Vierfacher DDR-Meister hatte das Zeug zum internationalen Spitzenfahrer

MOTORSPORT Zum 80. Geburtstag von Frank Wendler

Sachsenring. 

Sachsenring. Mit vier gewonnenen Meistertiteln ist Frank Wendler einer der erfolgreichsten Motorradrennfahrer der ehemaligen DDR. Heute feiert der in Bernsdorf unweit des Sachsenrings beheimatete Spitzenfahrer seinen 80. Geburtstag.

WM-Rennen auf altem Sachsenring noch als Fahrer miterlebt

Ergo wurde Frank Wendler am 13. Dezember 1943 geboren. Mit 19 Jahren unternahm er die ersten Versuche im Rennsport. Richtig los ging es für ihn dann aber erst 1966, denn zwischenzeitlich hatte die Armee gerufen. In der 250er-Ausweisklasse gelang ihm mit seinem Eigenbau-Renner auf MZ-Basis zwei Jahre später der Durchbruch mit mehreren Podesträngen, sodass er in die Lizenzklasse aufstieg. Von Anfang an gehörte er zu den DDR-Topleuten und kam ab 1969 in den Genuss, wenigstens an den letzten vier WM-Läufen auf dem alten Sachsenring teilnehmen zu können. Ab 1973 erhielt er dann von MZ Werksunterstützung und im Jahr darauf sollte er zusammen mit dem Ungarn Janos Drapal alle europäischen WM-Läufe fahren. Doch dazu kam es nicht. Die Gründe dafür wurden ihm nie genannt, so liegt die Vermutung nahe, dass die Ost-Berliner Behörden diese Entscheidung trafen. Sein Jahr war jedenfalls beim Teufel, denn Frank hatte sich nicht um eigenes Material bemüht.

Echtes Heimrennen gewonnen

Zu einem seiner schönsten Siege kam er dennoch. Auf Drängen des Hohenstein-Ernstthaler Motorsportclubs, der bei sinkenden Zuschauerzahlen nicht auch noch auf den Lokalmatador und Publikumsliebling verzichten wollte, bekam er wenigstens für das Sachsenring-Rennen eine 250er-Werks-MZ. Frank Wendler bedankte sich mit einem Sieg vor der Nummer eins bei MZ, Jürgen Lenk. Gegen Jahresende baute er sich wieder ein eigenes Motorrad auf. Ab 1975 trat Frank Wendler zusätzlich bei den 125ern an. Bei seinem Heimrennen belegte er hier Platz zwei, diesmal hinter Jürgen Lenk. Ebenfalls in der 125er-Klasse feierte Frank Wendler dann zwei Jahre später seine erste DDR-Meisterschaft, welche er 1978 verteidigte. Die Hauptproblematik unserer DDR-Stars bestand darin, einen Kompromiss zwischen einem guten Einzelergebnis gegen die materialmäßig besser ausgestatteten ausländischen Gegner und einem bedachten Agieren gegen die schärfsten Konkurrenten in der DDR-Meisterschaft zu finden. So fuhr man praktisch zwei Rennen in einem.

Die Titel drei und vier

Aufgrund seiner guten Leistungen bekam Frank Wendler für 1979 eine 250er vom MC Hohenstein-Ernstthal gestellt. Beim Sachsenring-Rennen fuhr er allerdings mit seiner 125er als Dritter hinter Wolfram Trabitzsch und Jose Lazo aufs Podest. 1980 und 1981 beschränkte er sich dann wieder auf die 250er. Keine schlechte Entscheidung, fuhr er doch in beiden Jahren seine DDR-Meisterschaften Nummer drei und vier ein und wurde bei seinem Heimrennen noch einmal als Dritter hinter den Ungarn Janos Drapal und Arpad Juhos zur Siegerehrung gerufen. Am Jahresende hängte er den Helm eigentlich an den berühmten Nagel, nachdem er alles Mögliche erreicht hatte und brauchbare MZ-Teile immer weniger wurden. Eigentlich deshalb, weil er sich 1981 parallel von Simson für ein Projekt begeistern ließ, in dem es darum ging, preiswerte Rennmaschinen in größeren Stückzahlen zu bauen. Das 50ccm-Motorrädchen war aber wenig konkurrenzfähig und noch weniger standfest. Auch waren seine Ideen in Suhl bzw. in Zwickau, wo das letztlich glorreich gescheiterte Projekt ansässig war, nur bedingt gefragt, sodass er Ende 1982 endgültig zurück trat.

Aktiver Motorsport bis ins hohe Alter

Nach der Wende arbeitete Frank Wendler 1995 eröffneten Verkehrssicherheitszentrum Sachsenring als Fahrsicherheitsinstruktor und half bei seinem 1996 wieder aufgenommenen Heimrennen bei der Maschinenabnahme mit. Nach dem Millenniumswechsel schaffte sich Frank Wendler ein älteres Renngespann an und war damit ab 2005 noch einige Jahre bei Klassik-Veranstaltungen ein gern gesehener Gast. In den letzten Jahren verschlechterte sich Frank Wendlers ("mechanischer") Gesundheitszustand, sodass er heutzutage nur noch selten in der Öffentlichkeit zu sehen ist. Seltene Ausnahmen machte er in diesem Jahr zum Beispiel, indem er die Ausstellung historischer Rennmaschinen im Rahmen des Motorrad Grand Prix auf dem Sachsenring sowie auch die Klassik-Veranstaltung Zschorlauer Dreieckrennen besuchte. Herzlich Glückwunsch zum 80., lieber Frank und noch ein langes möglichst angenehmes Leben!

  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion