KfW-Chef erwartet keinen Einbruch der Immobilienpreise

Regionale Unterschiede Nach mehr als einem Jahrzehnt Immobilienboom sind die Preise für Wohnungen und Häuser zuletzt spürbar gefallen. Ist das nun der Beginn eines Einbruchs? Der Vorstandschef der Förderbank KfW sieht einen Grund, der dagegen spricht.

Der Vorstandschef der staatlichen Förderbank KfW, Stefan Wintels, rechnet nicht mit einem Kollaps der Wohnimmobilienpreise in Deutschland. "Ich glaube, dass die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland im Durchschnitt nicht signifikant einbrechen werden, weil dafür die Nachfrage einfach hoch genug ist", sagte Wintels der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Regional sehen wir allerdings starke Unterschiede." In Metropolen reagierten die Preise für Wohnimmobilien deutlich weniger als in weniger begehrten 1b- oder 1c-Lagen. "Angesichts auch der weiterhin strukturell hohen Nachfrage sind wir weit von einer drohenden Krise bei Wohnimmobilien entfernt."

Nach mehr als einem Jahrzehnt Immobilienboom in Deutschland sind die Preise für Wohnungen und Häuser zuletzt so stark gefallen wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Im ersten Quartal gab es laut Statistischem Bundesamt einen Rückgang um durchschnittlich 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Schon im vierten Quartal 2022 hatten sich Wohnimmobilien laut der Behörde um 3,6 Prozent binnen Jahresfrist verbilligt. Jedoch fallen die Preise von einem hohen Niveau aus.

Alarmiert zeigte sich Wintels wegen der eingebrochenen Nachfrage nach Immobilienkrediten und des stockenden Neubaus. "Was uns eher Sorgen bereiten sollte, ist, dass die Nachfrage nach Immobilienkrediten und auch der Neubau durch die Zinsentwicklung, aber auch durch die Inflation, nicht die Dynamik haben, die wir uns wünschen würden."

Das Neugeschäft von Banken mit Immobilienkrediten an Privatleute liegt seit Monaten am Boden, im April brach es laut Bundesbank um rund die Hälfte ein. Auch im Neubau machen sich der Zinsanstieg und teure Materialien bemerkbar, viele Projekte werden abgesagt. Das Ifo-Institut erwartet, dass dieses Jahr noch 275 000 Wohnungen fertig werden nach 295 300 im vergangenen Jahr. Auch in den Folgejahren werde der Wohnungsbau schrumpfen. Das Ziel der Bundesregierung von 400 000 neuen Wohnungen jährlich würde damit weiter klar verfehlt.

"Steigende Zinsen bedeuten für alle Kreditnehmer natürlich höhere Kosten. Durch den rasanten, fast historischen Zinsanstieg haben sich die Zinskosten verdreifacht", sagte Wintels mit Blick auf den starken Anstieg der Bauzinsen seit Anfang 2022. In absoluter Höhe seien diese im historischen Vergleich immer noch tragbar. "Aber die Geschwindigkeit und dieser schnelle Anstieg ist das, was einigen zu schaffen macht, weil in der Dimension kaum einer darauf vorbereitet war." Die höheren Zinsen träfen auch kleine und mittlere Firmen.

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