Neugeburt nach AfD-Eklat: "Black Mountain Festival" wird zum "Reborn Festival"

Festival Neuer Geschäftsführer im Gespräch mit BLICK.de

Schwarzenberg. 

In den letzten beiden Wochen erlebte das erst junge Black Mountain Festival (BMF) in Schwarzenberg eine Abwärtsspirale, wie es kaum einen vergleichbaren Fall in Deutschland gab. Die Follower konnten auf Social Media förmlich miterleben, wie das Event gen Abgrund rutschte. Aufgeben? Das kommt für das Team nicht in Frage. Sie wollen das Festival retten. Doch was war eigentlich geschehen?

Was war geschehen?

Der bisherige Geschäftsführer hatte, angemeldet als Black Mountain Festival, auf der Plattform "Facebook" Beiträge der umstrittenen Partei "Alternative für Deutschland" geliked. Daraufhin beendeten nicht nur einige Bands und Geschäftspartner, sondern auch der Hauptpräsentator "Sonic Seducer" (ein einflussreiches Musikmagazin der Gothic-Szene) mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit dem Gothic-Festival. Der Kritikhagel in den sozialen Medien und in Schwarzenberg war enorm. Der bisherige Geschäftsführer selbst veröffentlichte über die sozialen Kanäle des Festivals daraufhin ein Statement (siehe unten), in dem er seinen Fehler einräumte und sich erklärte. Außerdem kündigte er an, die Arbeit als Geschäftsführer nun niederzulegen. Die Situation stellte die Organisatoren des Festivals nun vor die wohl größten Herausforderungen, die einem so jungen Festival in der Anfangszeit nur passieren könnten. Nach langen Gesprächen im Team waren sie sich doch schnell sicher: Das Festival einfach sterben lassen wollen sie nicht. Der einzige Ausweg scheinen Transparenz in der Kommunikation und ein neues Konzept.

Und so wurde das Festival zum "Reborn Festival" umbenannt. Am Veranstaltungszeitraum 19. bis 20. Juli 2024 in Schwarzenberg möchte man festhalten. Doch es stehen viele Fragen im Raum: Neuer Name, neues Logo, neues Festival?

Neuer Geschäftsführer redet Klartext mit BLICK.de

BLICK.de hat mit dem neuen Geschäftsführer Daniel Gierke gesprochen. Herr Gierke stammt ursprünglich aus Halle und lebt seit 17 Jahren in der Schweiz. Er ist Unternehmer und selbst Musiker. Als das BMF zu kippen drohte, kontaktierte ihn eine Mitarbeiterin des BMF. Er sollte als Unternehmens- und Kommunikationsberater sowie Marketingexperte und Musiker beratend zur Seite stehen. Zu diesem Zeitpunkt war keine Rede davon, dass er das Festival übernehmen würde, aber wie es der Zufall so wollte, bewegte sich alles in diese Richtung. "In wenigen Tagen waren die Grundzüge eines neuen Konzepts samt Kommunikations- und Marketingstrategie, digitalem Auftritt, Namen und Organisation erarbeitet. Unzählige Bekannte und Geschäftspartner, Bands wurden angerufen und die Crew neu aufgestellt. Es bedurfte vieler Gespräche, um Scherben aufzusammeln, Enttäuschungen zu überwinden und eine neue Unternehmenskultur zu etablieren", erklärte Herr Gierke. Und so wurde das "Reborn Festival", wie der Name schon sagt, neugeboren.

Die Stimmung kippte… diesmal ins Positive

Und Herr Gierke erklärt weiter: "Alle beteiligten Partner, Behörden, Bands und Subunternehmen wollten Auskunft und Rechtfertigungen. Sie hatten verständliche Sorgen. Nach zwei Tagen gelang es uns, mit einem fast schon stoischen Statement auf Facebook etwas Besonnenheit auszustrahlen. Und da passierte es. Die Stimmung kippte. Die Welle der Unterstützung wuchs, womit absolut nicht zu rechnen war."

