Raus aus der Einsamkeit: Hilfreiche Tipps - nicht nur im Alter

Millionen von Menschen in Deutschland fühlen sich einsam. Betroffen sind vor allem Senioren, aber auch in jüngerem Lebensalter wird Einsamkeit zunehmend zum Problem. Die gute Nachricht lautet, dass schon simple Tipps dagegen helfen; für ein glücklicheres sowie gesünderes Leben.

Gründe für die zunehmende Einsamkeit

Schon vor der Corona-Pandemie fühlten sich schätzungsweise 14 Prozent der Menschen in Deutschland gelegentlich einsam. Sie hat die Situation weiter verschärft, weshalb im Jahr 2021 die Zahl auf 42 Prozent stieg, so das Ergebnis einer Studie. Besonders häufig ist dies bei älteren Personen ab 75 Jahren der Fall. Das liegt vor allem darin begründet, dass sie mit zunehmendem Alter weniger mobil werden. Zudem sind die Kinder bereits ausgezogen, sprich sie leben häufig alleine und ihr Freundeskreis schrumpft. Einige ziehen vielleicht ins Pflegeheim um, andere sterben und wieder andere sind gesundheitlich nicht mehr in der Lage, um Kontakte zu pflegen. Doch auch jüngere Personen sind nicht selten betroffen. Einerseits wird die Welt immer schnelllebiger, sprich zwischen Arbeit, Haushalt, Familie & Co bleibt nur wenig Zeit für Freunde - oder für "Quality Time" mit den Liebsten. Andererseits haben die sozialen Medien dafür gesorgt, dass die Kommunikation vor allem digital stattfindet und nur noch selten persönlich. Das gilt sogar im Arbeitsleben, denn immer mehr Menschen arbeiten ganz oder teilweise im Homeoffice. Doch der persönliche Kontakt kann nicht so einfach ersetzt werden.

Die Gründe, weshalb die Einsamkeit zunimmt, sind also vielfältig. Auch die große Anzahl an Personen, die alleine leben, gehört hinzu, denn noch vor nicht allzu langer Zeit war das Leben als Großfamilie mit mehreren Generationen unter einem Dach üblich. Es sind somit gesellschaftliche Veränderungen gepaart mit der fortschreitenden Digitalisierung, die als Hauptursachen für die zunehmende Einsamkeit identifiziert werden können. Ein Problem, das übrigens längst nicht nur in Deutschland besteht.

Einsamkeit macht krank

Dass die Einsamkeit ein Problem ist, liegt nicht nur daran, dass sie sich negativ auf die Psyche auswirkt. Klar, wer einsam ist, ist weniger glücklich und somit beeinträchtigt sie die Lebensqualität erheblich. Doch wenn die Einsamkeit nicht mehr nur gelegentlich auftritt, sondern zum Dauerproblem wird, kann sie sich auch auf die körperliche Gesundheit auswirken. Sie kann also verschiedene Beschwerden hervorrufen, welche die Lebensqualität weiter beeinträchtigen oder sogar schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Tatsächlich kann Einsamkeit sogar zu einem verfrühten Tod führen, wie die Wissenschaft mittlerweile weiß: Um 26 Prozent erhöht ist das Sterberisiko demnach, wenn ein Mensch sich einsam fühlt. Dies kann auch der Fall sein, wenn er nicht tatsächlich isoliert ist. Liegt eine solche Isolation vor, steigt das Risiko aber um 29 Prozent und bei Menschen, die alleine leben, beträgt es sogar 32 Prozent.

Damit ist Einsamkeit tödlicher als Übergewicht oder das Rauchen, fasst eine Studie zum Thema zusammen. Dies liegt nicht nur daran, dass die Betroffenen unglücklich sind, somit eher eine Depression entwickeln und eventuell suizidgefährdet sind. Stattdessen löst Einsamkeit auch akuten Stress im Körper aus, der eine Vielzahl an negativen Folgen nach sich zieht. Typische Folgen von Einsamkeit auf einer körperlichen Ebene sind zum Beispiel ein erhöhter Blutdruck, Magen-Darm-Beschwerden, Rückenschmerzen, Migräne sowie ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wer sich regelmäßig oder in extremem Ausmaß einsam fühlt, darf diese Gefühle daher nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Soziale Kontakte sind unverzichtbar für das Lebensglück

Dass die Auswirkungen von Einsamkeit auf die Gesundheit so enorm sind, liegt daran, dass Menschen seit jeher auf ein soziales Netzwerk angewiesen waren, um zu überleben. Der Wunsch nach sozialen Kontakten ist somit tief in den Genen verankert. Dabei muss es sich nicht zwingend um eine Liebesbeziehung handeln. Doch jeder Mensch braucht qualitativ hochwertige Beziehungen zu anderen Personen, um auf Dauer glücklich sowie zufrieden zu sein. Die Qualität ist dabei ein zentrales Stichwort, denn sie ist wichtiger als die Quantität der sozialen Kontakte. Wie bereits erwähnt, kann sich ein Mensch also einsam fühlen, obwohl er von anderen Personen umgeben ist. Worauf es wirklich ankommt, ist die soziale Nähe zu diesen Personen. Zu diesem Ergebnis kamen auch die sogenannte "Grant Study" und Glueck Study", die in den vergangenen Jahren für viele Schlagzeilen gesorgt haben. Sie belegen den engen Zusammenhang von qualitativen Beziehungen mit dem Lebensglück und der Gesundheit.

