Einer der wichtigsten Youtuber Deutschlands hört auf!

Anikas Kommentar "Leeroy will's wissen" hat Millionen Zuschauer und gibt Rücktritt bekannt

Anikas Kommentar

Mein Herz blutet, als ich den Titel von Leeroys neuem Youtube-Video lese: "DAS ENDE". Auf dem Thumbnail steht "ICH HÖRE AUF" geschrieben. Irgendwie hatte ich schon seit Längerem Angst, dass genau das passiert. 

Aber von vorn: Youtuber Leeroy Matata hat in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sein letztes Video hochgeladen. Im Rückblick erklärt er, wie alles angefangen hat: "Ein Schicksal bedeutet nicht, dass das Leben automatisch vorbei ist oder scheiße sein muss. Also habe ich zunächst meine eigene Geschichte erzählt." Der 26-Jährige hat selbst 65 Knochenbrüche hinter sich, sitzt im Rollstuhl, ist eine Person of Colour und hat damit selbst ein hartes Schicksal, trotzdem versucht er anderen Menschen Mut zu machen. Mit dem Schritt ins Internet wollte er anderen Leuten helfen. Genau deshalb startete vor fünf Jahren seinen Youtube-Account "Leeroy will's wissen", der heute 2,4 Millionen Follower und über 500 Videos verzeichnet. Mit der Zeit haben sich immer mehr Menschen bei ihm gemeldet, die ebenfalls ihre Geschichte erzählen wollten. Ich fand den Kanal immer so spannend, weil ich mit meinem Podcast "Gedanken um Mitternacht", der vor vier Jahren startete, etwas Ähnliches, wenn auch aus anderer Motivation heraus, machen wollte: Menschen mit spannenden Geschichten zu Wort kommen lassen. Deswegen habe ich, als ich irgendwann auf den Kanal stieß, sofort ein Abo da gelassen und seitdem so gut wie jedes Video von Leeroy geschaut. 

Besondere Gäste mit bewegenden Geschichten

Thematisch hat Leeroy so gut wie alles abgedeckt: Von Leuten, die im Knast waren, Terroranschläge, Säureangriffe oder einen Blitzeinschlag überlebt haben, über Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, reich oder arm sind bis hin zu kranken Personen, die mit Krebs, Magersucht oder anderen Krankheiten zu kämpfen hatten und haben. Sie alle haben sich Leeroy in den Videos geöffnet und ihre Geschichte geteilt. Dabei ging Leeroy an die Grenzen und lud auch Menschen ein, die kriminell waren, Traumata oder schlimme Vergangenheiten hatten. Dafür habe ich ihn bewundert, denn er hat sich etwas getraut und ist dabei stets höflich und respektvoll geblieben. In seinem letzten Video erzählt Leeroy, dass es ein Thema gab, was er unbedingt noch machen wollte, bevor er aufhört, nämlich jemanden zu interviewen, der die NS-Zeit im KZ überlebt hat. Dieses Video erschien vor zwei Wochen. (BLICK.de berichtete) Das war nicht das einzige Video, was mich zu Tränen gerührt hat. Auch dieses letzte Video, in dem er viele seiner spannendsten Geschichten Revue passieren lässt, berührt mich ungemein. 

"Mein Ziel ist es Menschen zu unterhalten"

Obwohl Leeroy in seinen Videos zeigte, wie groß sein Herz ist, zumindest sollte das jeder erkennen, der eine mindestens durchschnittliche Empathiefähigkeit besitzt, reichte das einigen Leuten scheinbar nicht. Immer häufiger hatte der 26-Jährige mit Kritik von außen zu kämpfen. Menschen warfen ihm vor, nicht kritisch genug mit den Gästen umzugehen und selbst Tätern eine Plattform zu geben. Das verstehe ich. Aber er erklärt auch, warum er sich oftmals nur in die Rolle des Moderators stellte und nicht immer seine eigene Meinung kundgab. In diesem letzten Video zeigt er sogar bisher unveröffentlichte Ausschnitte von Videos, bei denen genau diese Kritik kam, wo er sogar genau das gemacht hat, was Leute erwartet haben, nämlich  im Gespräch Stellung zu beziehen. Er hat diese Sequenzen aber oftmals rausgeschnitten, da er sich eben mehr als Moderator sah und räumt ein, dass das vielleicht nicht immer gut war.  Auch ich gebe zu, manchmal hätte er klarere Kante gegen einige Gäste zeigen können.

