Motorsportler Loris Capirossi ist 50

MOTORSPORT Dreifacher Weltmeister schaffte auf dem Sachsenring nur zwei Podestplätze

Sachsenring. 

Sachsenring. Loris Capirossi war von 1990 bis 2011 in der Motorrad-Weltmeisterschaft aktiv. Er errang drei WM-Titel und in 328 Rennen 29 Grand-Prix-Siege. Nach 99 Rennen stand er auf dem Siegerpodest doch auf dem Sachsenring lediglich zwei Mal. Das war 1999 als Zweiter des Rennens der Klasse bis 250 ccm sowie 2007 als wiederum Zweiter der Königsklasse MotoGP. Heute feiert der kleine Italiener seinen 50. Geburtstag.

 

Schneller Aufstieg

 

Geboren wurde Loris Capirossi am 4. April 1973 im zwischen Bologna und Imola gelegenen Castel San Pietro Terme. Seine ersten Gehversuche im Motorsport unternahm er bei Motocross-Rennen.

1987 bestritt er dann sein erstes Straßenrennen und ließ zunächst in der italienischen Sport Production Meisterschaft von Beginn an sein großes Talent erkennen. Von nun an ging es mit seiner Karriere rasend schnell, denn schon 1988 wurde er Neunter in der 125-ccm-Klasse der italienischen Meisterschaft sowie 1989 mit vier Laufsiegen Europameisterschaftsvierter.

Damit hatte er sich einen Platz im Team A. G. V. Pileri Corse des 125er-Weltmeisters von 1975, Paolo Pileri, für die Motorrad-Weltmeisterschaft 1990 verdient.

Beim Saisonauftakt Ende März im japanischen Suzuka fuhr der da noch 16-Jährige als Sechster auf Anhieb in die Punkte und beim dritten Saisonrennen in seinem Heimatland in Misano bereits als Dritter aufs Podest. So auch bei den nachfolgenden Rennen auf dem Nürburgring sowie auf dem Salzburgring und im jugoslawischen Rijeka jeweils als Zweiter. Auch im belgischen Spa-Francorchamps überquerte er die Ziellinie als Zweiter. Bei der zehnten Saisonstation im britischen Donington Park feierte Loris Capirossi dann seinen ersten Grand-Prix-Sieg, dem er auf dem Hungaroring bei Budapest einen weiteren folgen ließ.

 

Im ersten WM-Jahr gleich Weltmeister

 

Zum Finale ins australische Phillip Island reiste Loris Capirossi mit intakten Titelchancen. Die WM-Tabelle führte Stefan Prein mit einem GP-Sieg sowie kontant eingefahrenen 169 Punkten an. Der nur 1,65 m große Loris Capirossi hatte sieben Zähler weniger auf dem Konto und dem Niederländer Hans Spaan fehlten deren neun. Auf Grund der damals schon extrem ausgeglichenen Spitze, war außer Stefan Prein keiner in der Lage, großartig zu taktieren. Für den Wuppertaler platzte der Traum vom ganz großen Triumph jedoch bereits am Ende des ersten Renndrittels, als er mit gebrochenem Schaltgestänge aufgeben musste und nur WM-Dritter wurde. Unter tatkräftiger Mithilfe seines Teamkollegen und bereits zweifachen Weltmeisters Fausto Gresini sowie auch seiner weiteren italienischen Landsleute gewann Loris Capirossi das Rennen und den WM-Titel vor Hans Spaan. Mit seinen damals 17 Jahren und 165 Tagen ist er bis heute der jüngste Motorrad-Straßen-Weltmeister der Geschichte.

 

Erfolgreiche Titelverteidigung

 

Im darauffolgenden Jahr konnte Loris Capirossi seinen Titel, mit unter anderem fünf GP-Siegen, erfolgreich verteidigen und war somit mit 18 bereits Doppel-Weltmeister.

1992 stieg er in die 250-ccm-Klasse auf und wurde zunächst WM-Zwölfter. Sein bestes Ergebnis war sein fünfter Platz beim WM-Finale im südafrikanischen Kyalami.

