Motorsportlegende Rolf Uhlig verstorben

Motosport Der deutsche Motorsport hat einen überragenden Motorsportler und engagierten Funktionär verloren

Chemnitz. 

Chemnitz. Wenn man vom neuen Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal spricht, dann muss man einen Namen nennen. Rolf Uhlig, nach der politischen Wende Sport-Vorstand des ADAC Sachsen, war die treibende Kraft, als 1998 der Motorrad Grand Prix zurückkehrte. Nun verstarb der Chemnitzer im Alter von 83 Jahren nach langer schwerer Krankheit. Nur wenige Monate zuvor hatte er seine Ehefrau Helga verloren. Die beiden waren 60 Jahre verheiratet.

Uhlig macht Bekanntschaft mit US-Star

Rolf Uhlig führte ein bewegtes Leben. Seine Leidenschaft war der Geländesport dem er sich seit 1958 verschrieben hatte, später kam auch Motocross hinzu. In diesem Zusammenhang erinnert sich der erfolgreiche ehemalige MZ- und Simson-Geländesportler an den 9. September 1964 noch ziemlich genau. Die 39. Auflage der Internationalen Sechstagefahrt fand in jenem Herbst in Erfurt statt. Rolf Uhlig, der von Freunden den Spitznamen "Dubek" verpasst bekommen hatte, war als Einzelstarter erstmals auf einer MZ Teil der ostdeutschen Nationalmannschaft. Und er sollte bald Bekanntschaft mit einem US-amerikanischen Film- und Fernsehschauspieler machen. Es handelte sich dabei um Steve McQueen, bekannt durch den Western "Die glorreichen Sieben". Der war auch ein leidenschaftlicher Motorrad- und Autorennfahrer, der sich bei den Six Days in einer misslichen Lage befand. Die Amerikaner stellten seinerzeit erstmals eine Silbervasen-Mannschaft, unter anderem eben mit dem Filmstar. "Die Amerikaner hatten damals wenig Ahnung vom Geländesport, aber sie konnten gut Motorradfahren. Steve McQueen war ein mit beiden Beinen im Leben stehender Amerikaner, der mit großem Selbstbewusstsein ausgestattet war", charakterisierte ihn Rolf Uhlig.

Uhlig war Ersthelfer beim McQueen-Unfall

McQueen war in einer Sonderprüfung am Lütsche Stausee mit seiner Triumph den Hang hinunter gerutscht. Einer der ersten am Unfallort war Rolf Uhlig, der kurz nach McQueen in die Prüfung am 3. Fahrtag gegangen war. "Es hatte ihn hingewedelt. Ich sah ihn am Boden liegen und stoppte meine Maschine. Ich sah eine blutende Wunde in seinem Gesicht, und dass er sich ein Bein gebrochen haben musste, denn es war ganz schief. Da ich kein Verbandszeug bei mir hatte für die Erste Hilfeleistung, verständigte ich mich mit ihm und fuhr dann bis zum nächsten Kontrollpunkt um zu melden, an welcher Stelle er genau gestürzt war, damit er geborgen werden konnte", erinnerte sich Rolf Uhlig.

Bei der ADAC Classic-Veranstaltung 2017 auf dem Sachsenring wandte sich der dreifache Motorrad-Weltmeister Freddie Spencer aus dem US-Bundesstaat Louisiana an den völlig überraschten Rolf Uhlig. Denn der 57-Jährige war ein guter Freund des US-Amerikaners Steve McQueen und löste damit tatsächlich ein Versprechen ein, das er seinem Freund bereits vor fast einem halben Jahrhundert gegeben hatte. Der Schauspieler und Rennfahrer Steve McQueen wurde nur 50 Jahre alt und verstarb am 7. November 1980. Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs hatte er seinen Rennfahrerkollegen gebeten: "Falls du irgendwann mal in die DDR kommst, grüße Rolf Uhlig von mir."

Ein erfolgreiches Motorsportleben

Rolf Uhligs Geländesportlaufbahn weist elf Sechstagefahrten auf, bei denen er zahlreiche Gold- und Silbermedaillen errang. Auf dem Zenit seines Erfolgs war der junge Geländefahrer angelangt, als er 1967 im polnischen Zakopane bei einer Sechstagefahrt gemeinsam mit Norbert Kaaden und Bernd Seyfert Clubmannschaftssieger wurde. Ein Jahr zuvor war er für den ASK Vorwärts Leipzig auf einer 75ccm-Simson zum ersten Mal DDR-Geländemeister geworden. Den Erfolg wiederholte er 1967 und 1970. 1970 wurde er zudem Dritter der Europameisterschaft. Auch von der Alpenfahrt brachte der Geländesportler mehrere Goldmedaillen mit nach Hause.

Nach seiner Schlosser-Ausbildung im IFA Lehrkombinat Zschopau Anfang der 50er Jahre war er im MZ-Motorradwerk rund ein Jahrzehnt Disponent. Beim ASK Vorwärts Leipzig stieg er in den Motocross-Sport ein. Nach einem Abstecher in den Straßenrennsport mit einer 50ccm-Simson beendete er seine Geländesport-Laufbahn und ging Anfang der 70er Jahre in den Außendienst des Suhler Simson-Werkes als Regionalvertreter. Nach der Wiedervereinigung war er einige Jahre Simson-Vertreter für Ostdeutschland und die CSSR, bevor er schließlich im Sport-Vorstand des ADAC Sachsen angekommen war. Seine Weggefährten und Freunde werden ihn vermissen und in bleibendem Andenken behalten.

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