Dramatische Zustände in Deutschlands Tierheimen: Verzweifelte Halter töten ihre Vierbeiner

Tierschutz Tierheime schicken Brandbrief an Bundesregierung

Deutschland. 

Die Zustände in den deutschen Tierheimen sind dramatisch. Tierschützer haben seit langer Zeit gewarnt und appelliert, doch nun ist der Kipppunkt überschritten. "Zu viele Schnauzen für zu wenige Hände!" Mit einem dringlichen Brandbrief unter diesem Motto, welcher an den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (B'90/Grüne) und die Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung Ariane Kari gerichtet ist, fordern die Tierheime und das Bündnis Schattenhund endlich klare Maßnahmen. "Wir (...) haben aufgefangen, gemahnt und appelliert, doch jetzt brechen wir unter der Last der in Not geratenen Tiere zusammen." Mit diesem Satz beginnt der Brandbrief an die Bundesregierung und es wird schnell klar, wie ernst die Situation ist. 

Tierheime am Limit

Das Hauptproblem ist die Abgabe zu vieler Hunde, obwohl die Tierheime schon längst am Limit sind. So heißt es in dem Brandbrief: "Die Zahl der Hunde, welche jährlich im Tierheim abgegeben werden sollen, aber nicht aufgenommen werden können, bewegt sich bereits im vierstelligen Bereich - Tendenz steigend!" Insbesondere schwierige Hunde bleiben oft über lange Zeiträume in den Einrichtungen, ohne ein passendes Zuhause zu finden. Ein besonderes Problem stellen Beißhunde dar, deren Vermittlung aufgrund von mangelnder Erfahrung bei potenziellen Hundehaltern schwierig und bei denen die Nachfrage gering ist.

Ursachen sind vielfältig

Doch die Gründe für die Überschwemmung der Tierheime sind vielfältig. Der Brandbrief sagt, dass die Tierheime die Ursachen vor allem in "dem unkontrollierten Handel mit Hunden (vor allem über das Internet)", insbesondere dem illegalen Welpenhandel und dem "übermäßigen unkontrollierten Import von Hunden aus dem Ausland" sehen, aber auch in "der fehlenden Reglementierung für Zuchtverbände", vor allem was Qualzuchtrassen betrifft, "der mangelnden Sachkunde der Hundehalter", und natürlich den fehlenden finanziellen Mitteln sowie "dem Fachkräftemangel in Tierheimen und tierheimähnlichen Einrichtungen". 

 

Hundehalter lassen ihre Vierbeiner töten

Wenn die Tierheime aufgrund der starken Überlastung keine Hunde mehr aufnehmen können, sind die Konsequenzen fatal. Verzweifelte Hundebesitzer greifen zu drastischen Maßnahmen und lassen ihre Hunde sogar töten. Und das hier, in Deutschland, nicht irgendwo weit weg. 

Dringende Veränderungen werden gefordert


Elena Iva Cujic, die ehemalige Leiterin des Tierheims Lübeck, hat im Gespräch mit Petbook gesagt: "Wir wollen Lösungen. Wir wollen für etwas kämpfen und brauchen daher Konzepte. So wie es jetzt ist, ist es vor die Wand gefahren."  

Das Bündnis Schattenhund stellt daher konkrete Forderungen auf und appelliert damit an die Bundesregierung, endlich zu handeln.

  • Internetkontrollen gegen illegalen Welpenhandel einführen.
  • Strikte Regulierung des Hundehandels und Imports aus dem Ausland.
  • Qualzucht verbieten und unkontrollierte Vermehrung von Hunden untersagen.
  • Sichere Finanzierung für Tierheime und schnelle Nothilfe gewährleisten.
  • Hunde registrieren und kennzeichnen lassen.
  • Neuen Hundehaltern einen Befähigungsnachweis abverlangen.
  • Verbesserte Ausbildung für Tierpfleger und mehr Qualifizierungsmöglichkeiten.
  • Einheitliche Standards für Anerkennung des Hundetrainer-Berufs einführen.
  • Städte und Kommunen in ihrer Tierschutzarbeit stärken.

Dieser Brandbrief geht mit einer Petition einher, die hier unterzeichnet werden kann. 

Eine Hundeanschaffung muss gut überlegt sein

Vor einer Hundeanschaffung sollte in jedem Fall überlegt werden, ob man dem Tier und insbesondere der Rasse gerecht werden kann und ob man  in der Lage ist Futter, Arztrechnungen und vor allem Trainingsstunden zu finanzieren. Einige Hundeschulen bieten Beratungen vor der Hundeanschaffung an- diese Angebote sollten viel mehr genutzt werden. Ein Hund ist kein Spielzeug und sollte nur nach reiflichen Überlegungen angeschafft werden. 

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