Für viele kleinere Bands waren Online- und Streamingkonzerte bisher keine Option. Die nötige Licht-, Kamera-, Sound- und Übertragungstechnik hat nicht jede Band im Proberaum stehen. Und vor dem Hintergrund, dass zumindest beim ersten Lockdown zu Beginn des Jahres ein Ende des Auftrittsverbots über die Sommermonate hinweg in Sicht war, lohnte sich auch keine Investition in entsprechendes Equipment.
Diese Situation stellt sich mittlerweile etwas anders dar. Auch wenn noch immer nicht jede Band über das nötige Equipment verfügt, beginnen sich doch mittlerweile Formate und Anbieter zu etablieren, die ein Streamingkonzert ermöglichen. Das hilft zum einen den Bands, die nicht ganz die Verbindung zu ihrem Publikum verlieren wollen, zum anderen den Anbietern und Veranstaltern, die damit unter Umständen einen geringen Teil ihrer Einbußen auffangen können, und nicht zuletzt auch dem Publikum, das auf Konzerte verzichten muss.
Am 21. November 2020 ab 20 Uhr gibt die Chemnitzer Alternative Metal Band EMESIS nun ein solches Streamingkonzert. "Wir wissen, dass unsere Stärken vor allem Liveshows sind", so Gitarrist Tobi. "Da aber absehbar ist, dass sich der Lockdown eine Weile hinziehen wird, öffnen wir uns auch anderen Formaten. Der Termin Mitte November ist für uns so gesehen auch ein günstiger, denn aktuell gibt es ja wirklich keine Alternativen, was man in Richtung Livemusik unternehmen kann."
Das Konzert wird dabei im Bandhaus Leipzig aufgenommen, von wo aus es live und kostenlos auf YouTube übertragen wird. "Wir kennen das Team vom Bandhaus schon lange und haben hier in den letzten Jahren viele Shows gespielt", erklärt Tobi weiter. "Das Bandhaus veranstaltet die Streamingkonzerte schon seit März und verfügt damit über die nötige Technik und Erfahrung, dass das eine richtig coole Show werden kann." Verbunden ist das Konzert mit einem Spendenaufruf für das Leipziger WERK 2, das unter anderem über eine Crowdfunding-Kampagne versucht, sich in dieser schwierigen Zeit über Wasser zu halten. Damit reiht es sich in eine lange Liste von Locations, Veranstaltern und Künstlern ein, die der Lockdown existenziell bedroht.
"Uns trifft diese Situation zum Glück nicht allzu hart, da wir hauptberuflich in anderen Branchen unterwegs sind. Einige Musiker in unserem unmittelbaren Umfeld haben es da deutlich schwerer", beschreibt Tobi die aktuelle Lage. "Dennoch sehe ich auch etwas Positives in der ganzen Situation. Zumindest für jene, die nicht in ihrer Existenz bedroht sind, ist der Lockdown auch eine Chance, neue Wege zu finden und zu gehen und dahingehend auch kreativ zu sein." Denn eines steht auch für EMESIS fest: So wie bis vor einem Jahr wird es so schnell nicht wieder sein. Und so wie die Band für den Auftritt auf jegliches Entgelt verzichtet, so formuliert sie auch eine Bitte an ihr Publikum: Es gibt aktuell viele Initiativen und Hilfeschreie von Kulturschaffenden, auch hier in Chemnitz. Wenn man die Möglichkeit hat, zu helfen, so sollte man es auch tun. Denn ansonsten gibt es schon bald nicht einmal mehr Live-Streamingkonzerte, sondern nur noch deren Aufzeichnungen aus dem Archiv.