf-Sieg in Brands Hatch, doch mit insgesamt sechs Podestplätzen konnte er seinen fünften WM-Endrang von 1996 egalisieren.

1999 gewann er fünf Rennen, stand in Summe zehn Mal auf dem Podium und wurde hinter dem Ducati-Star Carl Fogarty Vize-Weltmeister.

Im Millenniumsjahr ging es für ihn noch eine Position nach oben. Nach acht Siegen und vier weiteren Podien hieß der Superbike-Weltmeister 2000 Colin Edwards.

2001 musste er sich hinter Troy Bayliss wieder mit dem Silberrang begnügen, doch Ende 2002 war er erneut auf dem Thron. In jenem Jahr hatte er elf Siege gefeiert und nahm insgesamt 25 Mal an Siegerehrungen teil.

In diesen beiden Jahren gewann Colin Edwards zudem erneut die 8-Stunden-Rennen in Suzuka, 2001 mit Valentino Rossi und 2002 mit Daijiro Kato, beide Male für seinen damaligen Arbeitgeber Honda.

MotoGP ich komme

Inzwischen war für ihn nun die Zeit für einen Wechsel reif. Mit 31 SBK-Laufsiegen und seinen zwei WM-Titeln zog es ihn in die MotoGP. Dort ging er für das 2002 in die Königsklasse eingestiegene Team Alice Aprilia Racing an den Start und konnte gleich beim Saisonauftakt in Suzuka mit Platz 6 begeistern. Bei diesem Rennen verunfallte Daijiro Katoh so schwer, dass er zwei Wochen später an den Folgen verstarb.

Für Colin Edwards war dieser sechste Platz zugleich sein bestes Resultat in jenem Jahr, welchem er nur im italienischen Mugello, in Assen und beim Finale in Valencia mit den Plätzen 9, 7 und 8 noch einmal nahe kam. Sein erstes MotoGP-Jahr, das zweite in der Geschichte, schloss er auf dem 13. Rang ab.

2004 wechselte er zu Telefonica Movistar Honda, mit denen sich seine ersten größeren Erfolge in der noch jungen neuen Königsklasse einstellten. In Donington Park feierte er als Zweiter hinter Valentino Rossi sein erstes MotoGP-Podium, was ihm später in Katar noch einmal gelang. Die WM schloss er auf dem guten fünften Platz ab und wurde 2005 Valentino Rossis Stallgefährte im Gauloises Yamaha (Werks-)Team. Mit unter anderen drei Podestplätzen (Dritter in Le Mans/Frankreich und Assen, Zweiter in Laguna Seca/USA) steigerte er sich in der Abschlusstabelle gegenüber dem Vorjahr um eine Position.

Nach den WM-Endrängen 7 und 9 an der Seite von "Vale" im Yamaha-Werksteam verlor er seinen Platz in diesem und wurde 2009 im Satelliten-Team Monster Yamaha Tech3 als bester Nicht-Werksfahrer noch einmal WM-Fünfter. In diesem blieb er auch 2010 und 2011, wobei er die WM-Endränge 11 und 9 verbuchen konnte. Im englischen Silverstone 2011 stand er als Dritter zum zwölften Mal, allerdings auch letztmalig auf einem MotoGP-Podest. Ein GP-Sieg blieb ihm leider verwehrt.

Karriere-Ausklang

Danach begann sein Abstieg auf Raten beim Claiming Rule Team NGM Forward Racing mit einem Suter-Chassis und einem BMW-Motor auf Serienbasis. Daraus wurde 2013 eine FTR Kawasaki und 2014 eine Forward Yamaha, mit denen ebenso wenig auszurichten war.

Beim zweiten Saisonrennen 2014 in Austin verkündete Colin Edwards, dass er am Saisonende zurück treten würde. So lange sollte es dann noch nicht einmal mehr dauern, denn beim zweiten Aufschlag in den USA etwa bei Saisonmitte in Indianapolis wurde erklärt, dass dies bereits sein letzter Grand Prix sei.

Wenig später wurde bekannt, dass er fortan die Rolle des Yamaha/Michelin-Testfahrers übernehmen und so den Einstieg des französischen Reifen-Herstellers als Alleinausrüster der MotoGP 2016 vorbereiten würde.

Seine besten Ergebnisse auf dem Sachsenring sind ein fünfter Platz 2004 und ein vierter Rang 2007.

Heutzutage betreibt Colin Edwards in seiner Heimat mit dem "Texas Tornado Boot Camp" eine Rennfahrerschule nach dem Vorbild seines Freundes Valentino Rossi.

Was ebenfalls bleibt, sind die unzähligen unterhaltsam lustigen Interviews mit ihm im schwer verständlichen texanischen Slang.

 

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