Zum 120. Jahrestag des Autobaus in Zwickau

MOTORSPORT Am 10. Mai 1904 ließ August Horch sein neues Unternehmen ins Zwickauer Handelsregister eintragen

Zwickau. 

Zwickau. Zwickau und der Automobilbau können auf eine lange gemeinsame Tradition zurückblicken. Horch und später Audi verhalfen der Stadt in Westsachsen zu einem guten Ruf. Das Geburtsjahr der Auto-Marke Horch jährt sich heute zum 120. Mal. Am heutigen 10. Mai 1904 ließ August Horch die "August Horch & Cie. Motorenwerke AG" ins Zwickauer Handelsregister eintragen und erweckte damit den Automobilbau in Westsachsen zum Leben.

Die Vorgeschichte

Firmengründer war der in Winningen an der Mosel geborene August Horch, der sich nach seinen Lehr- und Wanderjahren als Schmied in Mittweida zum Ingenieur ausbilden ließ. Neben diversen Anstellungen in Unternehmen des Motorenbaus war er auch bei Benz in Mannheim tätig. Hier war er Leiter der Abteilung Motorwagenbau. Im November 1899 gründete er schließlich in Köln-Ehrenfeld seine eigene Firma, die August Horch & Cie.

Die Reparatur von Motorwagen allein befriedigte August Horch jedoch nicht. Parallel konstruierte er sein erstes Automobil mit dem im Januar 1901 die erste Probefahrt stattfand. Die Konstruktion war das eine, die Kapitalbeschaffung für die Produktion das andere. Nachdem auch die zweite Voraussetzung erfüllt war, verlegte August Horch seine Firma nach Reichenbach im Vogtland.

Das Modell 2 produzierte in 2,5 Litern Hubraum ca. 5 PS und wies zahlreiche Innovationen auf. So zum Beispiel den stoßfreien Motor, bei dem die zwei Zylinder einen gemeinsamen Verbrennungsraum besaßen, oder auch den Kardanantrieb. Des Weiteren beschleunigte August Horch sowohl den Einsatz von Leichtmetallen, wie auch von hochfesten Stählen im Automobilbau.

Ideale Produktionsstätten in Zwickau gefunden

In Zwickau wurden dann 1904 die idealen Produktionsstätten gefunden, sodass das Unternehmen erneut umzog. Gleichzeitig wurde es in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Im Zuge der ständigen technischen Weiterentwicklung ordnete August Horch als einer der Ersten die Ventile hängend an. Der Zwickauer Rechtsanwalt Dr. Stöß gewann mit solch einem Vierzylinder-Horch mit OHV-Motor 1906 die Herkomer Fahrt, eine der damals bedeutendsten Rennveranstaltungen.

Besonders in den Anfangsjahren des Automobilbaus wuchsen viele ursprüngliche Manufakturen dermaßen, dass bald neue Gesellschafterformen gefunden werden mussten. Doch viele Schöpfer von Automobilunternehmen zerstritten sich mit ihren Vorständen oder Aufsichtsräten. Auch August Horch erging es so.

Im Juni 1909 verließ er das Unternehmen. Bereits einen Monat später gründete er ebenfalls in Zwickau seine neue Firma, die August Horch Automobilwerke GmbH. Doch August Horch hatte es versäumt, seinen Namen schützen zu lassen, sodass alle Rechte bei der AG lagen. Somit war er gezwungen unter neuem Namen zu firmieren.

Audi wurde zweiter Zwickauer Automobil-Hersteller

Am 16. Juli 1909 ließ August Horch gleichlautende Automobilwerke GmbH ins Zwickauer Handelsregister eintragen, doch da unter dem Namen Horch bereits ein Automobilunternehmen in der westsächsischen Stadt firmierte, musste ein neuer Name gefunden werden. Der jahrelange Mythos, dass der Sohn eines seiner engsten Mitarbeiter bei Latein-Hausaufgaben auf die Idee gekommen sei, Horch einfach ins lateinische audi zu übersetzen, ist heutzutage nicht mehr haltbar.

