Scharfenstein. Der milde Winter und die sich auch in diesem Jahr wieder abzeichnende Trockenheit spielen dem Buchdrucker in die Karten. Gemeint ist nicht etwa eine Berufsbranche, die vom Klima profitiert, sondern eine Art des Borkenkäfers. Diese wird immer mehr zu einer Gefahr für den Wald im Erzgebirge. "Aufgrund der Trockenheit litten die Fichten hier unter extremen Trockenstress", erklärt Wilhelm Schlecht. Der Mitarbeiter des Sachsenforsts, der sich derzeit als Stellvertreter um das Revier Börnichen kümmert, hat somit eine große Sorge mehr.
Trockenheit schadet den Abwehrkräften
Vor allem an steinigen Hängen, wie sie in der Region häufig vorkommen, seien Fichten dem Borkenkäfer schutzlos ausgeliefert. Selbst wenn es regnet, kann der Boden hier kaum Wasser speichern. Dabei ist das Wasser wichtig für die Abwehrkräfte der Bäume. Es fördert den Harzfluss, der die Mundwerkzeuge der Käfer verklebt. "Bei Trockenstress hat die Fichte jedoch zu wenig Flüssigkeit, um genügend Harz für die Abwehr von Borkenkäfern zu bilden", erklärt Wilhelm Schlecht. Folge der aktuellen Witterung ist daher, dass der Buchdrucker wieder fleißig am Arbeiten ist. Um zu verhindern, dass er sich noch weiter ausbreitet, bleibt dem Forst oft nur eine Möglichkeit: Befallene Bäume müssen gefällt werden.
Operation wie bei einem Tumor
Als Beispiel nennt der Förster den Wald zwischen Zschopau und Scharfenstein, wo unterhalb der Teufelsnase am Nesselfleck 70 Bäume gefällt wurden. "Die einzigen möglichen Maßnahmen zur Eindämmung der Borkenkäferkalamität sind, die befallenen Fichten so schnell wie möglich zu fällen und aus dem Wald zu transportieren, oder sie zu begiften", sagt Wilhelm Schlecht. Letztere Lösung trifft nur zu, wenn das Gebiet nicht mit schwerer Technik erreichbar ist. Die Kritik einiger Bürger, dass der Borkenkäfer nur als Vorwand für Kahlschläge genutzt werde, kann der Förster nicht nachvollziehen. Es gehe nicht um Geld, zumal die Holzpreise derzeit "im Keller" seien, sondern allein um die Bekämpfung des Borkenkäfers.
Neben sichtbar kranken Bäumen müssten dafür mitunter auch Exemplare weichen, die scheinbar noch gesund sind. Gerade im Frühjahr sei aber nicht immer eindeutig festzustellen, ob ein Baum befallen ist. Außerdem vergleicht der Förster das Vorgehen mit einer Operation an einem Krebspatienten: "Dabei wird auch gesundes Gewebe mit ausgeschnitten, um eine weitere Verbreitung des Tumors zu verhindern."