Corona aktuell: Verkürzte Quarantänezeiten im Gespräch

Corona Expertenrat berät vor der Bund-Länder-Schalte über das weitere Vorgehen in der Pandemie

Seit Mitte Dezember wird die Bundesregierung von einem Expertenrat über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Coronavirus beraten. Zu dem 19-köpfigen Team gehören unter anderem die Virologen Christian Droste und Hendrik Streeck, der Impfstoffforscher Leif Erik Sander von der Berliner Charité und Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts.

Aktuell debattiert das Gremium darüber, ob Kontaktpersonen oder Infizierte die Quarantänezeit auf fünf bis sieben Tage verkürzen können - allerdings sollen sich nur Beschäftigte der kritischen Infrastruktur nach dieser Zeit freitesten können. Hintergrund: Experten befürchten, dass es aufgrund der neuen und hochansteckenden Omikron-Variante zu personellen Engpässen bei Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten oder Versorgern kommen könnte. Doch die Pläne zur Verkürzung der Quarantäne-Zeit finden auch Kritiker.

 

"Quarantäne auf das zwingende Maß begrenzen"

Am Freitag wird eine weitere Bund-Länder-Runde über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie diskutieren. Dann bekommt auch die Meinung des Expertenrates Gewicht. Auch Michael Weber, Präsident des Verbands der Leitenden Krankenhausärzte (VLK), findet eine Verkürzung nur für Menschen sinnvoll, die in wichtigen Versorgungsbereichen arbeiten. "Die Leute werden bald zwingend gebraucht", sagte Weber der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Für diese Gruppen gelte es, die Quarantäne "auf das zwingende Maß zu begrenzen".

 

"Verkürzen mit Tests begleiten"

Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, findet es ebenfalls sinnvoll, dass sich jemand nach fünf oder sieben Tagen freitestet - gerade, wenn es um die kritische Infrastruktur gehe, sagte der Immunologe der Deutschen Presse-Agentur. "Besonders Menschen mit vollem Impfschutz, die sich infizierten, können durch die Immunreaktion das Virus auch schneller und früher bekämpfen." Dies könne man aber "nur seriös machen, wenn das mit einem negativen Test begleitet ist", so Watzl. "Einfach so zu verkürzen, weil man sagt, sonst fallen zu viele Leute aus, dann lassen wir lieber Leute nach sieben Tagen raus, mit oder ohne Test - das würde ich für fahrlässig erachten." Auch der Berliner Virologe Christian Drosten, ebenfalls Mitglied im Expertenrat, könne sich vorstellen, in Richtung Quarantäneverkürzung zu gehen - auch wenn dabei "einige wenige Fälle übersehen werden könnten". Voraussetzung: Die Omikron-Variante hat im Großen und Ganzen wirklich eine verringerte Krankheitsschwere.

In England bereits umgesetzt

In England gilt seit Ende Dezember eine verkürzte Isolation für positiv auf das Coronavirus Getestete von zehn auf sieben Tage. Wer am sechsten und am siebten Tag nach einem positiven PCR-Test jeweils ein negatives Resultat bei einem Antigen-Selbsttest erhält, darf die Isolation beenden. Freigetestete werden aber weiterhin dazu aufgerufen, ihre Kontakte möglichst zu beschränken. Für geimpfte Kontaktpersonen gilt dort keine Pflicht zur Quarantäne, wer aber mit einem positiv Getesteten in einem Haushalt lebt, wird aufgefordert, sich für mindestens sieben Tage täglich mit einem Antigen-Selbsttest zu testen. Ungeimpfte Kontaktpersonen müssen zehn Tage in Quarantäne, sie können sich nicht freitesten.

 

Weltärztebund-Chef mahnt zur Vorsicht

Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, mahnt in der Debatte um verkürzte Quarantänefristen allerdings zur Vorsicht. "Hier darf nicht nach dem Opportunitätsprinzip dergestalt verfahren werden, dass man Menschen, auch wenn sie noch ansteckend sind, arbeiten lässt, weil wir sonst nicht genug Leute haben", sagte Montgomery der "Passauer Neuen Presse". "Wenn wissenschaftlich nachgewiesen werde, dass bestimmte Menschen nach vier oder fünf Tagen nicht mehr so ansteckend seien, dann hielte ich eine kürzere Quarantäne-Zeit für richtig - sonst nicht."

 

Tipp: Ulrich Montgomery ist heute Abend Gast bei der Videokonferenz des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer zur aktuellen Corona-Situation im Freistaat. BLICK wird darüber berichten.

 

 

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