Spektakulärer Juwelenklau 2019 in Dresden: Was wissen wir jetzt darüber?

5 Jahre Blick.de Jubiläum BLICK rollt die Geschehnisse nochmal auf

Happy birthday, BLICK.de! Unser Webauftritt feiert in diesem Jahr seinen fünften Geburtstag. Um dieses kleine Jubiläum zu feiern, haben wir die News der letzten fünf Jahre Revue passieren lassen und die wichtigsten Ereignisse in dieser Rubrik für euch zusammengetragen. 

Es hört sich an wie ein Meisterwerk der Olsenbande (oder, für die Jüngeren unter uns: wie ein perfekt inszenierter Streich aus der Hand des "Professors" und seinen Verbrechern in den roten Overalls), aber es ist tatsächlich so passiert: der Juwelendiebstahl im November 2019 in Dresden. Innerhalb kürzester Zeit raubten mehrere Täter Exponate in Form von Kunstobjekten und Schmuckstücke aus dem Residenzschloss Grünes Gewölbe - und stellten die Ermittler vor Rätsel. 

Das ist passiert

Noch mal genau in Fakten und Zahlen: Am 25. November 2019 wurden Kunstobjekte und 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten aus dem Grünen Gewölbe des Residenzschlosses in Dresden in Sachsen entwendet. Ganz schön viele Zahlen, und die wichtigste kommt noch:

Die gestohlenen Ausstellungsstücke kommen zusammen auf einen Versicherungswert von mindestens (!) 113,8 Millionen Euro. Und das ist nur die Versicherungssumme, denn die genaue Schadenshöhe ist schwer anzugeben - wirkliche Vergleichsobjekte in anderen Kunstsammlungen dieser Art gibt es im Kunsthandel ja nicht. Der ideelle Schaden aufgrund der Einzigartigkeit ist natürlich immens. 

Doch was war denn nun genau passiert? Mit Stand der heutigen Ermittlungen erklärt man sich den Tathergang wie folgt: Kurz vor 5 Uhr wurde am 25. November ein Stromkasten in den Katakomben des Dresdner Pegelhauses unter der Augustusbrücke durch einen brennenden Kochtopf in Brand gesetzt. Die Folge: Rund um den Theaterplatz fielen die Laternen aus. Das sollte den Tätern für den Einbruch in die Schatzkammer noch zu Gute kommen. 

Doch das waren nicht die einzigen Vorbereitungen, die die Diebe am Residenzschloss  treffen sollten. Laut Ermittlern müssen sie schon mehrere Tage vor dem Raub ein Fenstergitter am Grünen Gewölbe manipuliert haben: Acht Streben wurden entfernt - und das, obwohl es ein schmiedeisernes Gitter war und man denken würde, das sowas auffällt. Aber das tat es nicht. Denn das herausgeschnittene Teil wurde dann wieder mit einem Ersatzmaterial eingesetzt, das nicht nur verhinderte, dass die Manipulation nicht auffällt, sondern auch den Einbruch am 25. November schneller ablaufen ließ.

Nun ist also der 25. November gekommen, die Laternen fallen aus, sodass man auf Überwachungskameras in den Straßen nichts sehen kann, und der Einstieg in das Gebäude durch das manipulierte Fenster geht schneller, als Benny sagen kann: "Mächtig gewaltig, Egon!". Innerhalb weniger Minuten gehen die Täter zielstrebig, mit Taschenlampen ausgestattet, in das Juwelenzimmer des Grünen Gewölbes. Sie hacken die Vitrine mit einer Axt auf, entfernen ihr Diebesgut, unter anderem übrigens ein Brilliantkollier der Königin Amalie August, und versprühen Feuerlöschpulver, um die Spuren zu beseitigen. Woher man das so genau weiß? Na, von den Überwachungskameras. Die im Grünen Gewölbe, die, nicht wie am Theaterplatz, auch wirklich etwas aufzeichnen konnten. Das haben die Sicherheitsleute zur Tatzeit auch genau beobachten können. Ganz genau sogar - live! Das Problem: Aus Sicherheitsgründen durften diese nicht eingreifen, sondern mussten auf die Polizei warten. 

Tja, und dann waren sie aber auch schon weg, unsere unbekannten Täter. Und man konnte am Morgen des Einbruchs nur noch den ausgebrannten Fluchtwagen finden, ein schicker Audi S6, der in der Dresdner Tiefgarage so vor sich hin zündelte. In diesem fand man dann übrigens nicht nur Schusswaffen, sondern auch das herausgeschnittene Fenstergitter. Diamanten haben sie leider nicht aus Versehen zurückgelassen. 

