Die "46" wird 45: Der "Doktor" feiert Ehrentag

MOTORSPORT Zum 45. Geburtstag von Valentino Rossi

Sachsenring. 

Sachsenring. Heute feiert Valentino Rossi seinen 45. Geburtstag. Wenngleich er aktuell nicht mehr auf dem Sachsenring zu erleben ist, ist dies Grund genug, dem von fast allen Seiten geliebten Superstar mit einigen Zeilen zu ehren. Aktuell deshalb, weil der italienische Rennfahrer mit der weltberühmten Startnummer 46 nach seinem Rücktritt als MotoGP-Pilot Ende 2021 seit dem mit vier Rädern ebenfalls ziemlich erfolgreich unterwegs ist. Da in der von ihm derzeit bevorzugten GT World Challenge, wie auch in der hier vorstellig werdenden DTM, mit Sportwagen nach internationalem GT3-Reglement gefahren wird, besteht sogar ein wenig Hoffnung, dass "Vale" vielleicht irgendwann auf die sächsische Kult-Rennstrecke zurückkehrt. Einen DTM-Test hatte er schon im November 2006 in Hohenstein-Ernstthals Partnerstadt Hockenheim absolviert.

Erst Kart, dann Zweirad, jetzt wieder mit vier Rädern

Geboren wurde Valentino Rossi also am 16. Februar 1979 in Urbino, einem kleinen Städtchen ca. 20 Kilometer südlich von San Marino. Seine Heimatstadt ist allerdings das noch etwas näher an der Adria-Küste gelegene und mit knapp 8.000 Einwohnern etwa halb so große Tavullia, in welchem ihm zu Ehren seit 2008 eine Höchstgeschwindigkeit von 46 statt 50 km/h gilt. Bis es soweit war, hatte Valentino Rossi zahlreiche Erfolge gefeiert und dabei so manchen Rekord, teilweise für die Ewigkeit, aufgestellt.

Angefangen hat der Sohn des ehemaligen wilden Grand-Prix-Haudegen Graziano Rossi allerdings im Kart-Sport. Obwohl er 1990 mit neun Siegen die regionale Kart-Meisterschaft gewann, wurde dies zu kostspielig, woraufhin ihm sein Vater ein Pocket-Bike besorgte. Nachdem er 1991 gleich sein erstes Rennen gewonnen hatte, wurde er im darauffolgenden Jahr wieder regionaler Meister, nun bei den Minimotos.

1993 saß er dann als 14-Jähriger erstmals auf einer Rennmaschine und gewann 1995 die Italienische Meisterschaft in der Klasse bis 125 ccm auf Aprilia. Obendrein empfahl er sich als Dritter der Europa-Meisterschaft für die WM.

Grand-Prix-Ein- und schneller Aufstieg

Am 31. März 1996 bestritt Valentino Rossi im Alter von 17 Jahren in Shah Allam in Malaysia schließlich seinen ersten Motorrad Grand Prix und am 14. November 2021 in Valencia als 42-Jähriger seinen letzten. Was dazwischen geschah, war einerseits eine Erfolgsgeschichte sondergleichen, andererseits eine nie zuvor und sicherlich noch für lange Zeit gezeigte Kombination aus Racing und Entertainment pur. So bleiben neben seinen Siegen und Titeln auch seine Shows nach den Rennen in guter Erinnerung. Zum Beispiel als er sich 1997 in Donington Park in Großbritannien für die 125er-Siegerehrung als Robin Hood verkleidete und mit Plastik-Pfeilen um sich schoss. Oder als er einst die Auslaufrunde mit einer Gummipuppe oder ebenso in einem Huhn-Kostüm absolvierte, als er 1999 in Jerez in voller Rennfahrermontur unterwegs ein Dixi aufsuchte oder in Sträflingsmontur "Buße" für eine lange Sieglos-Serie tat. Natürlich waren derartige Aktionen generalstabsmäßig vorbereitet.

Gleich in seiner ersten Grand-Prix-Saison feierte er, zwei Wochen nach seinem ersten Podestplatz als Dritter auf dem damaligen A1-Ring in Österreich, seinen ersten GP-Sieg. Das war am 18. August 1996 im tschechischen Brno im Rennen der 125-ccm-Klasse auf einer Aprilia. Im darauffolgenden Jahr 1997 holte er sich in der gleichen Klasse mit elf von 15 möglichen Saisonsiegen seinen ersten WM-Titel, woraufhin er in die nächsthöhere Viertelliter-Kategorie aufstieg.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase holte er sich in dieser beim siebenten Saisonrennen 1998 im niederländischen Assen seinen ersten 250er-GP-Sieg und war bereits am Saisonende zum Seriensieger gereift. So gewann er die letzten vier Saisonrennen in Folge und musste sich dennoch mit dem Vize-Titel hinter dem Skandal-Weltmeister Loris Capirossi begnügen.

Im Schnelldurchlauf in die Königklasse

Im darauffolgenden Jahr 1999 holte er neun Saisonsiege, dabei unter anderem seinen ersten auf dem Sachsenring, und damit seinen zweiten WM-Titel bzw. seinen ersten in der mittleren Hubraum-Klasse. Doch auch in dieser sollte es sein einziger bleiben, denn im Eiltempo in die Königsklasse strebend, stieg er nach getaner Arbeit erneut auf.