In seinem zweiten Jahr in der Viertelliterklasse (1993) feierte er auf dem Salzburgring als Zweiter sein erstes 250er-Podium und in Assen seinen ersten GP-Sieg in der "Mittelklasse". Nach zwei weiteren bei seinem Heimrennen in Mugello sowie Laguna Seca in den USA wurde er hinter dem Japaner Tetsuya Harada Vize-Weltmeister.

Nach WM-Endrang drei 1994 steig er 1995 im Marlboro (Honda-)Team Pileri in die Klasse bis 500 ccm auf. Beim Saisonfinale in Barcelona stand er als Dritter erstmals auf einem Königsklassen-Podest und wurde WM-Sechster.

1996 stand er einmal als wiederum Dritter im indonesischen Sentul auf dem Podest und rettete seine ansonsten magere Saison im Yamaha-Team des dreifachen Weltmeisters und seit Misano 1993 an den Rollstuhl gefesselten US-Amerikaners Wayne Rainey mit seinem Sieg beim Finale in Eastern Creek in Australien. Mit diesem wurde er zumindest noch Zehnter der 500er-WM.

 

Aus einem Schritt zurück wurde ein Schritt nach vorn

 

1997 kehrte Loris Capirossi als Aprilia-Werksfahrer in die Viertelliterklasse zurück und wurde mit drei dritten Plätzen WM-Sechster.

1998 war für ihn dann ein zu 1990 recht ähnliches Jahr. Nach unter anderem zwei Grand-Prix-Siegen (Jerez und Donington Park) und sechs weiteren Podestplätzen ging es zum WM-Finale nach Buenos Aires. Für den Titel kamen hier nur noch Loris Capirossi mit 204 Punkten und Testuya Harada mit vier weniger in Frage. Diesmal regelte der Italiener die Angelegenheit selbst, indem er den Japaner bei einem blauäugigen und letztlich total missglückten Überholmanöver in der letzten Runde vom Motorrad rempelte. Es fällt schwer, das Wort vorsätzlich nicht zu verwenden, denn selbst wenn beide Fahrer zu Boden gegangen wären, hätte der Weltmeister Loris Capirossi geheißen. Und wenn er seinen Teamkollegen nicht als Rammbock missbraucht hätte, würde er vielleicht heute noch durch die argentinische Pampa gondeln.

Wie dem auch sei, bei Aprilia wurde er jedenfalls daraufhin entlassen und wechselte ins Honda-Team seines 1990er "Helfers" Fausto Gresini. Vier Grand-Prix-Siege gelangen ihm in diesem Jahr und am Ende stand WM-Rang drei zu Buche.

 

Wieder in der Königsklasse

 

2000 wechselte er wieder in die 500er-Kategorie. Mit einem GP-Sieg in Mugello und zwei weiteren Podestplätzen beendete er sein Comeback-Jahr auf dem siebenten Schlussrang.

2001 gelang ihm zwar kein ganz großer Triumph, doch mit neun Podestplätzen konnte er als Gesamtdritter nun auch in der großen Klasse das Jahrespodium besteigen. Es war das letzte der altehrwürdigen 500er-Königsklasse, denn diese wurde 2002 durch die (Viertakt-)MotoGP abgelöst.

Ebenso wurde Loris Capirossi 2006 mit drei GP-Siegen WM-Dritter, nun im Ducati Marlboro (Werks-)Team.

Nach seinem 29. und damit letzten GP-Sieg 2007 im japanischen Motegi und seinem letzten Podestplatz als Suzuki-Werksfahrer (Rang zwei 2008 im tschechischen Brno) erlebte "Capirex" allmählich einen Abstieg auf Raten.

Das Saisonfinale 2011 in Valencia war dann auf einer Pramac-Ducati sein 328. und letzter Grand Prix.

Nach seiner aktiven Karriere blieb Loris Capirossi der Szene erhalten, indem er zum Beispiel als Fernseh-Co-Kommentator arbeitete. Seit 2017 arbeitet er für den WM-Vermarkter Dorna als Sicherheitsberater bzw. als Repräsentant der Rennleitung

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