Warum sich ein Chemnitzer Nachwuchstrainer immer wieder für "die Jungs" entscheiden würde

Interview Marc Andreas Elsner ist 57 Jahre alt, wohnt in Chemnitz und ist seit vielen Jahren mit Herz und Seele Fußballtrainer. Im BLICK.de-Interview mit Schülerpraktikant Maxim Auerbach spricht er über seine Beweggründe Jugendtrainer zu werden und was er an seinem Team, den C1-Junioren des VfB Fortuna Chemnitz, besonders mag und seine größten Erfolge.

BLICK.de: Hallo, Marc, dann würde ich sagen wir fangen direkt an mit der ersten Frage: Seit wann bist du Trainer?

Marc Elsner: Also das weiß ich gar nicht genau, um ehrlich zu sein. Aber soweit ich mich erinnern kann, müsste das 2009 gewesen sein, als ich hier zum Verein gekommen bin.

Davor hast du kein Team trainiert?

Nein, davor nicht. Ich bin zum Trainerposten gekommen wie viele. Mein Sohn hat hier gespielt und nachdem auf der Trainerposition ein bisschen der Notstand ausbrach, habe ich mich bereiterklärt, das Amt zu übernehmen und bin dann so langsam hier reingerutscht.

Warum wolltest du Trainer werden?

Also erstens bin ich relativ sportaffin, das heißt, ich habe früher Leistungssport betrieben. Vorwiegend Handball, aber auch Fußball und Fußball hat mich immer interessiert. Mein Sohn war damals 7 Jahre alt und völlig fußballvernarrt. Und da ich so die Möglichkeit hatte, viel Zeit mit ihm zu verbringen, hat sich das angeboten.

Gibt es Dinge, die du am Trainer sein nicht magst? Wenn ja, welche sind das?

Also es gibt verschiedene Dinge, die ich nicht mag. Besonders schwer ist die Entscheidung zu fällen, wer in die Mannschaft aufgenommen wird und wer nicht. Vor allem bei Spielern, die sich bewerben, aber die Leistung und die Qualität nicht haben. Besonders schwer ist es dann, wem man noch nicht genau einschätzen kann, ob es vom Potential her für das Team reicht. Dann tut man Jungen oder Mädchen keinen großen Gefallen, wenn man ihnen dann doch sagen muss, dass es nicht langt. Was ich im normalen Spielbetrieb nicht mag, ist zu entscheiden, wer zum Beispiel am Wochenende mitspielt und wer nicht in der Startelf steht. Dabei enttäuscht man die eigenen Erwartungen einiger Spieler.

Was magst du an deiner Mannschaft besonders?

An meiner Mannschaft mag ich momentan besonders, dass sie sich tatsächlich als Mannschaft gefunden hat und dass jeder für jeden kämpft. Wir haben es auch endlich geschafft haben einen gesunden Wettbewerb rein zubekommen, dass wir es geschafft haben, eine Startelf zu etablieren, die ihre Position verteidigt und qualitativ auch wirklich gute Spieler in der Reserve zu haben, die versuchen, permanent da reinzudrängen. Das Mannschaftsgefüge hat sich gefunden. Was mir sehr imponiert an der Mannschaft ist, dass sie nie aufgibt. Wir hatten eigentlich nahezu kein einziges Spiel, wo man das Gefühl hatte, das Team gibt sich auf oder lässt den Kopf hängen. Das imponiert mir sehr und macht mir sehr viel Freude. Denn gerade wir Trainer tragen zu dieser Mentalität auch viel bei.

Würdest du gern auch mal eine erste Männermannschaft trainieren, wenn du die Chance dazu bekommst?

Nein, ich möchte definitiv als Jugendtrainer weitermachen. Auf der einen Seite habe ich auch gar nicht die Qualifikation dazu und auf der anderen Seite mach ich jetzt den Job seit fast 15 Jahren. Außerdem werde ich mir aller Voraussicht nach auch eine Auszeit nehmen von wenigstens einem Jahr, wenn ich die Mannschaft hier abgebe..

Würdest du an ein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) wechseln, wenn du ein Angebot bekommen würdest. Oder würdest du bei Fortuna Chemnitz bleiben?

Ich würde immer hier bleiben. Auch aus dem ganz einfachem Grund, weil ich die Mischung aus Leistung, familiärem Umfeld und Amateurfußball überhaupt nicht missen möchte und mir im NLZ der ganze Fußball viel zu stur leistungsbezogen ist. Da geht meiner Meinung nach die persönliche Bindung zu den Menschen zu sehr verloren, deswegen würde ich immer in diesem Verein bleiben. Zudem bin ich ja auch seit über 10 Jahren Vorstandsmitglied und genieße es einfach, hier Mitglied zu sein.

Gab es in dieser Saison ein Spiel, dass dir besonders gefallen hat?

Meines Lieblingsspiel liegt noch gar nicht so lange her. Eigentlich habe ich zwei Lieblingsspiele: Das eine war auswärts in Bautzen, weil wir dort eine Negativserie gebrochen haben und das andere natürlich am vergangenen Wochenende das 5:2 beim Spitzenteam in Plauen. Das war einfach sensationell gut gespielt von meinen Jungs.

Nun kommen wir schon zur letzten Frage: Was würdest du als deinen größten Erfolg als Trainer bezeichnen?

Meine größten Erfolge als Trainer waren zwei Sachen. Einerseits ein Turnier, dass ich mit meiner vorherigen Mannschaft der damaligen D1-Jugend in Halle Ammendorf gespielt habe. Das war der letzte Wettkampf mit dieser Mannschaft. Und wir haben gegen extrem starke Gegner, unter anderem Viktoria Berlin die wir im Finale 1:0 geschlagen haben, völlig überraschend den ersten Platz geholt. Der zweite große Erfolg war mit meiner aktuellen Mannschaft in der letzten Saison das "Triple" auf Kreisebene, bestehend aus Meisterschaft, Kreispokal und Hallenmeisterschaft. Das war einfach sauber von den Jungs.

Vielen Dank Marc, dass du dir die Zeit genommen hast für ein kurzes Interview. Ich wünsche dir auf deinem Weg noch alles Gute.

Sehr gerne und Vielen Dank.

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