Igel brauchen unsere Hilfe: Beliebtes Stacheltier wird seltener

Natur Tipps für die richtige Hilfe

Region. 

Region. Im Langenberger Tierheim und in der Wildtierstation in Rödlitz sind die Igel in diesem Herbst bisher keine Stammgäste. Lediglich ein Jungtier wird derzeit im Tierheim derzeit aufgezogen.

Igelrückgang macht sich bemerkbar

In früheren Jahren gab es im Herbst meist mehr mit den beliebten Stacheltieren zu tun. Die Gründe für ihr Ausbleiben, sind nicht sicher. "Bei den milden Temperaturen und den feuchten Bedingungen der letzten Wochen sollten die Igel derzeit noch genug Nahrung finden", sagt Tobias Rietzsch von der Wildtierstation in Rödlitz. Dass sie seltener zu sehen sind, könnte auch daran liegen, dass ihre Zahl in den vergangenen Jahren rapide gesunken ist. Unter anderem sind auch seltener überfahrene Igel auf Straßen zu sehen. Das ist zwar eigentlich positiv, zeugt aber auch davon, dass es wahrscheinlich einfach weniger Tiere gibt.

Insektensterben als mögliche Ursache

Das vermuten auch Biologen. Einer der Gründe sei das Insektensterben, durch das unter anderem die Käfer, die normalerweise Hauptnahrung sind, weniger werden. Auch dafür gibt es viele Ursachen, die nicht nur im Klimawandel oder der intensiven Landwirtschaft liegen. Der übertriebene Ordnungssinn und Technikeinsatz von Grundstücksbesitzern gehört dazu. "Heutzutage sind die vielen überpflegten Gärten eine echte Katastrophe für Igel", sagt Tierheimchefin Jana Berger. Denn die Stacheltiere brauchen gerade im Herbst liegengelassenes Laub und naturnahe Bereiche. Zudem gäbe es im Sommerhalbjahr immer wieder Fälle, bei denen Igel durch Mähroboter oder Motorsensen verletzt und getötet werden. Wer Igeln helfen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten:

Nothilfe für Tiere

Wer deutlich abgemagerte Igel findet oder kranke, verletzte Tiere, die häufig auch tagaktiv sind, kann die Tiere in einem Pappkarton an einen warmen Ort, zum Beispiel im Keller setzen. Dabei ist es zu beachten, dass es sich unter Umständen um ein Muttertier handelt, dessen Nachwuchs nun auch Hilfe braucht. Weitere Informationen gibt es dann bei Experten für die Igelhilfe. In der Region setzen sich die "Stachelnasen" Zwickauer Land für die Igel ein. Im Internet sind sie unter www.stachelnasen-zwickauer-land.de zu finden. Das "Igeltelefon" ist unter der Nummer 01525/ 6402854 erreichbar. Auch das Tierheim Langenberg unter der Rufnummer 03723-48124 oder Tobias Rietzsch von der Wildtierstation in Rödlitz (Tel.: 0179-4293885) können mit Informationen helfen oder Tiere in Not aufnehmen.

Fütterung

Erwachsene Igel müssen vor der Winterruhe rund 600 Gramm wiegen, um über die kalte Jahreszeit zu kommen. Dieses Gewicht haben sie, wenn sie insgesamt rund und wohlgenährt aussehen. Die Größe sollte im Bereich einer großen Grapefruit oder eine Mango liegen. Ansonsten kann mit der richtigen Fütterung geholfen werden. Experten empfehlen dafür hochwertiges Katzenfutter (ohne Gelee und Sauce), das am besten abends zusammen mit Wasser an der Fütterungsstelle angeboten wird. NICHT geeignet sind Milch, Haferflocken, Babybrei, Nüsse oder Obst, die Igel sogar krank machen !

Gartengestaltung

Igel brauchen naturnahe Gärten, die reich an Käfern und Insekten sind. Die gibt es nur, wenn auf heimische Sträucher und Blühpflanzen gesetzt wird und nicht auf Exoten wie Kirschlorbeer, hochgezüchteten Blumen und ähnlichem. Einige "Wilde Ecken", in denen zum Beispiel auch Brennnesseln und anderes "Unkraut" wachsen dürfen, helfen vielen Tierarten. Im Herbst sollte auch etwas Laub liegenbleiben und auf Laubsauger verzichtet werden, weil diese auch viele Kleinstlebewesen töten. Geäst- oder Totholzhaufen und Kompost in einer Gartenecke sind ebenfalls ein Beitrag zur Vielfalt von Insekten, Vögeln und Kleinsäugern. Auf die lebensfeindlichen Schottergärten sollte komplett verzichtet werden.

Gefahren reduzieren

Wer einen Pool oder Gartenteich hat, sollte auch an Igeln und anderen Tieren denken. Fallen sie ins Wasser, brauchen sie auch eine Möglichkeit, sich wieder daraus zu retten. Bretter oder Balken im Gartenteich sind eine Möglichkeit. Auch Lichtschächte oder Kellertreppen können für die kleinen Stacheltiere unüberwindbare Fallgruben werden. Zäune sollten so gebaut werden, dass es in Abständen auch Durchlässe gibt, durch die Igel hindurchschlüpfen können. Etwa 12 mal 12 Zentimeter reichen da aus. Mähroboter sind eine große Gefahr für Igel und andere Tiere, da sie durch die Technik schwere Verletzungen davontragen können. Außerdem verhindert ständiger Kurzrasen Artenvielfalt im Garten. Wenn, dann dürfen Mähroboter nur tagsüber fahren. In der Dämmerung und nachts sind viele Kleintiere im Garten unterwegs. Wer beispielsweise mit der Motorsense im Bereich von Hecken und Büchen mäht, sollte vorher kontrollieren, ob sich dort Tiere verstecken. Vor den "Hexenfeuern" und bei Feuern generell muss kontrolliert werden, ob sich Tiere in den Holz- und Reißighaufen verstecken.

Viele Tipps und Informationen gibt es auch unter www.pro-igel.de sowie beim NABU unter https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/ oder unter https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/saeugetiere/00755.html

 

  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion