"Sportler der ersten Stunde" Erich Kypke verstorben

Motorsport Wassertropfen im Vergaser machen vor 60 Jahren Beinahe-Sieg von MZ zunichte

Zschopau. 

Zschopau. Der Geländefahrer der ersten Stunde Erich Kypke ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb er bereits am 21. März, wenige Monate vor seinem 85. Geburtstag am 30. Juli.

 

Aufregung unter den Fahrern

Der Potsdamer gab 1960 seinen Sechstagefahrt-Einstand. Erst im Jahr zuvor war er 350er-DDR-Meister auf einer MZ ES geworden. Bei der 35. Sechstagefahrt im Herbst vor 60 Jahren im steiermärkischen Kurort Bad Aussee hatte die DDR für die Trophy erstmals ein reines MZ-Aufgebot aus Werner Stiegler, Horst Lohr, Werner Salevsky, Horst Liebe, Fred Willamowski und Erich Kypke entsandt. Am 19. September erfolgte der Startschuss für die 286 Endurofahrer aus 16 Ländern bei den Six Days, die sich zwischen Dachstein und Großglockner fast ausschließlich auf Straßen und weniger im Gelände abspielten.

 

Im DDR-Trophy-Team lief bis zum Tag 2 trotz starker Regenfälle alles rund, man verteidigte die Vortages-Führung souverän. In der darauffolgenden Nacht hatte es wieder wolkenbruchartig gegossen. Am nächsten Morgen herrschte Aufregung unter den Fahrern, die befürchteten, dass durch den Regen die Maschine nicht anspringen würde. Denn bereits nach 6 Kilometern hatten die Veranstalter die erste Zeitkontrolle platziert. Damit war allen schon vor dem Start klar, wer nicht rechtzeitig wegkommt, kassiert eine Zeitstrafe. Dieser Umstand wurde Erich Kypke zum Verhängnis. "Wir hatten nach dem zweiten Tag bereits so viele Gutpunkte, dass die anderen Nationen schon befürchteten, 'oh Gott, die werden uns gefährlich'. Als mein Einsatz am Morgen des 3. Tages kam, sprang meine Maschine einfach nicht an. Ich habe das Motorrad dann angeschoben, was das Zeug hält, so dass mir fast die Zunge aus dem Hals sprang. Als das nichts brachte, blieb mir nichts weiter übrig, als die Maschine auf die Seite zu legen, um den Vergaser zu öffnen, wo ich das Problem vermutete. Und tatsächlich entdeckte ich einen Wassertropfen vor der Hauptdüse. Ich konnte die Maschine wieder zum Laufen bringen, hatte in der Zwischenzeit aber jede Menge Zeit verloren. Als ich dann mit ungeheurer Wut im Bauch an der 1. Zeitkontrolle ankam, hätte ich beinahe dem Impuls nachgegeben, den Tisch dort umzufahren. Doch es half nichts. Ich erhielt für verspätetes Erscheinen 14 Strafpunkte", erinnerte sich Erich Kypke bei einem einschlägigen Treffen in Zschopau. Damit war der erste mögliche Trophysieg für MZ ins Wasser gefallen.

 

Kampfkraft, Disziplin, Ehrgeiz und Können

Der Zschopauer Volker Uhlig, bis vor wenigen Jahren Organisator der MZ-Treffen in Zschopau, erinnert sich an Erich Kypke: "Er war ein geschätzter und gefragter Gesprächspartner bei unseren jährlichen Zusammenkünften. Wir werden seine offene und authentische Art vermissen. Er war ein Sportler der alten Schule, mit Kampfkraft, Disziplin, Ehrgeiz und Können."

Im Jahr 2005 schließlich hatte Erich Kypke der Stadt Zschopau, vertreten durch den damaligen Bürgermeister Klaus Baumann, seine Fahrer-Armbinde übergeben, die seither die Motorradausstellung von Schloss Wildeck in Zschopau bereichert.

 

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