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Tipps gegen die Einsamkeit

Schlussendlich kann nur jeder selbst seine Situation verbessern und neue Kontakte knüpfen oder bestehende Kontakte pflegen, um die Einsamkeit zu besiegen - für ein langes, gesundes und glückliches Leben. Folgende Tipps helfen dabei, und zwar in jedem Alter:

  • Bestehende Kontakte wiederbeleben und intensivieren, beispielsweise durch häufigere persönliche Treffen oder mehr digitale Kommunikation.
  • Alltagsmuster aufbrechen und andere Wege zur Arbeit nehmen oder neue Hobbys ausprobieren. Kontakte können sich überall ergeben.
  • Gleichgesinnte suchen, zum Beispiel bei Freizeitbeschäftigungen oder im Internet. Denn dieselben Interessen fördern einen Austausch und sind somit eine hervorragende Basis für eine neue Freundschaft.
  • Clubs, Vereinen oder gemeinnützigen Organisationen beitreten, um andere Menschen kennenzulernen und die eigenen vier Wände häufiger zu verlassen.
  • In eine Wohngemeinschaft ziehen, was auch in höherem Lebensalter möglich ist. Senioren-WGs sind heutzutage nicht mehr unüblich.
  • Social Media oder spezielle Plattformen nutzen, um neue Kontakte zu knüpfen und sich zu Aktivitäten wie gemeinsamen Wanderungen zu verabreden.
  • Teilnahme an organisierten Ausflügen oder Reisen, bei denen mehrere Einzelpersonen gemeinsam als Gruppe unterwegs sind.

Nach draußen gehen. Die eigenen vier Wände verlassen. Neues ausprobieren. Bestehende Kontakte pflegen. Offen auf andere Menschen zugehen. Kreativ werden. Mutig sein. So lautet also die Devise, um der Einsamkeit in jedem Lebensalter zu entfliehen. Dem Internet und den sozialen Medien sei Dank, ist das heutzutage einfacher als jemals zuvor. Vom Online-Dating über die WG-Suche bis hin zur Organisation gemeinsamer Aktivitäten und Treffen ist hier alles geboten, was die Einsamkeit besiegen kann. Die Kreativität kennt bei den Projekten heutzutage keine Grenzen mehr. Diese Möglichkeiten müssen nur genutzt werden. Leider stecken einige Personen zu tief im Teufelskreis aus Einsamkeit, Depression und Antriebslosigkeit, um ihre Situation aktiv zu verändern. Dann ist es umso wichtiger, dass das soziale Umfeld die Problematik erkennt und den Betroffenen hilft. Erneut gilt das vor allem für ältere Menschen, sprich hier sind ein Stück weit auch die Kinder, Enkelkinder oder (ehemaligen) Freunde in der Pflicht.

Was können ältere Personen sonst noch tun?

Schlussendlich ist aber jeder seines eigenen Glückes Schmied, wie man so schön sagt. Die vorab genannten, allgemeingültigen Tipps sollten daher alle befolgen, unabhängig vom Lebensalter und der aktuellen Situation. Denn auch präventiv vorzugehen lohnt sich, natürlich im Rahmen der individuellen Möglichkeiten. Wie eingangs erwähnt, stoßen aber vor allem Senioren dabei oft auf Hürden, die beispielsweise in einer eingeschränkten Mobilität liegen oder darin, dass ihnen nur wenige Kommunikationsmittel zur Verfügung stehen. Zwei Punkte sind deshalb im höheren Lebensalter besonders wichtig: Einerseits gilt es, auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben, auch wenn dies aufgrund der schnellen Weiterentwicklung eine Herausforderung darstellt. Wer sich aber den Hürden stellt und lernt, mit den digitalen Medien umzugehen, zumindest ausreichend für die Kommunikation mit Familie und Freunden, dem eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Sich dafür Hilfe zu holen, ist nicht nur erlaubt, sondern sogar explizit erwünscht. Denn schon dieser Schritt sorgt für soziale Kontakte und bekämpft somit die Einsamkeit. Zugleich profitiert das Gehirn davon, regelmäßig etwas Neues zu lernen.

Andererseits lohnt es sich auch im höheren Lebensalter noch, neue Kontakte zu knüpfen. Das Gefühl der Einsamkeit teilen schließlich viele Gleichaltrige und es lässt sich am besten gemeinsam besiegen. Jeder sollte daher prüfen, inwiefern er noch nach draußen gehen, etwas unternehmen und neue Freundschaften knüpfen kann. Manche sind vielleicht noch sportlich aktiv, andere spielen gerne Karten oder sie engagieren sich ehrenamtlich. All diese und viele weitere Beschäftigungen bekämpfen nicht nur Langeweile, sondern auch die Einsamkeit. Wieder mobiler zu werden oder neue soziale Kontakte innerhalb des eigenen "Mobilitätsrahmens" aufzubauen, ist daher eine ebenso wichtige wie effektive Strategie gegen die Einsamkeit. Die schlechteste Strategie besteht hingegen darin, alleine zuhause unter den Einsamkeitsgefühlen zu leiden, ohne aktiv gegenzusteuern oder sich Hilfe zu suchen - sei es digital oder persönlich.

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