Sachsenring. Heute vor 120 Jahren wurde Hans Stuck geboren. Der Bayer war einer der erfolgreichsten und populärsten deutschen Automobilrennfahrer vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Neben zahlreichen Siegen auf der Rundstrecke waren die einst ebenso bedeutungsvollen Bergrennen sein bevorzugtes Metier. Hier brachte er es 1930 bei den Renn- sowie 1932 bei den Sportwagen zu höchsten, indem er jeweils Europameister werden konnte. Auf Grund vieler weiterer Siege bei Bergrennen erwarb er sich den Beinamen "Bergkönig".
Zudem wurde er 1934 für die sächsische Auto Union leider nur inoffizieller Rennwagen-Europameister. Die EM als Serie mit ausgewählten Grand Prix wurde 1931 eingeführt, jedoch 1933 und 1934 ausgesetzt. Vor dem Zweiten Weltkrieg entsprach sie als höchstes internationales Prädikat mehr oder weniger der erst 1950 eingeführten Formel-1-Weltmeisterschaft.
Am Sachsenring zwei Mal auf dem Podest
Auf dem Sachsenring war Hans Stuck zwei Mal am Start. Beim Endlauf zur DDR-Meisterschaft 1951 (mit Beteiligung von Westfahrern) fuhr er im Rennen der Formel II bis 2.000 ccm in einem AFM-Rennwagen von Alexander von Falkenhausen einem überlegenen Sieg entgegen. Wegen eines Reifenschadens musste er allerdings zwischenzeitlich die Box ansteuern, sodass Paul Greifzu in einem BMW-Eigenbau das Rennen vorm Bayern gewann.
1953 wurde er in der gleichen Kategorie hinter den beiden DDR-Fahrern Edgar Barth, der damals noch in Herold im Erzgebirge zu Hause war und später in die BRD übersiedelte, und dem Reichenbacher Rudi Krause Dritter.
Auf dem Weg zum Rennfahrer
Auf die Welt kam Hans Stuck wegen einer Geschäftsreise seines Vaters Wilhelm Stuck, einem Nähseidenfabrikant aus Waldkirch bei Freiburg, und dessen hochschwangeren Frau Maria, am 27. Dezember 1900 in Warschau.
Nach seiner ziemlich nachlässig gehandhabten Schulzeit in der Schweiz und in Karlsruhe sowie dem Ersten Weltkrieg studierte er Agrarökonomie und wenig später auch noch Maschinenbau.
Erst übernahm er ein Gut im Schwarzwald und wenig später in der Nähe von München. Nach seinem ersten Motorrad legte er sich hier sein erstes Automobil zu, welches er ständig zu verbessern versuchte.
1925 bestritt er im Rahmen des 5. Internationalen Automobil-Turniers in Baden-Baden sein erstes Autorennen, ein Bergrennen, und gewann mit einem von ihm selbst modifizierten Dürkopp auf Anhieb die Tourenwagen-Klasse.
Von 1927 bis 1930 eilte er dann für Austro-Daimler bei Bergrennen von Sieg zu Sieg und gewann 1930 bei den Rennwagen seine erste Berg-Europameisterschaft.
Nach dem Rückzug von Austro-Daimler wechselte er zum Rennteam von Mercedes-Benz. Für die Stuttgart-Untertürckheimer feierte er auch auf der Rundstrecke zahlreiche Erfolge, vor allem aber 1932 wiederum die Europa-Bergmeisterschaft, diesmal in der Kategorie Sportwagen. Zudem beteiligte sich Hans Stuck auch an Weltrekordfahrten.
