Plauen gegen Dynamo: Heimbereich ist restlos ausverkauft!

Fußball VFC erwartet am Sonntag gegen Dresden 5.000 Zuschauer im Vogtlandstadion

Plauen. 

Plauen. Karsten Oswald hat als Spieler seinem Trainer Peter Pacult mal so richtig die Meinung gesagt. Die österreichische Fußballlegende war stinksauer. "Das war für mich damals als Spieler in Dresden das Ende. Aber an Dynamo hänge ich bis heute." Der Cheftrainer des VFC Plauen bereitet sich, seine Mannschaft, aber auch die eigene Familie auf das größte Fußballspiel seiner bisherigen Trainerlaufbahn vor. Am Sonntag geht's um 14 Uhr im ausverkauften Vogtlandstadion um den Einzug ins Sachsenpokalhalbfinale. Es gibt nur noch 400 Karten für den Gästeblock. Alle anderen Tickets sind bereits verkauft worden.

Wer keine Karte bekommen hat: Spiel wird live im Fernsehen übertragen

Die Ausgangslage: Der Tabellenzweite der Fußballoberliga fordert einen der Topfavoriten der 3. Liga heraus. Genau 4.999 Zuschauer sind vor Ort zugelassen. Das Spiel wird live im MDR-Fernsehen sowie im Livestream übertragen. Für den Ex-Dynamo Karsten Oswald "ist es aus persönlicher Sicht ein Spiel, welches nicht so wichtig ist wie die beiden danach folgenden Punktspiele gegen den 1. FC Magdeburg II und Germania Halberstadt. Wir können wieder Erster werden, dann vielleicht sogar aufsteigen", lenkt der VFC-Coach vom Hauptthema ab. Die Resonanz vor diesem Pokalspiel zwischen Plauen und der SG Dynamo übersteigt alles, was in den letzten 20 Jahren in der Vogtlandmetropole stattgefunden hat. Der VFC hatte im November 2022 Dynamo im Achtelfinale zu Gast und unterlag damals 3:7. Im Vogtlandstadion waren 3.700 Zuschauer dabei. Diesmal ist die Resonanz noch deutlich größer.

Vor 20 Jahren schaffte der VFC Plauen die Sensation

VFC-Urgestein Thomas Sesselmann erinnert sich an 2004: "Dresden ist in dem Jahr in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Aber wir haben gegen Dynamo mit 1:0 gewonnen und sind Sachsenpokalsieger geworden", zeigt der Plauener Mannschaftsleiter auf das Jubelbild in nagelneuen Traditionszimmer des Vereins. Nur wenige Wochen nach dieser Sensation begann für Karsten Oswald "die im Nachhinein gesehen schönste Zeit meiner sportlichen Laufbahn als Dynamo-Spieler." Und er gesteht: "Ich hätte vielleicht gegenüber Pater Pacult meinen Mund halten sollen, aber dann wäre ich nicht bei mir geblieben", erzählt der Mittelfeldantreiber, der über die Stationen Chemnitzer FC (1999 - 2001, 2. Liga), Rot-Weiß Erfurt (2001-2002, 3. Liga) und Bayern München II (2002 - 2004, 4. Liga) zu Dynamo stieß. "Der Ossi gehörte überall, wo er gespielt hat, zu den Leistungsträgern. Das merkt man auch an seiner Art als Trainer", erzählt Thomas Sesselmann.

VFC-Cheftrainer Karsten Oswald: "Meine Töchter sind Dynamo-Fans"

Beim Blick in den Rückspiegel schmunzelt Karsten Oswald: "Viele Dynamo-Fans mochten mich. Würde ich mein Herz nicht auf der Zunge tragen, wäre ich bestimmt länger ein Dynamo geblieben. Aber der Dynamo-Kreisel hat sich ja zumindest in meiner Familie weitergedreht", verrät der 48-jährige Familienvati. Beide Oswald-Töchter (17 und 21 Jahre) "sind glühende Schwarz-Gelbe und meine Mädels stehen immer im K-Block!" Am kommenden Sonntag aber wird eine Ausnahme gemacht. "Unsere Mannschaft nach vorne schreien gegen den eigenen Papa, das geht nicht", hieß es im Familienrat. Und so kaufte der Plauener Cheftrainer eine stattliche Anzahl an Tickets für die Haupttribüne. "Aus meinem persönlichen Umfeld sind alleine schon 40 Leute im Vogtlandstadion live dabei. Dabei ist doch die Sache ganz klar", versucht sich Karsten Oswald als Underdog.

Dynamo will zurück in die 2. Bundesliga

"Dynamo spielt nächste Saison bestimmt in der 2. Bundesliga. Wir müssten schon einen absoluten Sahnetag haben, um so einen Koloss zu Fall zu bringen", bittet der gebürtige Köthener (Sachsen-Anhalt) um Sachlichkeit. Im vergangenen Jahr hatten sich die VFC-Aufsichtsräte Wolfgang Stark und Gunter Reiher genau aus diesem Grund für Karsten Oswald entschieden. "Der Ossi ist Realist, arbeitet sich Stück für Stück nach oben und geht jeden Tag als Vorbild voran", plaudert Mannschaftsleiter Thomas Sesselmann aus dem Nähkästchen. Was kaum einer weiß: Karsten Oswald steht jeden Tag im heimischen Frohburg mit dem ersten Hahnenschrei auf. Dann fährt der kaufmännische Angestellte von der sächsischen Kleinstadt zur Bluechip Computer AG nach Meuselwitz, wo er seit 15 Jahren im Marketing arbeitet. "Ich muss ganz zeitig anfangen, damit ich rechtzeitig zum Training in Plauen bin. Ich bin schon ein wenig fußballverrückt", räumt der VFC-Coach ein.

Sonntag gibt es nur noch 400 Karten für den Gästeblock

Ob es ein Karsten Oswald vielleicht einmal auch als Trainer zu Dynamo schaffen könnte? "Das ist eine Illusion. Ich habe keine Lizenz für die höchsten Ligen und ganz ehrlich: Der VFC ist ein geiler Verein, den lieb' ich vom ersten Tag an." Was er heute über Dynamo und das Spiel am Sonntag denkt? "Dynamo ist der Klub der Extreme. Dynamo wird gelebt. Ich freu mich auf Heiko Scholz, den ich noch persönlich kenne. Solche Vereine wie in Dresden und Plauen sind es doch, weshalb wir alle die ganze Woche für unseren Sport da sind. Oder nicht?" Seinem VFC Plauen geht nach der Insolvenz im Jahr 2014 so gut wie seit Ewigkeiten nicht. Präsident Thomas Fritzlar bestätigt: "Wir bezahlen seit vier Jahren alle Verbindlichkeiten pünktlich, sind bereit für die Regionalliga und gehen nicht kaputt, wenn wir nicht aufsteigen." Wie der Sportliche Leiter Thomas Popp bestätigt, "gibt es für den Heimbereich keine einzige Karte mehr. Deshalb öffnen wir am Sonntag, 12 Uhr auch nur eine Tageskasse vor dem Gästeblock. Dort werden die letzten 400 Tickets für die Dynamo-Kurve verkauft." Anstoß ist um 14 Uhr.



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