Zschopau. Seit Monaten stellt der Kanalbau den Verkehr in Zschopau buchstäblich auf den Kopf. Ampeln kosten die Autofahrer viel Zeit. Auch Konzentration ist gefragt, denn einige Straßen sind nun in umgekehrter Richtung befahrbar. Doch die Stadt tut alles dafür, dass das Bauvorhaben bald abgeschlossen ist. Nach getaner Arbeit auf der Gartenstraße ist nun die Rudolf-Breitscheid-Straße an der Reihe, wo in dieser Woche eine spezielle Technologie zum Einsatz kam. Statt den alten Abwasserkanal auszubuddeln und zu entfernen, wurde in das Betonrohr hinein einfach eine neue Leitung verlegt - und zwar aus Folie und Harz. Was zunächst noch nach einem zusammengelegten riesigen Bettlaken aussah, war nur wenige Stunden später ein neuer Kanal.
Kamera mit doppelter Funktion
Schlauchlining nennt sich dieses Konzept, das keineswegs eine hochmoderne Entwicklung darstellt. "Das gibt es schon seit über 20 Jahren. Es spart Zeit und Kosten", sagt Bauleiter Martin Lehmann, der extra aus Dresden angereist war. Und mit ihm eine kleine Kolonne, die sonst bundesweit unterwegs ist. Einer der Laster hielt am oberen Gullideckel, der andere 50 Meter weiter am unteren. In den am Morgen gereinigten alten Kanal wurde zunächst eine mobile Kamera geschickt, um noch einmal alles zu inspizieren. Gleichzeit transportierte das Gerät ein Seil auf die andere Seite, um dann eine Gleitfolie durch den Kanal zu ziehen. Daraufhin kam die Seilwinde erneut zum Einsatz. Diesmal wurde das wichtige Material hinüber zum anderen Ende befördert.
UV-Licht sorgt für anhaltende Form
"Zwischen einer Außen- und einer Innenfolie befindet sich Glasfasergewebe, das mit Harz getränkt ist", erklärt Lehmann. Alles wirkt zunächst wie ein zusammengelegtes Laken, das sich leicht durch den alten Kanal ziehen lässt. Nachdem an beiden Enden sogenannte Packer angebracht sind, wird der Schlauch aufgeblasen und nimmt eine runde Form an. Um diese aber auch zu halten, wird das Harz erhärtet. Dies geschieht mit einer Lichterkette, die trotz des Namens nicht an Weihnachten erinnert. Stattdessen handelt es sich um ein Gerät, das sich langsam durch den Kanal bewegt und acht Lampen mit jeweils 800 Watt bei sich trägt. "Das UV-Licht regt das Harz zum Aushärten an", erläutert Lehmann den letzten großen Arbeitsschritt. Denn schon bald darauf war die neue Leitung fertig. Das gesamte Zschopauer Bauprojekt wird allerdings weiterhin Zeit in Anspruch nehmen - und die Autofahrer Zeit sowie Konzentration kosten.