Zusammenhalt statt Konkurrenzkampf

Im BLICK.de-Interview zeigt sich Gierke erleichtert: "Es gibt eine unglaubliche Solidarität der Musikfans, Besucher und der gesamten Szene. Die Empörung über das Verhalten des ehemaligen Geschäftsführers wurde von einer noch größeren Welle der Unterstützung überflügelt. Wir erhielten unzählige Direktnachrichten und Kommentare voller Ideen und Vorschläge für das Festival, neue Bands und immer, und immer wieder die eindringliche Bitte, nicht aufzugeben. Bis heute ist es uns einfach nicht möglich, allen zu antworten. Selbst Veranstalter anderer bekannter Events haben ihre Rivalität beiseitegeschoben und sich eingebracht, um gemeinsam Überzeugungsarbeit bei Musikern, Medienpartnern und Booking-Agenturen zu leisten. Es schien, als würde jeder mit jedem sprechen. Innerhalb weniger Tage kannte wohl die gesamte Szene unsere Bemühungen und wollte dazu beitragen, diesem kleinen Festival einen Neuanfang zu ermöglichen. Genau dafür steht diese Musik-Szene: Zusammenhalt."

Die Frage, die viele Skeptiker haben: Sind noch andere Menschen mit ähnlicher Einstellung, wie der ehemalige Geschäftsführer, im Team? Gierke verneint dies strikt. Auch das Team positioniert sich eindeutig gegen extremistisches Gedankengut. "Unabhängig von Herrn Wicherts politischer Einstellung, die weder von der neuen Crew noch von mir geteilt wird, hat er bisher sämtliche Gewinne aus seinen Festivals und Events zu 100 Prozent an verschiedene Kinderfürsorgen und Tierheime gespendet", versichert der neue Geschäftsführer. Denn mit dem ehemaligen Black Mountain Festival sollten Vereine und Organisationen in der Region unterstützt werden.

Das kann das Publikum in diesem Jahr erwarten

Nun sind die Planungen im vollen Gange. Einige Änderungen sind für die Durchführung 2024 jedoch unumgänglich. Vom Zwei-Bühnenkonzept sieht man deshalb in diesem Jahr erst einmal ab. "Diese Entscheidung bedauern wir besonders für die kleineren Bands, die jede Chance nutzen möchten, sich live zu präsentieren. Für das kommende Jahr sind alle Optionen offen." 2024 bleibt die  Hauptveranstaltungsstätte des Festivals, so der neue Geschäftsführer.

Musikalisch will sich das Reborn Festival etwas breiter aufstellen, als das Black Mountain, "sodass Bands mit hartem Aggrotech-Sound, hartem EBM oder Goth-Rock neben weltweit berühmten Elektro-Acts spielen können." Synth-Pop und Neue Deutsche Härte sind Musikrichtungen die weiterhin bestehen bleiben. Eine große Neuerung steht außerdem schon fest: "Eine Neuerung, die ich verraten kann, ist die Bereitstellung der neuen Tickets und Merchandising-Artikel über eine speziell für Musiker und Musikevents konzipierte Crowdfunding-Plattform."

Alte Bands zurück gewinnen 

Natürlich interessieren sich die Fans vor allem auch für das musikalische Line-Up, nachdem z.B. die beliebte Rockband Ost+Front abgesagt hat und die Webseite des neuen Festivals noch nicht wieder online ist (geplant soll sie Donnerstag bzw. Freitag diese Woche wieder online sein). "Zu den Bands darf ich derzeit noch keine Auskunft geben. Mit unseren Medienpartnern und Agenturen haben wir vereinbart, die Informationen im Laufe dieser Woche synchron zu veröffentlichen. Es war unser Ziel, einige der ursprünglich geplanten Acts wieder zu gewinnen, da bereits viele Karten im Vorverkauf aufgrund dieser Bands erworben wurden. Es wird jedoch auch neue Acts geben. […] Für dieses Jahr sind wir bescheidener, aber für das kommende Jahr haben wir große Pläne, um das Festival in der Erzgebirge-Region zu etablieren."

"Für das Festival wünsche ich mir, dass die gesamte Musikszene ein Zeichen von "Jetzt erst recht" setzt, in überwältigender Anzahl erscheint und wir gemeinsam ein außergewöhnliches Musik-Festival erleben. Es soll ein Zeichen dafür sein, dass wir uns die Musik und das damit verbundene Lebensgefühl nicht von extremistischem Gedankengut nehmen lassen. Die Erwartungen an das Reborn Festival und an die Arbeit der neuen Crew sind im Moment sehr hoch. Falls also etwas nicht sofort perfekt sein sollte, bitten wir um Nachsicht. Wir laden alle herzlich ein, zwei Tage lang einfach Spaß zu haben."

Alle bisher verkauften Tickets behalten ihre Gültigkeit. Das Festival wird auch weiterhin einen karitativen Zweck verfolgen. Der Kartenvorverkauf wird zeitnah wieder freigeschaltet.

Würdet ihr die AFD verbieten? Stimmt hier ab!

 

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