Leeroy räumt Fehler ein

Da es Leeroy wichtig ist auf Kritik einzugehen, räumt er in dem 73 minütigen-Video auch viele seiner eigenen Fehler ein. In einem Video hat er einen Wächter von Adolf Hitler, der das Staufenberg-Attentat miterlebt hat, interviewt: "Es gibt Menschen, die erwarten tatsächlich, dass ich einen 100 Jahre alten Mann, der mich zu sich nach Hause einlädt, in die Mangel nehme und ihn für seine Taten verantwortlich mache. [...] Bei aller Liebe das ist Bullshit, dann würde so ein Gespräch überhaupt nicht zustande kommen. Was hätte aber passieren müssen? Ich hätte im Nachhinein nochmal selbst aufs Video drauf schauen [...] und das Gesagte einordnen sollen."

Welche Verantwortung hat Leeroy als Creator?

Kommen wir zu den nächsten großen Kritikpunkten: Welche Verantwortung hat ein Creator, der mit einem kritischen Menschen - z.B. einer Person, die sich sexuell an ihrem Haustier vergeht - ein anonymes Interview macht? Diese Frage muss wohl jeder für sich selbst beantworten. "Wenn man darüber nicht berichtet, dann passiert es einfach weiter und weiter. Alle [Journalisten, die über das Video drüber geschaut haben] waren sich einig, dass wir dieses Video veröffentlichen müssen", erklärt der Youtuber. Einige Youtube-Kommentatoren wie zum Beispiel Montanablack, haben Leeroy sogar Mittäterschaft bei diesem Thema vorgeworfen. Auch hier klärt Leeroy auf, dass der Interviewgast bereits mehrfach angezeigt wurde, es aber keine Gesetze in Deutschland gibt, die diese Zoophilie strafbar machen. Leeroy verurteilt daraufhin, was ihm unterstellt wurde, ohne dass man ihn einmal darauf angesprochen hat. 

Ich habe richtig neugierig viele dieser kritischen Videos geschaut. Es ist mutig gewesen, er hat sich zwar angreifbar gemacht und irgendwo war er wahrscheinlich auch in der Zwickmühle bei einigen Themen, aber ich habe aus jedem Video etwas mitnehmen können. Ich habe Respekt, dass Leeroy sich so oft an diese grenzwertigen Themen getraut hat. Und vor allem schätze ich, dass er recht unvoreingenommen mit allen Gästen ins Gespräch gekommen ist und versucht hat Menschen nicht vorzuverurteilen und respektvoll behandelt hat. Das fällt uns Menschen nämlich sehr schwer heutzutage. 

Kanal trägt zur Bildung von jungen und alten Menschen bei

Am Ende des Abschieds bekundet Leeroy noch einmal offen, warum er wirklich aufhört, denn es wäre nicht die Kritik Schuld an seinem Ausstieg. Er meint, dass das Leben als öffentliche Person zu viel Druck auch im realen Leben mit sich bringe, dass er zum Beispiel heimlich auf der Straße gefilmt werde. "Ich bin an dem Punkt, dass ich das nicht mehr möchte für mein Leben." 

Leeroys Kanal ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten im deutschsprachigen Youtube und deshalb ist es umso trauriger, dass dieser nun keine neuen Videos mehr hervorbringt. Der Kanal trug zur Bildung von jungen und alten Menschen bei, räumte mit Vorurteilen auf und die Themen wurden meiner Meinung nach auch viel besser eingeordnet, als bei anderen ähnlichen Youtube-Formaten. Außerdem hat Leeroy Menschen geholfen und eine Freude gemacht, sowohl vor als auch hinter der Kamera. In seinen Abschlussworten betont Leeroy nochmal: "Tragt euer Herz auf der Zunge. Begegnet euren Mitmenschen offenherzig und liebt euch und euren Körper verdammt nochmal so wie ihr seid. Euer Leeroy"

Am Ende hat dieser Kanal viele tolle und wertvolle Videos hervorgebracht und das zählt. Danke an Leeroy und an sein Team!

 

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