Große Erfolge, aber kein offizieller Titel mit Auto Union
Als 1934 die neue 750-kg-Formel für Grand-Prix-Rennwagen eingeführt wurde, verpflichtete ihn die aus den sächsischen Automobilmarken Audi, DKW, Horch und Wanderer hervorgegangene Auto Union. Mit dem revolutionären Mittelmotor-Rennwagen Typ A gewann Hans Stuck als klare Nummer eins des jungen sächsischen Rennstalls den Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring, den Großen Preis der Schweiz in Bremgarten und den Großen Preis der Tschechoslowakei. Damit wäre er eigentlich der Europameister des Jahres 1934 gewesen und wird in mancher Literatur auch als solcher geführt. Wie weiter oben bereits erklärt, ist das allerdings nicht korrekt. Ebenso wurde er 1934, obwohl er die vier in Europa übriggebliebenen Bergrennen gewonnen hatte, Bergeuropameister. Dieser Titel wurde ab 1934 für einige Jahre nicht mehr vergeben.
Im darauffolgenden Jahr waren der Italiener Achile Varzi sowie der aufstrebende Bernd Rosemeyer Hans Stucks Teamkollegen und feierten ebenfalls einige Siege. Hans Stuck gewann den Großen Preis von Italien in Monza und dazu drei Bergrennen.
1936 hatte der Emsländer Bernd Rosemeyer Hans Stuck den Rang bei Auto Union endgültig abgelaufen, doch in jenem Jahr sowie auch 1937 gewann der Bayer zumindest drei weitere Bergrennen.
Auch (Welt-)Rekordfahrten waren in den 1930er-Jahren bei vielen Herstellern sehr populär. Für Hitler-Deutschland waren sie eminent wichtig weil prestigeträchtig. Für die Auto Union stellte Hans Stuck 17 Geschwindigkeitsrekorde, davon 13 Weltrekorde, auf.
Gegen Ende dieses Jahrzehnts sollte er auch für Mercedes-Benz einige Rekordfahrten durchführen, was im Konflikt zu seinem Vertrag mit Auto Union gestanden hätte.
Nach dem Unfalltod von Bernd Rosemeyer bei einem Auto-Union-Rekordversuch griffen die Sachsen wieder gern auf Hans Stucks Dienste zurück, wenngleich der Italiener Tazio Nuvolari als neue Nummer 1 verpflichtetet wurde. Zwar feierte der vermeintlich beste Autorennfahrer der damaligen Zeit einige Siege, doch der insgesamt erfolgreichere Fahrer war 1938 und 1939 wiederum Hans Stuck.
Parallel sollte er mit dem rund 3.000 PS starken Mercedes-Benz T 80 über 600 km/h schnell fahren, doch wurde dieses Monster lange Zeit nicht fertig und kam wegen des Kriegsausbruchs schließlich nicht zum Einsatz.
Fortsetzung der Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg
Seit seiner Zeit bei Austro-Daimler besaß Hans Stuck neben der deutschen auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Da die deutschen Fahrer nach dem Zweiten Weltkrieg vom Rennsport ausgeschlossen waren, startete er bis 1950 zunächst als Österreicher.
1951 kam sein später ebenfalls im Automobilsport erfolgreicher Sohn Hans-Joachim "Strietzel" Stuck zur Welt.
Mit einem AFM war er zu Beginn der 1950er-Jahre primär in der Formel 2 unterwegs. 1952 und 1953 nahm er auch an drei Rennen zur Formel-1-WM teil. Allerdings sprang für ihn mit unterlegenem Material dabei nichts Zählbares heraus.
Danach verlegte er sich nach und nach wieder mehr auf die Bergrennen. Hier gehörte er weiter zu den Besten und fuhr unter anderem für Porsche und BMW.
Im Alter von fast 60 Jahren wurde er 1960 nochmals Deutscher Bergmeister. Am Jahresende wurde er mit dem "Silbernen Lorbeerblatt", der höchsten verliehenen sportlichen Auszeichnung in der Bundesrepublik Deutschland, geehrt.
Ende 1962 beendete er seine aktive Karriere und widmete sich fortan der Schulung von Sport- und Rennfahrern.
Am 9. Februar 1978 verstarb Hans Stuck im Alter von 77 Jahren im bayrischen Grainau.