In seinem ersten Jahr (2000) in der 500-ccm-Klasse gelang ihm in Donington Park, nun auf Honda da Aprilia in dieser Klasse nicht antrat, sein erster 500er-Sieg. Wieder wurde er Vize-Weltmeister, diesmal hinter dem US-amerikanischen Suzuki-Piloten Kenny Roberts jr. 2001 kam es erneut zur Duplizität der Ereignisse, indem ihm in seiner zweiten Saison nach dem Klassenwechsel mit elf von 16 möglichen Saisonsiegen wieder der souveräne Durchmarsch zum WM-Titel gelang. Es war der letzte zu vergebende in der alten (Zweitakt-)Königsklasse bis 500 ccm, denn 2002 wurde diese von der viertaktenden MotoGP abgelöst.

Das änderte aber nichts daran, dass der König auch der neuen Königsklasse am Saisonende Valentino Rossi hieß. Ebenso durfte er wieder elf Mal den Siegersekt verspritzen. Das war 2003 "nur" neun Mal der Fall, was aber auch locker zu seinem Titelgewinn Nummer fünf reichte.

Sensationssieg und -Titel auf Yamaha

Danach kam es zum Bruch mit dem weltgrößten Motorrad-Hersteller, der damals auch die besten MotoGP-Motorräder baute. Valentino Rossi wechselte schließlich zu Yamaha und gewann für den 2003 komplett sieglosen japanischen Hersteller sogleich das erste Saisonrennen 2004. Damit begann eine Zusammenarbeit, die sieben plus zehn Saisons halten sollte. Nach dem Sensationssieg gewann "Vale" in jenem Jahr noch acht weitere GP und schenkte Yamaha am Saisonende den ersten WM-Titel in der Premium-Klasse seit Wayne Rainey 1992.

So auch in den Jahren 2005, 2008 und 2009. 2011 und 2012 wechselte er zu seinen Landsleuten von Ducati, doch war diese Liaison nicht gerade von Erfolg gekrönt.

Reumütig kehrte er danach zu Yamaha zurück, doch einen weiteren WM-Titel konnte er seiner Erfolgsbilanz nicht mehr hinzufügen, doch mit seinen drei Vize-Weltmeisterschaften 2014, 2015 und 216 hatte er erneut gezeigt, dass er es noch kann. Mit letztlich neun WM-Titeln, 115 Grand-Prix-Siegen (den letzten errang er 2017 auf seiner Lieblingsstrecke in Assen), 235 Podestplätzen in 26 WM-Saisons bzw. 435 GP-Rennen kann sich seine persönliche Race-Statistik so oder so sehen lassen. Mit 15 WM-Titeln und 122 GP-Siegen rangiert in diesen ewigen Rankings nur sein Landsmann Giacomo Agostini vor ihm.

Ebenfalls mehr WM-Titel als Valentino Rossi hat Angel Nieto, nämlich 13. Dafür hat der Spanier "nur" 90 GP-Siege errungen, allesamt in den kleinen Hubraumklassen bis 50 bzw. 125 ccm. Pari steht es nach WM-Titeln zwischen der "46" und dem Briten Mike Hailwood, der 76 Grand Prix gewann. Valentino Rossi  ist auch der Fahrer mit der längsten Zeit zwischen seinem ersten (18. August 1996 in Brünn) und letzten (25. Juni 2017 in Assen ) Grand-Prix-Sieg. Dazwischen liegen 20 Jahre und 311 Tage.

"Il Dottore"

Der fünffache Sportler des Jahres in Italien wird auch gern "Il Dottore" bzw. "The Doctor" genannt bzw. nannte sich irgendwann selbst so. Das war letztlich noch nicht einmal größenwahnsinnig, denn am 31. Mai 2005 wurde ihm von der Universität Urbino der Ehrendoktortitel für Kommunikation und Werbung für Organisationen verliehen. Dieser wird im Stiefelland ohnehin als Spitzname, genutzt, wenn jemand etwas besonders gut kann. So verehren Italiener mit dem Zusatz Dottore ebenfalls besondere Persönlichkeiten als eine Form der Respektbekundung, auch wenn sie diesen offiziell noch oder generell nicht besitzen.

Sachsenring-Bilanz

Valentino Rossis Sachsenring-Bilanz weist fünf Siege auf. Das war 1999 bei den 250ern sowie 2002, 2005, 2006 und 2009 in der MotoGP. Zudem stand er hier sieben weitere Male als Zweiter oder Dritter auf dem Podest. Zum letzten Mal 2018. Seinen letzten GP-Podestplatz insgesamt feierte er 2020 im spanischen Jerez de la Frontera.

Ein besonderes (Sachsenring-)Jahr war für ihn 2010, in dem er erstmals in seiner Karriere eine längere Verletzungspause hinnehmen musste, doch nur fünf Wochen nach seinem offenen Schienbeinbruch auf dem Sachsenring ein Comeback wagte. Zu seinem Bike bewegte er sich damals auf Krücken, doch im Sattel seiner Yamaha reichte es am Ende zum sensationellen vierten Platz.

Bei den Nachfolgern live dabei sein

Zwar hat der Großmeister seine Zweirad-WM-Karriere inzwischen beendet, doch seine sportlichen sowie Show-mäßigen Erben kommen nach wie vor alljährlich zum Sachsenring. In diesem Jahr vom 5. bis 7. Juli zum zehnten von 21 Saison-GP. Bei diesem werden die Piloten der Premium-Klasse MotoGP erneut zwei Rennen austragen, den Sprint am Samstag sowie den eigentlichen Grand Prix am Sonntag. Dabei sein lohnt sich also.

Tickets für das Moto-GP Event auf dem Sachsenring gibt es im Online-Shop, telefonisch unter der Hotline 03723/8099111 oder per E-Mail an info@sachsenring-event.de.

 

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