Über 43 Prozent der Erzgebirger arbeiten zu Niedriglöhnen

Finanzen Angleichung der Einkommensverhältnisse ist Zukunftsmusik

Region. 

Region. Das Bundesministerium für Arbeit veröffentlicht regionale Einkommensmittelwerte. Demnach ist der Erzgebirgskreis Tabellenletzter in Deutschland, allerdings sieht die IHK kein Spielraum für Lohnerhöhungen. Eine Angleichung der Einkommensverhältnisse von Ost- und Westdeutschland ist auch nach über 30 Jahre der Wiedervereinigung Zukunftsmusik. Während im Erzgebirge der Durschnitt mit 2407 Euro brutto zum Ende des Jahres 2020 deutschlandweit am niedrigsten lag, erreichte der Wert in der Autostadt Wolfsburg mit 5067 Euro mehr als das Doppelte. Für Deutschland beträgt der Einkommensmittelwert der Einkommen 3427 Euro brutto. Der Niedriglohnanteil lag im Erzgebirgskreis bei 43,2 Prozent, in Wolfsburg bei nur 6,4 Prozent.

Sind 13 Euro Mindestlohn die Lösung?

"Es ist beschämend, dass Ostdeutschland flächendeckend von niedrigen Löhnen gekennzeichnet ist. Aber auch im Westen gibt es abgehängte Regionen", kritisiert Sabine Zimmermann, Sozialexpertin der Linken. Im Zuge dessen fordert sie, die Bundesregierung müsse "Rahmenbedingungen für mehr gute Arbeit" schaffen, die besonders in Niedriglohnregionen zu wenig vorhanden sei. Dazu zählten eine Erhöhung des Mindestlohns auf 13 Euro die Stunde und die Abschaffung von Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit. Zudem müssten Tarifverträge und Tarifbindung gestärkt werden, urteilt Zimmermann. Silvio Heider, Bundestagskandidat der SPD fürs Erzgebirge, beschreibt zwangsläufige Auswirkungen der Situation. "Vor zehn, zwanzig Jahren haben sich die älteren Beschäftigten mit kleinen Löhnen zufriedengegeben, um ihren Job vor Ort zu retten. Die Folge ist, dass heute viele Menschen Angst vor Altersarmut haben", sagt Heider. Auch er fordert ein Heraufsetzen des Mindestlohns.

IHK: Aktuell nur geringer Spielraum für mehr Lohn

Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) erkennt man die geringeren Einkommen als "Herausforderung für die Fachkräftesicherung in den ländlichen Räumen in Ostdeutschland". Regionale Industrie sei geprägt von kleinteiligen Strukturen, die oft als Zulieferer in komplexe Lieferketten mit hohem Preisdruck eingebunden seien, so Jana Dost, Geschäftsführerin der IHK-Regionalkammer Erzgebirge. Aus Sicht der IHK-Frau ergibt sich so geringer Spielraum für Lohnerhöhungen, zumal Konkurrenz unweit der Grenze bereitstehe. In Innovationen sieht Dost die einzige Möglichkeit, sich dem Preiswettbewerb zu entziehen. Aktuell würden durch Digitalisierung, Klimaschutz und einen Wandel bei Antrieben die "Karten neu gemischt", sagt Dost.

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