Die Tatverdächtigen

Egon, Benny, Kjeld? Oder doch Professor, Tokyo, Rio, Denver und Co? So einfach wurde es den Ermittlern leider nicht gemacht. Die Polizeidirektion rief eine Sonderkommission namens "Epaulette" ins Leben. Hinweise, die zur Aufklärung der Tat, Ergreifung der Täter oder Auffinden des Diebesgutes führen, sollten mit einer halben Million Euro belohnt werden. Denn die Ermittler tappten lange im Dunkeln - und das nicht nur wegen der abgeschalteten Laternen am Theaterplatz.

Man war sich schnell sicher: Dem Raub ging eine längerfristige Planungsphase voraus. Die Täter mussten das Tatobjekt lange ausgespäht haben, von verschiedenen Perspektiven, in einem langen Zeitraum. Man veröffentlichte einen Appell besonderes an Touristen, die Bilder oder Videos von dem Gebäude innen oder außen zwischen dem 1. Oktober und 25. November gemacht haben. Vielleicht würden sich auf diesen Aufnahmen Verdächtige finden. 

Zunächst leiteten die Ermittler allerdings Maßnahmen gegen vier Wachschutzbedienstete ein, einer von ihnen wurde vorläufig festgenommen. Der Vorwurf: Er soll die Täter unterstützt haben mit Unterlagen der Räumlichkeiten und Sicherheitssystemen. Schnell wurde der Verdächtige aber wieder freigelassen. 

Die nächste Spur war dann ein Phantombild, das im März 2020 veröffentlicht wurde. Der 25-Jährige, der darauf abgebildet ist, soll den Fluchtwagen in Magdeburg abgeholt haben - damals natürlich noch anders foliert und mit anderem Kennzeichen. 

Im September 2020 durchsuchten sächsische und Berliner Behörden Internetcafes und Privatwohnungen in Neukölln/Berlin. Der Mann, der dort wohnte, soll auf fiktive Namen registrierte SIM-Karten verkauft haben - verwendet von unseren Dieben aus Dresden. 

Nur zwei Monate später folgte eine große Razzia der Sonderkommission in Berlin: Mehr als 18 Objekte wurden durchsucht und drei Tatverdächtigte des sogenannten "Remmo-Clans" in Bezug auf das Grüne Gewölbe festgenommen. Zur Einordnung: Der Remmo-Clan ist eine in Deutschland ansässige Großfamilie mit arabischem Migrationshintergrund. Sie werden teilweise der Clan-Kriminalität zugerechnet. Allein im Jahr 2017 rechnete man dem Clan über 1.000 Straftaten zu, vordergründig Einbrüche und Diebstähle, mit einer Schadenssumme von über 28 Millionen Euro. Sollten das die Juwelendiebe aus Dresden gewesen sein? 

Nun, davon gehen die Ermittler aus. Knapp ein Jahr später, im Jahr 2021, erhebt die Staatsanwaltschaft Dresden Anklage gegen sechs Tatverdächtigte des Remmo-Clans mit Vorwurf des schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung. Die Spuren von vier Mitgliedern der Familie konnten am Tatort gesichert werden. 

Wo sind die Juwelen jetzt? 

Ahmed Remmo, ein Mitglied des Clans, wurde bereits im Jahr 2020 wegen Einbruchdiebstahls im Bode-Museum verurteilt. Dabei wurde das entwendete Goldstück zerstückelt und einzeln verkauft. Die Ermittler vermuten, dass im Falle des Juwelenklaus in Dresden ganz ähnliches passiert sein könnte - die Diamanten wurden vermutlich weiter verkauft. Willi Korte, ein Kunstmarktdetektiv, geht davon aus, dass das "kein Kunst-, sondern ein Juwelendiebstahl" war und dass die "Schätze unwiederbringlich verloren" seien. 

Für die Ermittler scheint der kostbare Juwelenraub aus der Schatzkammer des Grünen Gewölbes im Jahr 2019 in Dresden (Sachsen) damit aufgeklärt zu sein. Und doch versprühte nicht nur damals, sondern noch bis heute, der Klau der Exponate in dieser Größe eine gewisse Faszination und landete deshalb in unseren spektakulärsten News der letzten fünf Jahre. 

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