Wahrscheinlicher gilt inzwischen, dass der private Latein-Lehrer der Familie den Anstoß gab und audi auf Grund von Rechtsstreitigkeiten mit den Worten "man höre auch die andere Seite" interpretierte. Wie dem auch sei, datiert der Geburtstag von Audi auf dem 25. April 1910.

22 Jahre später sollten sich dann die Wege von Horch und Audi wieder kreuzen, als sie zusammen mit DKW und Wanderer zur Auto Union verschmolzen.

Autos des Oberklasse

Nach dem ersten Weltkrieg übernahmen die Berliner Argus Flugmotorenwerke die Aktienmehrheit bei Horch. 1922 wurde Paul Daimler, ein Sohn Gottlieb Daimlers, Chefkonstrukteur bei Horch, nachdem er sich mit seiner Hausmarke überworfen hatte. Daimler machte sich sofort an die Entwicklung eines Achtzylinders, dem man sich ab 1927 fast ausschließlich hingab. Die produzierten Stückzahlen hielten sich zwar in Grenzen, doch waren diese gar nicht nötig. Auf Grund der hohen Verarbeitungsqualität und der Laufruhe der Achtzylinder-Motoren erreichte Horch dennoch einen sehr großen Marktanteil in der Oberklasse. Der erste Achtzylinder-Horch war der Typ 303, der einen Hubraum von 3132 ccm hatte und 60 PS leistete. Interessant, das jeder Horch-Kunde sich solch ein Modell mit einer individuellen Karosse verschiedenster Spezialfabriken versehen lassen konnte.

1932 war dann das Jahr, in dem sich die vier bereits erwähnten sächsischen Hersteller zur Auto Union AG zusammenschlossen. 1934 betrat die Auto Union dann mit dem legendären 16-Zylinder Typ A -Rennwagen im großen Stile die internationale Motorsportbühne. Der sächsische Fahrzeugherstellerverbund wurde zwar zentral geleitet, die vier Marken behielten aber im Wesentlichen ihre Standorte und die Produkte ihre Namen.

Die zentrale Werkssportabteilung der Auto Union wurde in Chemnitz eingerichtet, der Rennwagenbau erfolgte in Zwickau und zwar bei Horch. Da Horch Automobile für die Luxusklasse herstellte, fand man hier die besten Voraussetzungen an genauesten Bearbeitungsmaschinen und vielfältigen Produktionsanlagen.

1939 brachte Horch mit dem 930S das letzte Modell auf den Markt, dessen Lieferzeit ein dreiviertel Jahr betrug. Dies war zwar eine sehr lange Zeit, aber im Vergleich zum etwas weniger luxuriösen Trabant einige Jahre später eher gering.

Im Frühjahr 1940 wurde bei Horch schließlich die Friedensproduktion eingestellt. 70.000 Achtzylinder-Wagen verließen die Zwickauer Fabrikhallen bis dahin, welche nach dem Zweiten Weltkrieg fast restlos leer geräumt wurden und als Reparationsleistung in die Sowjetunion gebracht wurden.

Neuanfang in der westlichen Besatzungszone

Einige Ex-Vorstandsmitglieder der Auto Union unternahmen in den westlichen Besatzungszonen einen Neuanfang. In Ingolstadt ließ man jedoch lediglich DKW und später Audi in neuem Glanz erstrahlen, womit die Geschichte von Horch mit dem Zweiten Weltkrieg endete.

August Horch war bei seinem Unternehmen Audi bis zu seinem Weggang nach Berlin 1920 als Direktor beschäftigt und fungierte danach für Audi, aber auch weitere Unternehmen als Berater und Publizist. 1922 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Braunschweig verliehen und 1938 folgte das Ehrenzeichen des Vereins Deutscher Ingenieure. 1939 und 1949 ernannten ihn Zwickau bzw. Winningen zum Ehrenbürger. Ebenfalls 1949 berief ihn die in Ingolstadt neu gegründete Auto Union GmbH in den Aufsichtsrat.

Am 3. Februar 1951 verstarb August Horch im Alter von 82 Jahren in seiner Nach-Kriegs-Heimat Münchberg.

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